Produkttest

Surface Laptop Go: Microsofts bisher kleinstes Notebook im Test

Martin Jud
10.11.2020

Microsoft bringt ein 12,4-Zoll-Notebook mit Einsteiger-Ausstattung: das Surface Laptop Go. Es kommt mit Intel 10th-Gen-i5-SoC, hat einen Touchscreen und auf den ersten Blick kaum Schwächen. Was der zweite Blick wohl sagt?

Die Specs des Testmodells mit Farbgebung Sandstone:

Das Surface Laptop Go gibt’s mit relativ grossem Preisabschlag auch mit 128 GB SSD. Microsoft bittet beim Laptop Go hart zur Kasse für mehr Speicher.

Weiter existiert eine Version, von deren Kauf ich hier dringendst abraten möchte, mit mickrigen 4 GB RAM und 64 GB billigem eMMC-Speicher. Die Laptops sind theoretisch in den Farben Platinum, Ice Blue und Sandstone verfügbar. Doch sind die Sandstone-Modelle teilweise nicht lieferbar.

Design und Anschlüsse

Ein handliches Notebook im unverkennbaren Surface-Gewand: Die Aluminiumoberfläche im Sandstone Look, welche den vier Millimeter dünnen Deckel und die Oberseite der Basis ziert, sieht gut aus und fasst sich auch entsprechend metallisch-kühl an.

Die Unterseite der Basis fühlt sich ebenfalls angenehm an – leicht gummiert. Klopfe ich mit dem Fingernagel dagegen, klingt das Material wie harter Plastik. Microsoft schreibt dazu, dass ein Polycarbonatharz-Verbundsystem mit Glasfaser und 30 Prozent recycelten Post-Consumer-Materialien verwendet wurde.

Aufgeklappt wird ein relativ weit an die Seiten und den oberen Rand gezogenes Display sichtbar. Rund sieben Millimeter beträgt der Abstand und bietet auch für eine 720p-Frontkamera genügend Platz. Die Lüftungsschlitze der aktiven Kühlung sind unauffällig oberhalb der Tastatur vor dem Displayscharnier angebracht. Je nach Lichteinfall schimmert das Aluminium rund um die Tastatur in einem leichten Rosaton. Hui...

Die Anschlüsse sind an der linken Seite zu finden und schnell aufgezählt. Microsoft spendiert einen USB-C- und einen USB-A-Anschluss sowie einen 3,5-mm-Klinkenanschnluss. Das ist alles. Mehr gibt es nicht. Auch keinen Micro SD Slot. Mehr Connection gibt es nur über Bluetooth 5.0 oder Wi-Fi-6. Geladen wird an der rechten Seite am Surface-Connect-Anschluss.

Touchscreen mit abgerundeter Display-Maske

Ohne direkt ein Vergleichsgerät mit höherer Auflösung daneben aufzustellen, fällt beim glänzenden 12,4-Zoll-IPS-Touch-Display im 3:2-Format kaum auf, dass es nicht mal 1080p-Filme nativ darstellen kann. Dazu ist die Auflösung von 1536 × 1024 Pixel zu niedrig. Dennoch bin ich leicht enttäuscht davon. 148 ppi empfinde ich als nicht mehr zeitgemäss. Schon gar nicht zum heute vorliegenden Preis.

Was mir zum ersten Mal bei einem Display auffällt, ist, dass das dargestellte Bild leicht abgerundete Ecken hat. Die Display-Maske beschneidet einige Pixel, was eigentlich ganz gut ausschaut. Dennoch bin ich etwas verwirrt und verwundert darüber. Ist das wirklich sinnvoll? Habe ich das schon irgendwo davor gesehen? Schwamm drüber.

Ähnlich wichtig wie die Auflösung ist die Gleichmässigkeit der Hintergrundbeleuchtung, deren maximale Helligkeit und wie exakt das Display Farben darstellen kann. Herausfinden tue ich das, indem ich es mit dem x-rite i1Display Pro Plus vermesse:

Mit über 300 cd/m² maximaler, durchschnittlicher Helligkeit – genauer 331 cd/m² – leuchtet das Display so hell, wie ich es mir mindestens von einem mobilen Endgerät wünsche. Damit lässt sich überall wo Schatten ist, auch bei etwas grelleren Lichtverhältnissen arbeiten.

