Produkttest

Review: Ist das Google Pixel das beste (Android)-Smartphone?

Philipp Rüegg
15.11.2016

Die ersten eigenen Smartphones von Google sind da. Das Unternehmen zielt preislich und qualitativ auf das gleiche Highend-Segment ab wie Apple und Samsung. Ob der erste Versuch gelingt, zeigt der Test.

Das Pixel gibt es in zwei Varianten, die sich lediglich in der Displaygrösse und Auflösung sowie dem Akku unterscheiden. Ich hab mir das XL gekauft, da ich mich mit dem Nexus 6P bereits an ausgebeulte Hosentaschen gewöhnt habe. Beginnen wir mit dem Äusseren.

Aussehen: Schlicht aber elegant

Der obere Teil ist aus Glas.

Ist das Design ein billiger iPhone-Abklatsch? Ich finde nicht. Eine kurze Umfrage bei den Kollegen (Android- und iPhone-Usern) ergab die gleiche Meinung. Mir scheint aber offensichtlich, dass Google sich stark vom iPhone hat inspirieren lassen, nicht zuletzt wegen der prominenten Antennenstreifen. Allerdings sehen mittlerweile auch fast alle Smartphones gleich aus – allzu viel künstlerische Freiheit lässt ein rechteckiger Klotz halt nicht zu.

Handling und Verarbeitung

Wer wie ich von einem leicht grösseren Gerät kommt (das Nexus 6P misst 5.7 Zoll) wird das Handling lieben. Ich habe mich nie nach übergrossen Smartphones gesehnt und habe mich primär für das 6P entschieden, weil es technisch besser war als das Nexus 5X. Das Pixel XL liegt richtig gut in meinen normal grossen Händen und ich komm einhändig wieder ein bisschen besser zurecht.

Das Gehäuse besteht aus einem Aluminium-Rahmen mit Glas (Gorilla Glass 4) im oberen Teil der Rückseite. Durch das Material fühlt sich das Pixel sehr hochwertig an, ist dadurch aber auch relativ rutschig.

Der Powerbutton und die Lautstärketasten sind solide verarbeitet und gut positioniert. Dasselbe gilt für den Fingerabdruckscanner, der sich wie bei den letztjährigen Nexus-Phones auf der Rückseite befindet und damit optimal erreichbar ist.

Im Vergleich zum Nexus 6P ist das Pixel XL deutlich handlicher.

Technik: Top-Ausstattung mit einigen Absenzen

Das Pixel ist vollgepackt mit der neuesten Technik wie dem Snapdragon 821, 4GB RAM und schnellem UFS-2.0-Speicher. Demgegenüber steht die fehlende Wasserresistenz (nur IP53 gegen Staub und Spritzwasser), nur ein Frontlautsprecher, keine Möglichkeit der Speichererweiterung und kein Wireless-Charging.

Da ich mein Handy eher selten in der WC-Schüssel parke und ein bisschen Regen noch keinem meiner Geräte geschadet hat, stört mich der Mangel an IP67- oder IP68-Standards nicht. Der Lautsprecher ist erstaunlich laut, selbst im Vergleich zum Nexus 6P, das aus zwei Löchern dröhnt. Und auch die Tonqualität ist einwandfrei. Meine Qi-Ladestationen habe ich seit dem Verkauf des Nexus 5 nie vermisst und dem Gefummel mit microSD-Karten trauere ich ebenfalls nicht nach.

Störend finde ich dagegen, dass es keine 64GB-Version gibt. WTF Google? Zwar sind auf meinem 32er noch ein paar Gigabytes frei, aber ich nerv mich jetzt schon, wenn wieder dieses kleine Symbol auftaucht, das mich nötigt, Sachen zu löschen. 128GB sind für mich dagegen absoluter Overkill und auch den Preisaufschlag niemals wert.

Positiv ist wiederum der Akku, der mit 3450 mAh bis jetzt erstaunlich lange durchhält. Auch nach intensiven Tagen mit viel Surfen, Zocken und Chatten hab ich Abends regelmässig noch rund 40 Prozent Akku.

