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Kritik

«Super Monkey Ball: Banana Rumble» macht Spass und treibt mich zur Weissglut

Der neueste «Super Monkey Ball»-Ableger ist ein gelungenes Geschicklichkeitsspiel mit einigen nervigen Macken.

Als kleiner Domagoj habe ich ab und zu mit kleinen Kugel-Labyrinthen aus Holz gespielt. Sehr wahrscheinlich sind dir die Dinger in deiner Kindheit auch begegnet. Mit sanften Bewegungen beförderst du eine kleine Kugel an Hindernissen und Löchern vorbei ins Ziel.

Die «Super Monkey Ball»-Games sind quasi virtuelle Versionen dieses simplen Spielprinzips. Statt eines schnöden Holzlabyrinths gibt es in den Games bunte Kurse voller verrückter Gefahren und Hindernissen. Und statt einer leblosen silbernen Kugel gibt es süsse Äffchen, die in Plastikkugeln umher flitzen.

Das letzte Game in der Spielreihe – Remakes und Remasters ausgeschlossen – ist nun schon zwölf Jahre alt. Meine Erfahrungen mit den Spielen liegen noch länger zurück. Mit «Banana Rumble» wage ich den Wiedereinstieg in die Serie und mache mich zum Affen. Eine Entscheidung, die ich im Nachhinein bereue – zumindest teilweise.

Ein fetter Abenteuer-Modus

Die Hauptattraktion des Spiels ist der umfangreiche Abenteuer-Modus. In zehn thematisch unterschiedlichen Welten stehen mir insgesamt 200 (!) Levels zur Verfügung, durch die ich die kleinen, süssen Äffchen navigieren muss.

Die «Story», die diese Welten zusammenhält, ist ein belangloses Affentheater. Die Primatenbande rund um AiAi, GonGon und Co. sind auf der Suche nach einer legendären Banane, die anscheinend unheimliche Kräfte birgt. Aha. Mir egal, ich will einfach durch die Level kullern.

Auch die schön produzierten Zwischensequenzen packen mich nicht. Das liegt aber vor allem an der schrecklichen «Sprach»ausgabe mit nervigen Affengeräuschen. Zum Glück kann ich die Filmchen jederzeit überspringen und muss keine Angst haben, irgendeinen wahnsinnigen «Story»-Twist zu verpassen.

Auf dem Weg zum Ziel gibt es Bananen zum Einsammeln. Je mehr ich sammle, desto höher mein Score. Mit den gewonnenen Punkten schalte ich neue kosmetische Items für die Äffchen und neue Charaktere frei. Am schwierigsten platziert ist jeweils eine goldene Banane, die Extrapunkte gibt. Viel Zeit kann ich mir aber nicht lassen – ich habe jeweils nur eine Minute, um ins Ziel zu gelangen.

Die verschiedenen Spielfiguren, die mir zur Auswahl stehen, bringen unterschiedliche Vor- und Nachteile mit sich. Einige Affen sind schnell, aber unpräzise. Andere hingegen langsam und sehr genau. Je nach Level wähle ich den geeigneten Primaten für die Mission aus.

Ein fettes Lob muss ich der grossen Bandbreite an visuellen Umsetzungen und kreativen Gameplay-Ideen aussprechen. Das simple Spielprinzip wird in den 200 Levels auf überraschende Art und Weise eingesetzt. Mein Favorit ist ein Level mit einer riesigen Uhr, bei dem ich drehende Sekundenzeiger als Rampe für waghalsige Boost-Sprünge nutzen muss. Genial!

Genial ist auch der Soundtrack. Meine Reise durch die nervenaufreibenden Parcours wird mit meist elektronischen Upbeat-Ohrwürmern begleitet. Hör dir diesen absoluten Banger aus der «Neon-Arena» an (Track kommt ab Sekunde 32). Ich liebe es!

Das ist doch unfair!

Frustpotenzial besteht auch bei der Kamera. Diese verfolgt den kleinen Affen automatisch und dreht sich mit seinen Richtungswechseln mit. Oft ist sie aber ungünstig positioniert und lässt mich gefährliche Hindernisse nicht sehen. Bei Levels mit sich bewegenden oder drehenden Plattformen gibt die Kamera komplett den Geist auf. Ich habe kein Gefühl dafür, wo ich mich hinbewege und falle völlig desorientiert in den Tod.

Immer wieder scheitere ich an diesen frustrierenden Stellen und gebe dem Spiel die Schuld. «Das ist doch unfair», schreie ich wie ein tollwütiger Affe und werfe meinen Switch-Controller aus Frust auf den Boden. Dank flauschigem Teppich im Wohnzimmer verträgt er die Stürze zum Glück ziemlich gut.

