
Ratgeber
Das sind die Streaming-Highlights im Mai
von Luca Fontana
Neuer Monat, neue Streaming-Tipps. Ob Netflix, Disney+, Sky Show oder Prime Video: Hier erfährst du, was diesen Februar auf den Streaming-Diensten läuft.
Ich habe ein Huhn und ein Ei bestellt. Ich werde Bescheid geben, was zuerst da war. Bis dahin geht’s weiter mit den Serien- und Film-Tipps, die diesen Monat auf Netflix und Co. erscheinen.
Marvel Studios steckt seit «Avengers: Endgame» in einer Mini-Krise. Vorbei die Zeiten, in denen Filme wie «Guardians of the Galaxy», «Captain America: The Winter Soldier», «Thor: Ragnarok» oder «Black Panther» auch ausserhalb von Nerd-Kreisen für anerkennendes Nicken sorgten. Mittlerweile wirken Marvel-Filme eher beliebig. Von Kevin Feiges berühmtem, in Phasen unterteilten Masterplan ist längst nichts mehr zu spüren.
Die schlechte Nachricht: «Black Panther: Wakanda Forever» – vergangenen November im Kino gestartet – trägt nichts dazu bei, dem MCU wieder eine kohärente Stossrichtung zu geben. Die gute Nachricht: Für sich allein genommen ist «Wakanda Forever» trotzdem ein verdammt guter Film, trotz schwieriger Produktionsgeschichte. Als Black-Panther-Schauspieler Chadwick Boseman nach langjährigem Kampf gegen den Krebs 43-jährig starb, verlor das Franchise nicht nur eines seiner wichtigsten Figuren, sondern Cast und Crew einen geliebten Freund. Das spürt man im Film zu jeder Sekunde. Denn wenn die Charaktere im Film bittere Tränen um ihren geliebten König T’Challa weinen, dann sind das keine gespielten Tränen. Es sind echte: Die Menschen hinter der Kamera standen sich nahe. Harter Tobak – für uns alle.
Start: 1. Februar
Wo: Disney+
Du hast es in meinem Netflix-Filter-Ratgeber vielleicht mitbekommen: Seit einiger Zeit interessiere ich mich mehr und mehr für Anime-Filme und -Serien. Genau darum ist mir in Disneys kommenden Februar-Starts «Bleach» ins Auge gestochen.
Als TV Tokyo «Bleach» in den frühen 2000er veröffentlichte – von «Naruto» über «Pokémon» bis hin zu «Cowboy Bebop» liefen viele ikonische Anime-Serien beim japanischen Sender –, wurde das Anime schnell zum Fan-Favoriten. Im Mittelpunkt steht nämlich der Teenager Ichigo Kurosaki, der Geister und Shinigamis sehen kann – in der japanischen Kultur sind das Wesen, die für den personifizierten Tod stehen und die Seelen verstorbener Menschen, die noch an die lebende Welt gebunden sind, in die Welt der Toten führen. Ichigo schliesst sich den Shinigamis an und beginnt den Kampf gegen die bösen Geister der Welt.
Als 2012 die vermeintlich letzte Folge des Animes ausgestrahlt wurde, war die Enttäuschung riesig. Schliesslich lief das Manga – also die japanischen «Comics», auf denen das Anime basierte – weiter. Aber dann das Happy End: 2020 bestätigte die Streamingplattform Crunchyroll, das Anime fortzusetzen und damit die Geschichte fertig zu erzählen: mit «Bleach – Thousand-Year Blood War». Der perfekte Zeitpunkt also, um Verpasstes nachzuholen und sich das Finale anschliessend zu geben – ob auf Crunchyroll oder Disney+.
Start: 15. Februar
Wo: Disney+
Fliegende Chevrolets. Jetpacks, um zur Arbeit zu fliegen. Schwebende Metall-Disken, die unsere Hunde Gassi führen. Schicke Vorstadt-Häuser auf dem Mond. Du hast die Bilder und Konzepte der Zukunft, wie sie sich die Menschen in den 1950er-Jahren ausgemalt haben, bestimmt auch schon gesehen. Aber was, wenn diese Retro-Zukunft tatsächlich real wäre?
