

Das neue Blackberry DTEK60 - Ein zweischneidiges Schwert der Sicherheit

Blackberry hat sich neu erfunden. Das DTEK60 soll das sicherste Smartphone der Welt sein und doch den Komfort normaler Android-Distributionen bieten. Ein Test zeigt: Für Security Puristen ist das Telefon nichts, aber ein starkes Zeichen für die Sicherheit.
Das Versprechen: Sicherheit und Komfort
Blackberry will das nun ändern. Die Strategie auf die Secure Phone-Schiene zu springen kommt nicht von ungefähr, da die Firma spätestens seit dem Popularitätseinbruch durch die Markteinführung des iPhones im Jahr 2007 und der Massenentlassung von 2000 Angestellten im Jahr 2011 dafür bekannt ist, in Schwierigkeiten zu sein. Soll aber nicht heissen, dass BlackberryLimited sich vergebens bemüht. Denn sichere Handys sind nötig.
Das DTEK60 verspricht viel Sicherheit:
- Eingebauter Passwortmanager
- Besseres Handling bei der Erteilung von Berechtigungen
- Verschlüsselte Festplatte
- Überwachung der Apps auf dem Gerät und Warnung, wenn sie etwas ungewöhnliches tun, wie unaufgefordert Bild- und Videoaufnahmen zu machen.
- Versprechen, schnell auf Sicherheitslücken zu reagieren und schnell Patches auszuspielen
Darüber hinaus verspricht BlackBerry auch noch, dass die Sicherheit einfach sei.
Erste Sorgen beim Basic Setup
Sicherheitsrating exzellent? Das können wir ändern
Das Gerät verfügt über eine App, die DTEK heisst. Sie misst den Sicherheitsstandard des aktuellen Setups. Meines zeigt mir während der Tour der App «Fair» an. Damit ist mein DTEK60 «so mittelsicher, ungefähr». Kurz darauf, also nach der Tour, wagt die App einen zweiten Blick auf mein System und meint, dass die Sicherheit exzellent ist.
Mit den installierten Datenschleudern überprüfe ich DTEK, die App, noch einmal. Das Rating steht immer noch auf «Exzellent». Merkwürdig. Ein zweiter Blick enthüllt, was die DTEK-App überwacht:
Das Prinzip der kleinsten möglichen Berechtigungen in der Praxis
Secure Unified Communication als fragwürdiges Verkaufsargument
Weiter brüstet sich die DTEK-Android-Umgebung damit, dass unified communications möglich sind. Das BlackBerry Hub - im System nur Hub genannt - zieht alle ein- und ausgehenden Kommunikationsstränge des Telefons zusammen und vereint sie auf einem Bildschirm.
Das Hub: SMS, E-Mail, WhatsApp und Facebook-Notifications in einer App.Definitiv ein Android-Telefon
Unter der Haube bietet das DTEK60 weder Zweitklassiges noch Spektakuläres. Es ist ein solides Handy, das im Mittelfeld mitspielt. Es macht allem Anschein nach keine Anstalten, zum iPhone-Killer werden zu wollen. Und in der dritten Liga der Android-Phones spielt es auch nicht mit.
Günstige Android Phones können zwar nicht mit den Grossen mithalten, müssen sich aber nicht verstecken.Die Handhabung ist geradlinig, mit Ausnahme der Berechtigungen, die für jede App separat erteilt werden müssen. Android halt. Schulterzucken.
Echtes Tageslicht mag die Kamera am besten, selbst wenn es durch Fensterwände dringt.Die Reaktionszeit des Geräts ist solide. Nie musste ich auf irgendetwas warten und so unauffällig das Design des Geräts ist, so unauffällig auch die Handhabung. Ich war weder erstaunt noch wütend. Das DTEK60 funktioniert einfach und macht seinen Job gut. Mehr erwarte ich von einem Smartphone nicht.
Fazit und Antworten auf die Fragen vom Anfang
Apps aus dem Play Store bieten derweil bessere Verschlüsselung - oder zumindest explizit erwähnte Verschlüsselung - als jede App, die ich auf dem DTEK60 gefunden habe:
Die Sicherheitsfeatures sind mit Ausnahme des durchgesetzten Prinzips der geringsten Privilegien - sprich: alle Berechtigungen müssen manuell erteilt werden - rein kosmetischer Natur. Auch eine zu Testzwecken absurd grosse Anzahl an installierten Datenschleudern und Privatsphärenalpträumen haben die App DTEK nicht davon abgebracht, selbstzufrieden zu behaupten, dass der Stand der Sicherheit «Excellent» sei.
Neuere Sperrmöglichkeiten sucht man vergeblich. PIN Code, Fingerabdruck oder Muster. Das war’s. Besonders komfortabel ist das nicht, die Handhabung der App-Privilegien auch nicht, da sämtliche Informationen fehlen und ich etwa drei Minuten lang versucht habe, mir in WhatsApp die Namen der in der Chat-Gruppe involvierten Leute anzeigen zu lassen.
Im Grossen Ganzen lässt sich das DTEK60 ungefähr so beschreiben: «Mol mol, isch es Smartphone. Cha mer so mache.»


Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.
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