
Produkttest
Logitech Pop Keys im Test: Die mechanische Instagram-Tastatur
von Jan Johannsen
Die neue Solar-Tastatur von Logitech verspricht ewige Akkulaufzeit dank Solarenergie. Doch wie praxistauglich ist diese Technologie wirklich? Mein Test zeigt: Es kommt drauf an, wo du die Tastatur einsetzt.
Logitech bewirbt die Signature Slim Solar+ K980 als die Tastatur, die du nie wieder aufladen musst. Dank eingebauter Solarpanels soll sie sich selbst mit Energie versorgen – sowohl bei Tageslicht als auch bei künstlicher Beleuchtung. Das klingt nach der ultimativen Lösung für alle, die genug von Kabeln und leeren Akkus haben.
Nach vier Wochen intensiver Nutzung in verschiedenen Lichtumgebungen muss ich sagen: Die Solar-Technologie funktioniert noch nicht überall einwandfrei.
Eine mögliche Lösung wäre hier, grössere Solarzellen zu verbauen, damit die Lichtausbeute effizienter wird. Darunter leidet dann aber das Design der Tastatur. Denn jetzt sind sie relativ unauffällig am oberen Rand der Tastatur integriert.
Dass Logitech keine Hintergrundbeleuchtung verbaut, leuchtet mir nur zu Beginn ein: Die würde in den meisten Fällen zu viel Energie benötigen. In meinem Homeoffice hingegen, wo mehr als genug Licht vorhanden ist, fände ich es dennoch nett. Dann würde ich die korrekten Tasten auch bei Dunkelheit finden.
Die Konnektivität ist wie gewohnt von Logitech vielseitig. Entweder verbindest du bis zu drei Geräte per Bluetooth und wechselst mit dedizierten Tasten blitzschnell hin und her. Oder du nutzt den mitgelieferten Logi Bolt USB-C-Receiver für eine sicherere Verbindung. Im Test funktioniert beides reibungslos.
Wie der Name schon andeutet, ist die K980 vor allem eines: sehr flach. Persönlich ist sie mir zu flach und leider lässt sich der Tippwinkel nicht verstellen. Sonst ähnelt die Tastatur der MX Keys S – oder einfach jeder anderen flachen Bürotastatur: funktional, aber auch charmefrei.
Die obere Tastenreihe ist doppelt belegt: Per Tastenkombination wird zwischen den F-Tasten und System-Shortcuts gewechselt. Mit dabei sind Lautstärkeregelung, Play/Pause/Skip, Helligkeitsanpassung, Fenster-Navigation, ein Emoji-Menü und sogar eine Taste für die Diktierfunktion von Windows. Allesamt nützlich, auf den ersten Blick selbsterklärend und sofort zur Hand.
Logitech rühmt sich damit, dass die K980 aus recyceltem Kunststoff und kohlenstoffarmem Aluminium gefertigt ist. Ein lobenswerter Ansatz: ich kaufe nicht nur ein Stück Technik, sondern auch ein gutes Gewissen. Das Problem ist nur: Ich spüre es.
Das Gehäuse fühlt sich nach dem an, was es ist: recyceltem Kunststoff. Es ist leicht und ist zweckmässig, wirkt aber billig. Ich kann das Keyboard mit wenig Kraftaufwand verbiegen. Der Nachhaltigkeitsgedanke ist super, aber die Verarbeitung schreit nach halbgarer Massenproduktion.
Die Verarbeitung ist aber nicht einmal der Knackpunkt der Tastatur, sondern das Tippgefühl. Logitech verbaut Scissor-Switches, wie sie auch in Notebooks oder sonstigen flachen Bürotastaturen verbaut sind. Der Vorteil: Sie sind leiser als mechanische Tastaturen und eben flach.
Unter diesem Aspekt betrachtet, erscheint es mir von Logitech noch geiziger, dass es die K980 vorerst nur in einer Version mit dualer Beschriftung für Windows und Mac gibt.
Trotz Solar: Im Endeffekt ist die Signature Slim Solar+ K980 – wer hat sich diesen Namen ausgedacht? – eine einfache Bürotastatur: Es tippt sich auf ihr genau so, wie ich es erwarte. Sie sieht auch so aus und bietet, was sie soll. Logitech macht zudem alles, um sie möglichst einfach zu halten und jegliche Kabel und Ports zu entfernen. Dank Software lässt sie sich à gogo personalisieren und auf Produktivität trimmen.