In genau solch einer Welt spielt «Hello Tomorrow!», die zehnteilige Dramedy-Serie auf Apple TV+. Darin gibt der «The Morning Show»-Star und Emmy-Gewinner Billy Crudup den charismatischen Händler Jack. Jack glaubt nämlich an eine noch bessere Zukunft. Und an temporäre Wohnungen auf dem Mond, die er seinen Kundinnen und Kunden verhökert. Zumindest, bis auch sein unerschütterlicher Optimismus auf die Probe gestellt wird.
Start: 15. Februar
Wo: Apple TV+
«Was, gibt es jetzt eine «Django Unchained»-Serie – mit einem weissen Django!?», dachte ich, als ich den Trailer zum ersten Mal sah. Dann meine Recherche: Die Serie hat nichts mit Quentin Tarantinos Western aus dem Jahr 2012 zu tun. Nicht direkt. Tatsächlich soll die Serie eine viel getreuere Interpretation des eigentlichen Originals aus den 1966ern sein: «Django». Tarantino bediente sich zwar ebenfalls des Originals. Aber viel loser. Django etwa war 1966 kein schwarzer Sklave, der seine Frau aus den Fängen eines sadistischen Sklavenhalters befreien wollte. Django war ein wortkarger, zerlumpter Revolverheld, ständig einen Sarg hinter sich herschleppend, in dem er sein Maschinengewehr versteckte. Gespielt wurde er von Franco Nero. Jener Franco Nero, der auch in Tarantinos 2012er-Werk einen Gastauftritt hatte – offiziell als Amerigo Veseppi. Inoffiziell als «sein» Django. Schliesslich weiss auch Franco Nero im Film, wie man Django schreibt.
Inszeniert wurde das Italo-Western-Original übrigens von Sergio Corbucci. Als Produzent fungierte Sergio Leone, berühmt durch seine Dollar-Trilogie mit Clint Eastwood. Mit «Django» erschufen die beiden einen der wichtigsten und einflussreichsten Western-Klassiker, auch dank jeder Menge Gesellschaftskritik. Ich kann mir also schon vorstellen, in welche Richtung die «zeitgemässe Interpretation» – so der Pressetext zur Serie – gehen wird. Eine Richtung, die mir durchaus gefällt.
Start: 17. Februar
Wo: Sky Show mit Entertainment-Pass
Ich geb’s zu: Mit Basketball kenne ich mich nicht besonders gut aus. Trotzdem faszinieren mich die grossen, ikonischen Figuren. Vor allem Michael Jordan. Wer sonst? Jordan war schliesslich der Prototyp des modernen Sport-Megastars, der auch weit über die Grenzen des eigenen Sports hinaus Berühmtheit erlangte. Der Erste, der sich selbst als Marke inszenierte. Kommerzialisierte. Der sogar eigene Modelabels gründete und einfach überall zu sehen war. Im Fernsehen. Im Kino. In Talkshows. In der Werbung. Auf Plakaten. Und natürlich auf dem Parkett, wo er Titel um Titel gewann. Streaming-Tipp dazu am Rande: «The Last Dance» auf Netflix.
Nur einem gelang es, zumindest zeitweise an Jordans Thron zu rütteln: Shaquille O’Neal. Eine Naturgewalt von einem Spieler: 2,16 Meter gross, 150 Kilo schwer und trotzdem wendig wie eine Gazelle. 1995 stand er mit dem noch jungen Team der Orlando Magic bereits im Finale der NBA. Auf dem Weg dahin schlug er die Chicago Bulls um Michael Jordan – was viele als Machtwechsel deuteten. Jordan schlug zwar ein Jahr später zurück, aber «Shaq» stand ja erst noch am Anfang seiner Karriere. Viermal würde er später die Liga gewinnen und 15 Mal in Folge ins All-Star-Team gewählt werden. Wie Jordan würde er sich als Schauspieler und Rapstar inszenieren. Später würde er sich gar vor Gericht gegen Mordvorwürfe wehren – erfolgreich. Shaq O’Neal ist definitiv einer dieser schillernden Grössen des Sports, die eine Doku verdient haben. Ein Must-See für mich.
