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So funktioniert die E-ID-App «Swiyu»

«Swiyu» heisst die Wallet-App des Bundes – darin wird die E-ID aufbewahrt. Wie die E-ID und die App genau funktionieren und was daran kritisiert wird, erkläre ich dir hier.

Am 28. September wird über die E-ID abgestimmt – genauer gesagt über das «Bundesgesetz vom 20. Dezember 2024 über den elektronischen Identitätsnachweis und andere elektronische Nachweise».

Was bedeutet «Swiyu»?

Das ist der Name der Wallet-App – also quasi das digitale Portemonnaie, in der du deine E-ID aufbewahrst, wenn du eine möchtest. Der etwas merkwürdige Name ist eine Kombination aus «Switzerland» und «you», also Schweiz und du. Das soll zeigen, dass sie aus der Schweiz stammt und für die Schweizerinnen und Schweizer gedacht ist.

Was passiert, wenn ich eine E-ID haben möchte?

Du kannst eine E-ID über die Swiyu-App beantragen. Wenn du das tust, prüft der Bund zuerst deine Identität. Dazu musst du dein Ausweisdokument einscannen und ein Selfie mit einem sogenannten Liveness-Check machen (Liveness bedeutet: Die Software erkennt, ob es sich wirklich um ein lebendiges Gesicht handelt und nicht um ein Foto oder Video). Dafür kommt die sogenannte Presentation Attack Detection (PAD) zum Einsatz.

Anschliessend erstellt der Bund ein sogenanntes Verifiable Credential (VC). Das ist ein Datenpaket, welches Fakten über dich enthält, die auch auf der klassischen ID stehen: Wie du heisst, wann du geboren bist, der Heimatort und so weiter. Dieses Credential wird vom Bund signiert (mit der sogenannten ES256-Signatur. Das ist ein dritter, staatlicher Schlüssel). Der Bund als Aussteller unterschreibt also quasi deine E-ID.

Nun kommt der öffentliche Schlüssel von vorher ins Spiel: Dieser wird auch in das Credential eingetragen – fürs sogenannte Device Binding. Das bedeutet, dass die E-ID nicht einfach ein frei kopierbares Dokument ist, sondern fest an dein Handy und deinen privaten Schlüssel gekoppelt ist. Beide, also der VC und dein privater Schlüssel, sind nun lokal in deinem Gerät gespeichert. Du hast nun deine E-ID.

Pro vs. Kontra

Das Nein-Komitee kritisiert, dass beim Ausstellen der E-ID biometrische Daten wie Selfies oder Videoaufnahmen gemacht und verarbeitet werden müssen. Sie warnen, dass solche sensiblen Daten ein grosses Risiko darstellen, weil sie über lange Zeit gespeichert und bei einem Hackerangriff missbraucht werden könnten. Ausserdem sei das Verfahren mit Selfie-Check, Liveness-Erkennung und PAD nicht hundertprozentig sicher bei Täuschungsversuchen wie Deepfakes.

Die Befürworter entgegnen, dass das PAD-Verfahren genau dafür entwickelt wurde und solche Täuschungen zuverlässig erkenne. Die Verifikation erfolge nach internationalen Standards.

Wie wird die E-ID in der Wallet-App aufbewahrt?

Last but not least: Auch die Daten deiner E-ID können nicht verändert werden. Du kannst dich also zum Beispiel nicht älter machen. Dafür sorgt die staatliche Signatur (ES256). Denn dann würde auffallen, dass der Bund hier gar nicht unterschrieben hat.

Pro vs. Kontra

Ein wesentlicher Kritikpunkt betrifft die lange Aufbewahrung von biometrischen Daten. Laut Nein-Komitee sei es problematisch, dass Selfies und Identifikationsvideos bis zu 15 Jahre gespeichert werden sollen. Wegen der hochsensiblen und unveränderbaren Daten bestehe ein erhebliches Risiko.

Befürworter weisen darauf hin, dass die lange Speicherung nötig sei, damit der Bund im Streitfall oder bei Missbrauchsvorwürfen eine Nachprüfung machen kann. Zudem erfolge die Zugriffskontrolle immer unter staatlicher Aufsicht und werde unter Schweizer Datenschutzrecht verwaltet und geschützt.

Wie läuft das ab, wenn ich die E-ID benutzen möchte?

Der Prüfer überprüft dann die Signatur (stammt die Info vom Bund?), den Status (ist die E-ID noch gültig?) und den Issuer (darf der Bund überhaupt E-IDs ausstellen?). Davon sieht die Bar aber nichts. Sie erhält nur die Info: Ja, du bist mindestens 18. Auch wer du bist oder dein genaues Geburtsdatum bleiben geheim. So hat die Bar die Information, die sie braucht und du brauchst nichts preiszugeben, was nicht nötig ist.

Pro vs. Kontra

Das Nein-Komitee warnt davor, dass die E-ID im Alltag zu einem Überwachungsinstrument werden könnte. Wer sie regelmässig nutzt, hinterlasse Datenspuren, die theoretisch zur Erstellung von Profilen verwendet werden könnten – zum Beispiel für zielgerichtete Werbung oder politische Einflussnahme.

Titelbild: eid.admin.ch

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Seit ich herausgefunden habe, wie man bei der ISDN-Card beide Telefonkanäle für eine grössere Bandbreite aktivieren kann, bastle ich an digitalen Netzwerken herum. Seit ich sprechen kann, an analogen. Wahl-Winterthurer mit rotblauem Herzen.


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