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Sony Xperia 1 im Test: Eine klare Ansage, ein klarer Weg

Sony will es noch einmal wissen. Mit dem Sony Xperia 1 legt der Konzern ein Smartphone vor, das ordentlich etwas drauf hat, aber nicht ganz da angekommen ist, wo es hin will. Doch die Richtung stimmt.

Das Sony Xperia 1 ist gut. Es ist nicht perfekt. Aber gut. Und es ist ein Phone auf das Sony stolz sein kann. Denn der Konzern bekennt Farbe und sagt der Welt klar, wie er sich ein Smartphone vorstellt. Damit das folgende Review Sinn ergibt, muss ich etwas ausholen, in die jüngere Vergangenheit blicken und die Situation erklären, aus der das Xperia 1 entstanden ist.

Aber, so viel vorneweg: Wenn es um Medienkonsum geht oder die Kamera mit Profi-Appeal, dann ist das Xperia 1 ganz vorne dabei.

Die Rückblende vom verlorenen Ruhm

Das Resultat: Die Mobile Division bei Sony ist die einzige, die rote Zahlen schreibt. Die Zahlen sind weit von einer roten Null entfernt und Sony blutet Geld. Eine Fusion aus Kamera-, TV- und Audio-Divisionen mit der Mobile Division soll Erleichterung und Innovation bringen. Endlich kann Sony Mobile auch auf Entwicklungen aus der Kameradivision zugreifen. Sprich: CineAlta für Filmer und Alpha für Fotografen.

Der erste Schritt aus dieser Fusion heraus ist das Sony Xperia 1. Ein Phone, auf das Sony zweifelsohne grosse Hoffnungen setzt. Es ist ein Make-or-Break-Telefon. Mit viel unerprobter Technologie aus Divisionen, die bisher Entwicklungen ohne Mobile im Hinterkopf gemacht hat. Das ist riskant.

Das Risiko zahlt sich aus.

Das Xperia 1 und seine seltsamen Knöpfe

Die Innovation und das Risiko beginnt beim Design der Hardware. Das Sony Xperia 1 ist lang. Sehr lang. Es ist aber nicht breit. Mit einem Bildschirmseitenverhältnis von 21:9 sieht das Xperia 1 leicht verzerrt aus.

Der dedizierte Knopf zeigt aber die Stossrichtung des Phones. Daher lege ich den Fokus des Rests des Reviews auf den Fokus des Phones: Medienproduktion und -konsum.

Der Bildschirm: Hart an der 4k-Grenze

Der Bildschirm ist klar das Highlight des Phones in der nicht-professionellen Nutzung.

Das wird von den integrierten Lautsprechern unterstützt. Kaum ein Video klingt nicht entweder mit butterweicher Erzählstimme oder ordentlich Wucht in den Raum hinein. Songs haben Bass, Höhen und Mitten. Das Sony Xperia 1 scheppert nie, überschlägt sich im Sound nie und so ist es ein Phone, auf dem ich Videos geschaut habe, weil ich wollte und nicht nur weil ich gerade keinen Fernseher oder einen PC zur Hand hatte.

Der 3.5mm-Anschluss ist weg. Warum?

Alle nutzlos.

Sony, wenn du willst, dass wir das so einfach hinnehmen, dass wir mit dem Xperia 1 richtig gut filmen können, aber auf den 3.5mm-Jack verzichten müssen, dann musst du uns mehr geben. Mir und Stephanie kommen auf Anhieb drei Optionen in den Sinn.

  1. Anständiges Bluetooth-Mikrofon oder eine Anständige Bluetooth-Lösung
  2. Dongle, das auch mit Mikros funktioniert
  3. Ein 3.5mm-Jack

Denn so wird das Xperia 1 nie mehr sein als ein Gerät, mit dem wir B-Roll filmen, also so Footage, die wir unter «ferner liefen» ablegen und dann benutzen, wenn wir gerade nichts anderes haben.

CineAlta: Ein Profimodus, der seinen Namen verdient hat

Gerade deshalb, weil wir in der Regel mit für uns normalen Shutter Speeds arbeiten, müssen wir aufpassen, wo wir die Footage aus dem Xperia 1 verwenden. Da kann es, selten, zu leichter Verzerrung in der Geschwindigkeit der Footage in der Postproduktion kommen.

Trotzdem: Da fehlen Dinge, aber nichts, das nicht von einem Update könnte behoben werden. Warum ist da keine Option in der normalen Kamera-App, um in die CineAlta-App zu wechseln? Warum schaltet sich der Blaulichtfilter des Xperia 1 nicht automatisch aus, wenn du in der CineAlta-App arbeitest? Warum ist da kein 4k/60fps?

Und wenn ich wieder vom Kamerasystem wegkomme: Warum sind da überall Tutorials in der sonst mehr oder weniger unangetasteten Android-Version, die ich nicht loswerde? Warum funktionieren die ohnehin überflüssigen Side Panels nicht?

Da zeigt sich, dass Sony nicht ganz da angekommen ist, wo der Konzern mit den Smartphones hinwill. Aber die Richtung ist da und sie ist gut. Sie ist im grösseren Konzept Smartphone sogar notwendig. Das Xperia 1 macht die Welt der Smartphones spannender, zeigt, dass da mehr drinliegt als nur bessere Selfies und AR-Emojis oder sonstige Spielereien. Das Sony Xperia 1 zeigt, dass Smartphones gut, schnell und stark genug sind, dass Profis damit arbeiten können.

Stephanie und ich sind uns sicher: Wir könnten mit mehr Zeit, mehr Experimentieren und mehr Erfahrung mit dem Phone noch bessere Videos hinkriegen. Mal sehen, was wir da machen können. Ein Vorteil noch zum Schluss: Wir können das Phone dank IP68 Zertifikat einfach ins Wasser eintauchen und Unterwasser-Videos aufnehmen. Wir wissen zwar nicht ganz genau, wofür das gut sein soll, aber lieber haben wir ein Phone im Wasser als eine Sony a7iii.

So. Fertig. Und bin ich der einzige, der sich über die Entfernung des umständlichen XZ im Namen des Handys freut?

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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