Start: 17. Februar
Wo: Sky Show mit Entertainment-Pass
Auf der Suche nach was Spannendem für zwischendurch? Dann könnte «The Black Phone» was für dich sein. Vergangenes Jahr lief der Mystery-Psychothriller im Kino. Ich ging ihn mit geringen Erwartungen schauen – und wurde positiv überrascht.
Denver im Jahr 1978. Fünf Kinder verschwinden spurlos. Der 13-jährige Finney (Mason Thames) wird als sechstes Opfer entführt und in einen schalldichten Keller gesperrt. Sein Entführer: ein namenloser Mann, der stets eine Maske passend zu seiner Stimmung trägt (Ethan Hawke). Finneys Situation ist aussichtslos. Sein Tod ist nur eine Frage der Zeit. Kein Weg führt aus dem Keller hinaus. Nichts im Keller lässt sich zur Flucht benutzen. Nicht mal das schwarze Telefon, dessen Anschluss durchtrennt ist. Aber dann beginnt es eines Tages doch noch zu klingeln. Wie ist das möglich? Ungläubig hebt Finney den Hörer ab. Beinahe trifft ihn der Schlag: Am anderen Ende der Leitung sind die bisher entführten und getöteten Kinder des Killers. Aus dem Jenseits geben sie ihm Anweisungen, wie er aus ihren gescheiterten Fluchtversuchen lernen und dem Verlies letztlich doch noch entfliehen könnte. Aber die Zeit drängt: Der Killer wird seinen Plan, Finney zu töten, bald umsetzen.
Start: 17. Februar
Wo: Sky Show mit Cinema-Pass
«Drive to Survive» ist nicht nur die bekannteste, sondern auch umstrittenste Formel-1-Miniserie in Form einer Doku. Das geht so: Immer kurz vor Saisonbeginn kommt die neue Staffel raus und erzählt die Geschehnisse der vergangenen Saison aus Sicht der Fahrer und Teamchefs. Aber nicht nur irgendwie. Die Miniserie ist oftmals so überdramatisch inszeniert, dass sie an Realitätsverzerrung grenzt. Genau deswegen machte beispielsweise Formel-1-Weltmeister Max Verstappen bei Staffel 4 nicht mit – er warf den Machern vor, im besten Reality-TV-Stil als Arsch des Fahrerlagers dargestellt zu werden.
Allzu ernst darfst du «Drive to Survive» also nicht nehmen. Da werden Funksprüche aus dem Kontext gerissen. Rivalitäten hochgeschaukelt, die in echt gar nie so dramatisch sind. Überholmanöver zwischen den zwei Letztplatzierten eines Rennens so theatralisch geschnitten, dass sie spektakulär wie das Duell um den Titel wirken. Und so weiter. Trotzdem mag ich die Miniserie. Genau weil sie so übertrieben dramatisch ist, ist sie die perfekte Einstimmung auf die kommende Saison. Denn Formel 1 lebt vom Drama auf und neben der Strecke. Tat es immer schon.
Start: 24. Februar
Wo: Netflix
Christoph Waltz als schmieriger und doch irgendwie ausgesprochen höflicher Soziopath, der es dir nur durch seine blosse Anwesenheit kalt den Rücken runterlaufen lässt? Nein, hier geht’s nicht um «Inglourious Basterds». Hier geht’s um «The Consultant», eine neue achtteilige Amazon-Prime-Serie.
Waltz spielt darin den Unternehmensberater Regus Patoff, der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schikaniert und piesackt. Sein Auftrag: der App-basierten Spielefirma CompWare aus der Krise zu helfen. Aber etwas ist seltsam an diesem skurril gekleideten Mann, dessen Lächeln nie ganz seine Augen erreicht. Zunächst ist der Berater einfach nur lästig. Dann aufdringlich. Schliesslich böse – bis er so viel Macht gewinnt, dass er die Firma letztlich selbst zu leiten scheint.
Start: 24. Februar
Wo: Amazon Prime Video
Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.»