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Super Mario Kart IRL: So baust du dir deinen Battle Mode Kart

An einem langweiligen Samstag beschliesst Melly, dass sie Mario Kart spielen will. Im echten Leben. Das funktioniert ganz gut und macht auch den Skatern in Zürich Spass.

Wenn am Samstagmorgen mein Handy klingelt, dann muss es wichtig sein. Oder auch nicht.

«Mir ist langweilig», sagt Customer Service Representative Melanie Anna Lee am anderen Ende der Leitung.

Schön für sie. Ich habe geschlafen. Damit ist wohl jetzt Schluss. Eigentlich schläft sie um die Uhrzeit auch noch. Warum sie schon wach ist, kann sie selbst nicht so recht begründen.

Aber sie hat eine Idee: Im Büro hat sie ferngesteuerte Karts gesehen, die denen aus der Video-Game-Serie «Super Mario Kart» nachempfunden sind. Wir könnten mit den kleinen Karts gegeneinander im Battle Mode antreten.

Nach einigem Gefluche und Ich-steh-jetzt-auf-Geräuschen gebe ich mich einverstanden. Denn Battle Mode hat schon auf dem Super Nintendo und dem N64 Spass gemacht, warum sollte das im echten Leben weniger langweilig sein. Ich schnappe mir also meine Kamera, die Sony a7s ii, und sage Melanie, dass wir uns im Büro treffen. Um 10 Uhr. An einem Samstag. Die spinnt doch.

Was ist der Battle Mode

«Das ist pure Nostalgie», sagt Melanie, beruft sich auf ihren Status als Kind der 1990er und der Generation N64. Ich denke mir «ist die jung», weil meine ersten Erfahrungen mit Super Mario Kart waren noch auf dem Super Nintendo.

Battle Mode ist sowas wie ein Duell auf Rädern. Damals, anno 1992, konntest du im ersten Mario Kart gegen einen Gegenspieler antreten. An der Seite deines Karts waren drei Ballons angemacht, an dem deines Gegners auch. Wenn du über Fragezeichen auf dem Boden gefahren bist, hast du eine Waffe bekommen. Grüne Panzer, rote Panzer, Bananenschalen und noch viel mehr. Wenn du deinen Gegner getroffen hast, dann hat er einen Ballon verloren. Bei null Ballons: Game Over.

Kurz: Battle Mode ist ein Klassiker in der Spielereihe und macht an der Konsole unheimlich viel Spass.

Während ich in den Kühlschrank blicke und feststelle, dass da immer noch nichts zu essen ist, frage ich mich, wie Melanie sich das vorstellt. Ich frage per SMS. Die Deutsche mit dem tätowierten Arm antwortet mit einer langen Liste und einem erschreckend präzisen Bauplan, wie wir die Karts umbauen müssen. Zu früh für mich. Ich gebe meine Frühstückspläne auf und mache mich auf in Richtung Büro.

Umbau für etwa 30 Stutz

Wenn du schon Karts hast, dann ist der Umbau ziemlich günstig. Im Büro stellt Melanie den Plan vor und serviert Frühstück – ein selbstgemachtes Müesli – während ich die GoPro von Manuel Wenk klaue. Wird er am Wochenende kaum vermissen. Hoffentlich.

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«Das ist mega easy», sagt sie.

Du brauchst:

  • Karts
  • Klebeband
  • Ballons
  • Holzstäbe
  • Taschenmesser

Von hier aus kannst du es dir schon denken.

  1. Ballons aufblasen
  2. Zwei Ballons an die Seite ankleben
  3. Einen ans Heck
  4. Holzstab auf etwa 30 cm zuschneiden
  5. Holzstab anspitzen
  6. Holzstab schräg an die Front des Karts montieren

Wichtig ist, dass der Holzstab – von uns während dem Bau kurzerhand «Kampflanze» getauft – nicht gerade an den Kart montiert wird, denn die Ballons sind höher am Kart befestigt als die Lanze gerade stechen würde. Eine exakte Wissenschaft ist das aber nicht.

Im Büro können wir natürlich nicht rumrasen. Also, wir könnten, aber wer die Battle Mode Stages aus den Games kennt weiss, dass da Platz gebraucht wird. Eine breite, offene Fläche, mit vertikalen Hindernissen. Bei den ferngesteuerten Karts ist die offene Fläche dahingehend wichtig, weil sie einen recht breiten Wendekreis haben. Die Karts können zwar driften, aber dafür braucht es eine glatte Unterfläche. Zudem ist der Drift etwas schwierig zu meistern.

Die Idee: Der Skatepark nahe der Zürcher Saalsporthalle.

Zieh hohe Schuhe an

Eine Stunde später, die Dreharbeiten sind in vollem Gang. Freiwillige Piloten unter den Skatern zu finden, war ein Leichtes. Denn Mario Kart ist Kult, Battle Mode macht Spass und wenn wir ohnehin eine Skate Bowl okkupieren, dann ist Mitmachen angesagt.

Melanie hat den Dienst an der GoPro übernommen, rennt auf dem Spielfeld hin und her. Gerade als sie zu mir auf eine Erhöhung kommen will um einen Verschnaufer zu machen, passiert das Unglück.

Donkey Kong nähert sich von hinten, trifft Melanie ins Bein. Sie hat den Kart nicht gesehen, ich nur aus dem Augenwinkel. Ihr Gesicht verzerrt sich in einem Ausdruck von Schmerz und die Frage «Was war denn das?» ist ihr abzulesen. Dann, innerhalb nur einer Sekunde, wird ihr klar, dass ich die Kampflanze an Donkey Kongs Kart in ihr Bein versenkt hat. Resignation, Ärger und ein Ausdruck von «Ja, ne, is klar».

«Tragt immer hohe Schuhe, wenn ihr Battle Mode macht», sagt sie, nachdem sie die Lanze aus dem Bein gezogen hat. Denn von alleine geht der angespitzte Holzstab nicht aus der Haut raus, so tief hat er sich in sie gebohrt. Auch Tage später schmerzt der Fuss noch, denn Donkey Kong hat sie direkt auf der Sehne erwischt.

Ballons gut aufblasen

Die Schlacht bei der Saalsporthalle geht aber weiter. Zwei Jungs und ihr Vater sind zu den Hauptpiloten geworden. Skater wechseln sich am Steuer von Bowser ab. Dann und wann müssen wir die Karts in der Mitte zusammentragen, damit ein Skater einen Trick in der Bowl vorführen kann, aber Spass haben alle.

Einzig die Februarkälte macht zu schaffen. Die Ballons werden so schnell schlaff und werden daher hart zu zerstechen.

«Eine Fonduegabel würde wohl eine bessere Kampflanze hergeben», sagt ein Skater.

«Nein! Würde sie definitiv nicht», antwortet Melanie im Gedanken an ihr blutendes Fussgelenk. Wie es sich herausstellt sind da zwei Löcher nahe ihrem Knöchel. Eines tief, das andere nicht.

Ich meine, dass der Skater wohl Recht hat, behalte das aber für mich. Melanie ist, so vermute ich, nicht besonders gut auf stechende Dinge zu sprechen. Vor allem fühle ich mich daher schuldig, da ich mir morgens beim Schnüren meiner Stiefel noch gedacht habe «Gut, dass ich hohe Stiefel habe. Da bin ich sicher, dass ich nicht gestochen werden kann.»

Sorry, Melanie.

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.

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