Das 5.5-Zoll-Display (AMOLED 2560x1440p) ist gestochen scharf, hat satte Farben und leuchtet noch heller als mein Nexus 6P. Obwohl mich bei letzterem ein paar Arbeitskollegen darüber aufgeklärt haben, dass das Nexus 6P eigentlich überhaupt kein gutes Display besitzt – besonders kein helles. Ich war damit eigentlich stets zufrieden, jedenfalls ist das Pixel XL im Direktvergleich eindeutig heller.

Am Display gibts nichts zu meckern.

Wo das Zusammenspiel von Software- und Hardwarehersteller besonder auffällt, ist bei der Leistung. Das Pixel flutscht so richtig. Egal wie viele Prozesse geöffnet sind: Apps starten blitzschnell, Games laufen flüssig und nirgends irgendwelche Ruckler – bleibt zu hoffen, dass das auch in ein paar Monaten noch so bleibt.

Was sind die Pixel-exklusiven Features?

Die Pixel setzen die Nexus-Tradition fort, jeweils als erste neue Android-Versionen zu erhalten. Wobei gesagt werden muss, dass ich auf dem Nexus 6P bereits Version 7.1.1 habe und auf dem Pixel XL erst 7.1, aber lassen wir das.

Nebst der aktuellen Android-Version verfügen die Pixel über einige (vorerst) exklusive Features gegenüber den Nexus-Geräten. Kleiner Hinweis: Einiges davon ist über Umwege oder mit Third-Party-Apps auch auf anderen Geräten möglich.

Erleichtertes Einrichten

Der Einrichtungsprozess wurde weiter verbessert.

Google Assistant

Der Assistant kann Befehle ausführen und Fragen beantworten.

Wenn man den Home-Button lange drückt und nichts sagt, dann agiert der Assistant wie das abgelöste Feature Now on Tab. Dabei wird der Inhalt auf dem Bildschirm analysiert und passende Infos dazu geliefert.

Smart Storage

Smart Storage löscht automatisch Bilder und Videos und speichert sie in der Cloud, wenn der Platz knapp wird. Oder man legt selbst Hand an und löscht ungenutzte Apps. Das Pixel listet dabei praktischerweise alle Apps auf, die man 90 Tage oder länger nicht benutzt hat.

Unlimitierter Foto- und Video-Speicher

Alle Käufer eines Pixel-Phones erhalten unlimitierten Speicher in Google Photos für Fotos und Videos in Originalgrösse.

Gesten

Zweimal kurz den Power-Button drücken, um die Kamera zu starten und dort mit einer schnellen Drehung des Handgelenks in den Selfie-Modus wechseln. Das konnte auch mein Nexus 6P. Die Pixel können zusätzlich das Benachrichtigungsfenster hoch- und runterziehen, indem man mit dem Finger über den Fingerabdruckscanner wischt. Konnte ich mir bisher noch nicht so richtig angewöhnen, funktioniert aber relativ zuverlässig.

Pixel Launcher

Der neue Launcher bietet weniger Platz für Apps.

Night Light

Kann manuell, zu einer gewünschten Zeit oder automatisch bei Sonnenuntergang eingeschaltet werden und versetzt das Display mit einem Rotstich, was Abends die Augen schonen soll. Schade, ist der Übergang so abrupt und nicht graduell.

Wallpapers

Die App dazu gibt es mittlerweile auch im Google Play Store und ist vollgepackt mit wunderschönen Hintergrundbildern. Pixel-Exklusiv sind die Live-earth-Wallpaper, die Bilder aus verschiedenen Perspektiven zeigen, wenn man über die Homescreens wischt.

24/7 Support

In den Einstellungen findet man einen zweiten Tab, bei dem man rund um die Uhr Unterstützung direkt von Google einholen kann. Bei Bedarf kann man auch den Screen mit dem Support teilen.

Daydream Support

Die Pixel sind bis auf Weiteres die einzigen Smartphones, die mit der Daydream-Brille kompatibel sind. Googles Antwort auf die Gear VR.

Ist die Kamera wirklich so gut?

Fazit: Lohnt sich der Kauf?

Das Pixel

Das Pixel XL

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Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken. 


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