Hervorragend ist die Gleichförmigkeit der Ausleuchtung, welche beinahe absolut gegeben ist. Lediglich 14 cd/m² Unterschied sind zwischen hellster und dunkelster Messung auszumachen. Eine minimale Differenz, die praktisch unmöglich von blossem Auge erkannt werden kann.

Tastatur ohne Licht

Wieso nur Microsoft? Da ist zwar als Ausgleich für die fehlende Gesichtserkennung ein Fingerabdrucksensor im Power Button verbaut, aber eine Tastenbeleuchtung fehlt. Zumindest fehlt sie, wenn ich abseits vom Zehnfingersystem eine Taste suche und dabei im dunklen Stollen sitze.

Beim sanften Berühren der Tasten überkommt meine Fingerkuppe abermals ein Gefühl von gummiert. Haue ich in die Tasten, fühle ich zu Beginn des Tastenweges einen klaren Druckpunkt. Der Tastenhub beträgt 1,3 Millimeter. Ich tippe nach kurzer Eingewöhnung schnell und präzise. Dabei ist die Tastatur beinahe lautlos.

Am Trackpad mit einer Grösse von 10 × 6,7 Zentimeter habe ich absolut nichts auszusetzen. Es fühlt sich schön glatt an und ich führe den Zeiger damit schnell und präzise zu gewünschter Position. Das Klicken der integrierten Tasten ist unaufdringlich leise und irgendwie befriedigend. Da drücke ich gerne rum.

Unsichtbare Notebook-Lautsprecher

Microsoft verbaut die bereits bekannten OmniSonic-Lautsprecher unter der Tastatur. Und die haben sich mittlerweile gemacht: Beim Surface Laptop 2 bemängelte ich noch, dass sie bei sehr hohen Tönen teilweise scheppern. Doch das ist Vergangenheit. Die Tiefen, Mitten und Höhen klingen zudem recht ausgewogen, wenn auch dem Bass sehr viel Wumms fehlt.

Was noch immer nicht geht, ist härterer Sound. Gitarren bei Metal, Rock oder Industrial – beispielsweise bei «Wurstwasser» von «Mundstuhl» – klingen eher dezent und fern.

Übrigens schade, dass es Wurstwasser nur in 240p gibt.

Akkuleistung mit Wurstwasser und Hackbraten

Wie lange schafft es das Microsoft-Notebook Wurstwasser in Dauerschleife abzuspielen? Wie verhalten sich CPU und Batterie auf Höchstleistung? Komme ich mit dem Laptop im mobilen Office mit einer Akkuladung durch den Tag?

Youtube-Dauer-Streaming

Natürlich streame ich nicht nur Wurstwasser. Ab und zu läuft auch ein Musik-Clip von Hackbraten, also Meat Loaf. Ich streame Youtube-Videos bei 150 cd/m² Display-Helligkeit in Dauerschleife, bis das Notebook genug hat.

Akkulaufzeit, CPU Performance und Lautstärke unter Höchstleistung

Um zu sehen, wie sich der Akku und das SoC Intel Core i5-1035G1 mit der aktiven Kühlung unter Höchstleistung machen, lasse ich den Stresstest HeavyLoad sowie FurMark mit höchster Bildschirmhelligkeit gleichzeitig laufen.

Eine Minute nach Start nehme ich ein leises Rauschen des Lüfters wahr, das nach zwei Minuten etwas lauter wird und dann bis zum Ende mit gleichbleibender Lautstärke weiterrauscht. Aus Sitzposition, etwa eine Armlänge entfernt, messe ich 43 Dezibel, was einer ruhigen Wohngegend entspricht.

Akkulaufzeit bei Office-Arbeiten

Wenn ich im Office auf Youtube im Hintergrund verzichte und einen Arbeitstag ohne ausufernde Videotelefonate habe, reicht der Akku um die neun Stunden.

