
Samsung Galaxy Note9
128 GB, Ocean Blue, 6.40", Hybrid Dual SIM, 12 Mpx, 4G
Das Samsung Galaxy Note 9 soll das letzte Note sein. Oder auch nicht. Hat der Stift ausgedient? Und ist das Phone mehr als nur ein Stifthalter? Erste Eindrücke von Samsungs heimlichem Flaggschiff.
Das Note 9 liegt in zweifacher Ausführung, pünktlich zum Launch, auf meinem Tisch. Ich freue mich schon seit Wochen auf das Gerät, denn nicht nur mag ich das Stiftkonzept und allgemein Phones, die sich eine gewisse Extravaganz trauen, sondern die Specs unter der Haube versprechen auch viel.
Samsung Galaxy Note9
128 GB, Ocean Blue, 6.40", Hybrid Dual SIM, 12 Mpx, 4G
Der Exynos 9810 ist zwar kein Snapdragon, aber rein den Specs nach dürfte der Samsung-Chip dem De-facto-Standard der Industrie in nur wenig nachstehen. Doch das Chipset ist nicht das, was mich auf den ersten Blick staunen lässt. Nein, das ist der Bildschirm.
Die Note-Serie ist historisch die Serie mit den grossen Bildschirmen. Da aber die Galaxy-S-Serie mittlerweile auch Bildschirme vorzeigen kann, die bis zu 6.2 Zoll Bilddiagonale haben, hat Samsung nicht nur an der Grösse von 6.4 Zoll gefeilt – das Note 8 war 6.3 Zoll bilddiagonal –, sondern auch an den Farbwerten. Das AMOLED-Display leuchtet in kräftigen, schönen Farben und der Farbverlauf des Standard Home Screen Wallpapers von blau zu gelb kann sich sehen lassen. Denn auch wenn du nicht auf Blau und Gelb stehst, die Nahtlosigkeit und Sätte der Farben wird dir sicher so von der Technologie her gefallen.
Dazu ist der Bildschirm flacher als der des Galaxy S9, wohl damit du mehr Platz zur Arbeit mit dem Stift hast. Ich mag Infinity Screens – also die abgerundeten Bildschirme –, aber so eine breite Fläche ist beeindruckend.
Dafür aber ist das Note 9 schwer. Es überschreitet die psychologische Grenze von 200 Gramm und wiegt ein Gramm mehr, 201 Gramm. Dafür packt das Ding mächtig Leistung hinter den Bildschirm.
Besonderes Augenmerk habe ich beim Studium der Specs auf den Akku gelegt, denn der war beim S9 schwach und beim S9+ knapp akzeptabel. Das Note 9 soll es mit 4000mAh richten. Wenn das System ähnlich viel Strom verbraucht wie die S-Serie, dann reicht der Akku easy bis in die Nacht hinein. Da das Phone aber seit zwei Stunden bei mir auf dem Tisch liegt, kann ich dazu noch nichts sagen.
Dazu bringt das Note 9 8 GB RAM mit sich. Damit dürfte es schwierig werden, das Phone auch nur ansatzweise langsam zu machen. Die Idee gefällt mir, denn das ist es, was die Note-Serie ausmacht: Sie ist für Power User gedacht. Für Leute wie mich, die ihr Phone regelmässig be- oder gar überlasten. Bei mir als Phone Tester ist das schon fast Sport: Wie viel hält das Phone aus? Bringe ich es dazu, in die Knie zu gehen?
Die Kamera mit 12 Megapixeln und einer Lichtempfindlichkeit von f/1.50 ist gegenüber der S-Serie verbessert worden. Gut so, denn auch wenn Low-Light-Fotos in der laufenden Saison der Renner sind, so liess das S9+ etwas zu wünschen übrig. Macht das Note 9 das besser?
Vor dem Launch des Note 9 haben Experten und Beobachter der Szene die Note-Serie totgeredet. Das Samsung Note 9 sei das letzte Modell in der Note-Serie. Denn die Galaxies seien ja auch schon so gross. Ob das wirklich das Ende der Notes sein sollte, die Antwort werde ich dir schuldig bleiben.
Aber es ist nicht nur die Grösse, die für den Erfolg der Note-Serie verantwortlich ist. Es geht hier um Geschwindigkeit, Kraft, Effizienz und – natürlich – um's Angebertum. Denn so ein Gerät kann sich sehen lassen. Keiner wird abstreiten können, dass das Note 9 von der Leistung auf Papier her ganz vorne mitspielen kann.
Die Software tut da ihren Teil dazu. Das Note 9 läuft auf Android 8.1 mit Samsungs Benutzeroberfläche namens Samsung Experience in der Version 9.5. Bixby ist zwar leider auch wieder dabei und das Rennen um die Rekonfigurierung und deren Blockierung geht weiter. Dafür aber ist mit der Samsung-Pay-Schublade dem Hersteller aus Südkorea ein grosser Wurf gelungen.
In der Schweiz nutzen wir Twint. Oder wir könnten. Samsung Pay ist Samsungs Lösung zur Bezahlung mit dem Handy. Die App ist in einer Schublade am unteren Bildschirmrand, kaum bemerkbar, eingebettet. Wenn du diese hochziehst, dann startet Samsung Pay. Die App ist schnell zugänglich an einem Ort, wo du sie brauchst. So soll das sein. Nicht einfach nur «Wir ändern, damit wir nicht wie Google aussehen. Ätschbätsch.» Oder überflüssige Menüs, die andere Elemente Androids duplizieren, sondern echter Nutzen. Gute Arbeit, Samsung.
Das Problem hier ist einfach, dass ich für Samsung Pay – genau wie Twint auch – keine grosse Zukunft sehe. Das Rennen wird am Ende wohl zwischen Android Pay und Apple Pay entschieden. Dies einfach, weil die beiden App-Hersteller weiter verbreitet sein werden. Im Falle Twints hat jede Bank eine eigene Version. Wer hat das so beschlossen und dann auch noch gedacht «Ja, doch. Superidee!»? Samsung macht was ähnliches, aber Samsung ist weiter verbreitet als die Zürcher Kantonalbank.
Der erste Eindruck? Das Samsung Note 9 gefällt. Es sieht schick aus, vor allem in Blau, leistet viel und hat einen überwältigend schönen Bildschirm. Den Specs nach sollte da ordentlich Power drinstecken und erstmals hat das UI Samsungs eine Existenzberechtigung.
Ob das alles aber so funktioniert, wie versprochen, wird der Test zeigen.
Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.