Sensel Morph: Tastaturen haben ausgedient

Videoproduzenten haben andere Bedürfnisse als Journalisten. Daher hat ein Unternehmen ein Eingabegerät erfunden, das sämtliche speziellen Use Cases abdeckt. Der Sensel Morph begeistert auf den ersten Blick.
Es gibt wenige Hype-Produkte, die so offensichtlich grossartig sind wie der Sensel Morph. Dabei sieht das Teil gar nicht so spektakulär aus. Doch nach wenigen Sekunden war für Videoproduzentin Stephanie Tresch klar: Ohne einen Morph im Rucksack geht sie nicht wieder vom Stand des Startups Sensel weg.
Der Grund liegt vor ihr auf dem Demo-Tisch. Ein Rechteck mit abgerundeten Ecken, verbunden mit einem PC via USB-Kabel. Oben ist das Rechteck metallisch silbrig, unten schwarz gummiert. Der Sensel Morph.
Die Tastatur, die du selbst bauen kannst
«Musiker sind unsere Hauptzielgruppe», sagt Mark Rosenberg, Marketingchef des Unternehmens.
Klar, denn der Morph kann so bitzli alles sein, aber du musst es ihm beibringen. Die schwarze Fläche des Geräts kannst du via Software in einzelne Bereiche aufteilen und diesen Bereichen Funktionen zuordnen. Wenn dann ein Layout von der Morph Community akzeptiert ist und es breit genug verwendet wird, so überlegen sich die Verantwortlichen von Sensel, ob sie ein Overlay für den Morph drucken.
Ein Overlay ist im Wesentlichen eine Art Tastatur, die Knöpfe dort hinlegt, wo die Bedienflächen auf der schwarzen Fläche festgelegt sind. Dass das bei Musikern und DJs gut ankommt, ist offensichtlich. Klaviertasten oder Mischpulte können auf demselben Gerät festgelegt und fliessend ausgetauscht werden.
Einsatz im Nischenfeld
Da Videoproduzentin Stephanie Tresch zwar Klavier spielen kann, aber keinen Bedarf an einem virtuellen Klavier hat, wird sie erst bei einem violetten Overlay aufmerksam. Es ist das Video Editing Overlay, optimiert für die Verwendung mit Adobe Premiere Pro.
Sie drückt ein, zwei Knöpfe und schiebt einen Regler zur Seite, probiert aus. Denn ein Overlay bietet nicht nur Druckknöpfe wie eine Tastatur, sondern kann auch Scrolling-Funktionen und komplexere Kommandos übernehmen. Kopieren, Einfügen, Ebene wählen, Clips sortieren, schneiden und allerlei anderes.
«Damit könnte ich unendlich viel schneller arbeiten», entfährt es ihr. Zwar schwingt noch etwas Skepsis mit, aber sie wird mit dem Rechteck so langsam warm. Nach einer kurzen Demo editiert sie ein Demo-Video schon recht fix und das Lachen auf ihrem Gesicht wird immer breiter.

Ein weiterer Grund, weshalb Stephanie sich am Ende einen Morph gekauft hat: Wenn sie und ich an Messen in Berlin oder Barcelona oder Las Vegas unterwegs sind, hat sie eine Tastatur dabei, um Shortcuts in Premiere Pro nutzen zu können. Das ist zwar alles schön und gut, funktioniert laut der Videoproduzentin prima, aber braucht viel Platz.
«Den Grossteil der Tastatur brauche ich eigentlich nicht», sagt sie.
Aber auf die Teile der Tastatur, die sie braucht, kann sie nicht verzichten, wenn sie produktiv und effizient arbeiten will.
«Und die Maus ersetzt das Teil mir auch gleich.»
Das Overlay für den Morph erledigt das, denn anstelle von über 100 Tasten hat das Overlay deren 53, alle auf Video Editing ausgelegt.
Ein Spielzeug für Entwickler
Der Sensel Morph kann mit einer transparenten Matte gekauft werden. Dann kannst du experimentieren: Mach dein eigenes Layout, druck es dir auf ein Papier aus und leg es unter die transparente Matte. Das Layout kannst du zudem mit der Morph Community teilen. Wenn ein Overlay genug Zuspruch von der Community erhält, kauft Sensel dir das Design ab und druckt daraus ein Overlay. Dazu verkauft Sensel ein Kabel für Developer, mit dem du das offene SDK nutzen kannst. Und mit Raspberry Pi Minicomputern sowie Arduinos ist das schwarze Rechteck auch noch kompatibel.
Der erste Test am Stand beeindruckt. Die Empfindlichkeit des Morphs ist so eingestellt, dass du nicht wirklich fest darauf herumdrücken musst. Da die schwarze Oberfläche aber nicht nur auf eine Druckstufe reagiert, sondern auf schier unendlich viele, lässt der Morph viele Feineinstellungen zu.
Dazu ist das Overlay aus Silikon: «Wenn ich da eine Nacht durcharbeite und mal ein Getränk über den Morph leere, dann kann ich das Overlay einfach abwaschen.»
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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.