Ich cheate mich durch

Falls du, wie ich, Probleme mit der Kamera und Steuerung hast, wird einen Blick in die Einstellungen helfen. Dort gibt es unglaublich viele Anpassungsmöglichkeiten, mit denen du Knopfbelegungen, den Totzonenbereich der Analogsticks und das Verhalten der Kamera deinen Bedürfnissen anpassen kannst. Auch eine Bewegungssteuerung kann dort aktiviert werden. Das extensive Einstellungsmenü hat meine Probleme mit dem Spiel nicht behoben, aber zumindest ein bisschen gelindert.

Falls alle Stricke reissen, bietet das Game in den Levels zusätzliche Hilfeoptionen. Mit diesen weist dir ein Geist den optimalen Weg. Auch Checkpoints gibt es – ein Feature, das mich in einigen Levels vor dem nächsten Wutanfall gerettet hat. Nehme ich diese «Cheats» in Anspruch, wird meine Bestzeit für das Level nicht gezählt. Mir doch egal.

Das Spiel geht noch einen Schritt weiter – schaffe ich ein Level ums Verrecken nicht, habe ich die Möglichkeit es gegen den Einsatz von erspielten Punkten zu überspringen. Obwohl mich meine Gamer-Ehre zunächst daran hindert, Gebrauch von dieser Funktion zu machen, lasse ich mich im späteren Spielverlauf dazu verleiten. Und ich bereue es nicht. So kann ich mich auf die richtig guten Levels konzentrieren und die nervigen Frust-Levels ignorieren.

Ruckelnde Affen

Den Abenteuer-Modus kann ich wahlweise mit bis zu drei Mitspielerinnen oder Mitspielern im Koop angehen. Glücklicherweise lässt sich die Kollision zwischen den Plastikkugeln für diesen Modus deaktivieren – so können mich andere Affen nicht in den Abgrund schubsen. Ich bin für den Test im Zweispielermodus durch einige Levels gekullert. Das macht Spass, ist aber mit einer noch wackeligeren Framerate als im Singleplayer verbunden. Schade.

Noch grössere Performance-Probleme hat das Spiel in den chaotischen Multiplayer-Schlachten im «Kampf-Modus». In diesem tobe ich mich wahlweise lokal oder online in diversen kompetitiven Minispielen mit bis zu 15 Spielern aus. In beiden Varianten ruckelt es nonstop. Es scheint so, als könnte das Spiel so viele gleichzeitig kullernde Affen und Effekte nicht meistern. Zudem werden die Online-Partien von unerträglich langen Ladezeiten begleitet.

Spielerisch schwankt die Qualität zwischen den Minispielen stark. So bieten beispielsweise die Rennen spannende und chaotische Schlachten à la «Mario Kart» mit hohem Wiederspielwert. Die «Bananenjagd» hingegen ist lediglich eine langweilige High-Score-Jagd, die auf uninspirierten Arena-Levels ausgetragen wird. Alles in allem sind diese zusätzlichen Spielmodi nur eine enttäuschende und ruckelige Beilage zum fetten Abenteuer-Hauptgang.

«Super Monkey Ball: Banana Rumble» ist erhältlich für die Switch. Das Spiel wurde mir zu Testzwecken von Sega zur Verfügung gestellt.

Fazit

Lustiges Geschicklichkeitsspiel mit nervigen Macken

«Super Monkey Ball: Banana Rumble» ist ein spassiges Geschicklichkeitsspiel, das vor allem durch den umfangreichen Abenteuer-Modus überzeugt. Der Grossteil der insgesamt 200 Levels ist herausfordernd und kreativ designt. In einigen Levels leidet das Spiel an einer frustrierenden Steuerung, nervigen Kamera und Performance-Problemen. Mit Hilfefunktionen und Cheats kann ich diesen Frustmomenten aber aus dem Weg gehen.

Enttäuschend sind die kompetitiven Minispiele, die sowohl im Offline- als auch Online-Multiplayer mit Rucklern zu kämpfen haben. Für den Budget-Preis bekommst du aber trotzdem ein ordentliches «Super Monkey Ball»-Paket mit viel Wiederspielwert.

Während des Tests sind (trotz Wutanfällen) keine Controller zu Schaden gekommen.

Pro

  • Kreative Levels
  • Super Soundtrack

Contra

  • Teils nervige Steuerung und Kamera
  • Performance-Probleme
Titelbild: Sega

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Meine Liebe zu Videospielen wurde im zarten Alter von fünf Jahren mit dem ersten Gameboy geweckt und ist im Laufe der Jahre sprunghaft gewachsen.


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