Die Solarzellen sind ein cooles Feature. Aber ich habe im Test gesehen, dass es bei schummrigem Licht schwierig wird. Du brauchst eine gut beleuchtete Arbeitsumgebung, sonst wirst du den fehlenden Ladeport schmerzlich vermissen. Dort, wo genug Licht zum Laden vorhanden ist, wirst du in der Nacht wiederum die Hintergrundbeleuchtung vermissen.
Leider tippt es sich auf der Tastatur schlicht nicht gut. Selbst Logitechs eigene Tastaturen wie die MX Keys S oder MX Keys Mini bieten ein deutlich besseres Tippgefühl – nicht nur wegen der konkaven Einbuchtungen auf den Tastenkappen. Diese Tasten fühlen sich einfach besser, taktiler an. Dazu sind die Keyboards auch noch besser verarbeitet, bieten beinahe alle Personalisierungsoptionen und sind zum Testzeitpunkt gar günstiger als die K980. Einzig das Ladekabel benötigst du dort von Zeit zu Zeit.
Die K980 zu empfehlen fällt mir deshalb schwer. Ich mag Logitechs Versuch, aufs Kabel zu verzichten. Aber brauchst du einfach eine Bürotastatur und kannst damit leben, sie einmal im Monat ans Ladekabel zu hängen, bieten andere Tastaturen mehr für weniger.
Pro
Contra
Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.
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Alle anzeigenDie K980 funktioniert theoretisch mit jeder Lichtquelle. Praktisch reagiert sie jedoch extrem empfindlich auf die Lichtqualität. Während sie direkt unter der Schreibtischlampe tadellos lädt, kämpft sie bereits bei diffusem Tageslicht. In meinem Homeoffice direkt unter dem Dachfenster funktioniert es prima. Aber im Keller mit kleinen Nordfenstern ist die Lichtausbeute so gering, dass sich die Batterie langsam aber stetig entlädt.
Beim Layout macht Logitech keine Experimente. Mit der Slim Solar+ K980 gibt’s ein traditionelles Full-Size-Layout mit Nummernblock und separaten Pfeiltasten. Das braucht zwar ordentlich Platz auf dem Pult, dafür fehlt keine Taste. Der Aufbau ist logisch und ich erreiche alle Taste problemlos. Der einzige Kritikpunkt hier: Unter Windows streicht Logitech standardmässig die linke Ctrl-Taste und ersetzt sie mit der KI-Taste.
Wem das Standard-Setup nicht passt, der ändert das in der «Logi Options+»-App. Die Funktions- und Navigationstasten lassen sich nach Belieben umbelegen – sei es mit einzelnen Tasten, Makros, Tastenkombinationen oder den sogenannten «Smart Actions». Voreingestellt sind etwa die «Social Media Break»-Taste, die mehrere Social-Media-Plattformen in einem neuen Fenster öffnet, oder eine «Work Mode»-Taste, die das Mailprogramm oder die Office-Suite öffnet.
Für mich fühlt sich das Tippen aber schwammig an. Der Tastenhub ist kurz, der Druckpunkt undefiniert. Beim Drücken ertönt kein befriedigender Klick, sondern ein zwar leises, aber unbefriedigendes Klappern. Ich habe das Gefühl, auf einer leicht matschigen Oberfläche zu schreiben. Wer von einem Macbook oder ähnlichem kommt, wird das nicht stören – auch wenn es sich etwa auf einer MX Keys S deutlich besser tippt. Wer aber das taktile, präzise Feedback einer mechanischen Tastatur gewohnt ist, fühlt sich hier fehl am Platz. Es fehlt der Widerstand, die Präzision, das Gefühl, wirklich mit der Maschine zu interagieren.
Auch die Tastenkappen wirken billig. Ich spüre etwa die Beschriftungen, wenn ich mit den Fingern drüber fahre. Logitech verwendet das Siebdruckverfahren. Die Buchstaben der Tastatur werden in ein speziell angefertigtes Gewebe eingraviert. Beim Auftragen der Farbe füllt diese die Vertiefungen aus und druckt die Buchstaben auf die Tastenkappen. Es ist die günstigste und auch kurzlebigste Art der Tastenbedruckung. Für den Preis der K980 hätte ich mir mehr Qualität erhofft, zumal der Anspruch des Herstellers ja die Langlebigkeit ist.