CPU und Grafikprozessor

Auf dem Chip steckt auch Intels UHD Graphics G1, welche mit 300 MHz läuft und eine maximale dynamische Frequenz von 1,05 GHz aufweist. Ausserdem liefert das SoC auch Wi-Fi 6 und bietet unter anderem eine KI-Hardwarebeschleunigung.

Performance: Das leisten CPU und GPU

Nach dem Stresstest dürfen CPU und GPU jetzt erneut ran. Mit den Benchmarks Cinebench R20 und Geekbench 5 teste ich primär die Prozessorleistung. Die schwache integrierte GPU darf ihre Leistung im Night Raid Benchmark von 3DMark zeigen. Mit PCMark 10 werden typische Office-Arbeiten simuliert und geprüft.

Cinebench R20 und Geekbench 5

Cinebench von Maxon testet, wie sich dein PC beim Rendern von Cinema 4D-Inhalten schlägt. Prozessoren mit mehr Cores werden hier immer ein besseres Resultat liefern (ausgenommen Single-Core-Resultat).

Die Resultate des Testgeräts:

Gaming-Benchmark: 3DMark Night Raid

Mit Night Raid von 3DMark teste ich Gaming auf unterstem Niveau. Dieser DirectX 12 Benchmark ist für mobile Endgeräte mit integrierter GPU gedacht.

Das Laptop Go holt 6801 Punkte und hinkt damit einem durchschnittlichen Office Notebook des Jahres mit Intel Iris Pro Graphics und i7-1065G7 etwas hinterher: Das i7-Referenz-Modell kommt auf 9408 Punkte.

Office-Benchmark: PCMark 10

Dank PCMark 10 von 3DMark lassen sich PCs und Notebooks auf die vielfältigen Aufgaben an einen Arbeitsplatz testen. Er ist ein Office-Benchmark und taugt für alle Geräte mit schwacher GPU.

Mit 3317 Punkten liegt das Laptop Go erneut ähnlich weit vom bereits oben genannten i7-Referenz-Modell entfernt, welches in diesem Test 4611 Punkte holt. Dennoch ist das vorliegende Notebook bestens für alle Office-Arbeiten gerüstet. Auch etwas Photoshop liegt drin, wenn auch mit ungenauer Adobe-RGB-Darstellung.

Fazit: Gut gekühltes i5-Gerät mit schlanker Ausstattung

Endlich ein Microsoft-i5-Gerät mit aktiver Kühlung. Bravo!

Genauso lobenswert ist das schöne Design, dass die Power problemlos für alle Office-Situationen ausreicht und dass das Touchscreen gleichmässig ausgeleuchtet und hell daherkommt. Ebenso kann ich am Trackpad und der Tastatur fast nichts bemängeln. Fast, weil mir die fehlende Tastenbeleuchtung noch immer ein Dorn im Auge ist.

Weniger lobenswert ist die geringe, aber noch genügende Auflösung von 1536 × 1024 Pixel. Weiter sind nur wenige Anschlüsse vorhanden und der Speicherplatz von 256 GB kostet im Vergleich zu den anderen Modellen leider viel.

Auch wenn das Gerät seinen Charme hat und seinen Zweck erfüllt, würde ich es nur kaufen, wenn es denn unbedingt ein Surface-Notebook sein soll. Andere Hersteller bieten Geräte mit besseren Innereien zum günstigeren Preis.

25 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.


Computing
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Notebooks
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Produkttest

Unsere Expertinnen und Experten testen Produkte und deren Anwendungen. Unabhängig und neutral.

Alle anzeigen

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Produkttest

    Lüfterloses, violettes Microsoft Surface Pro mit 12 Zoll im Test: grundsätzlich gut, aber ...

    von Martin Jud

  • Produkttest

    Microsoft Surface Pro for Business mit neuestem Intel-Chip im Test

    von Martin Jud

  • Produkttest

    Surface Laptop 2: Design hat seinen Preis

    von Martin Jud