

Remix OS – Android für deinen PC

Das Handy in deiner Hosentasche hat in etwa die Rechenpower eines PCs, der schon einige Jahre auf dem Buckel hat. Da ein solcher PC nach wie vor tadellos funktioniert, ist der Schluss, dass das Handy eigentlich als PC funktionieren sollen könnte, legitim. Doch Betriebssysteme untereinander kabbeln sich. Bis anhin hat nur Windows es hingebracht, dass ihr Betriebssystem auf dem Pult und mobil funktioniert. Bis jetzt. Denn der Entwickler Jide bringt mit Remix OS Android auf den PC.
Android für den PC
Die Einstellungen sprechen stets von TabletLook and Feel
Der Remix Desktop ist dem von Windows nicht ganz unähnlich.Spotify, Youtube, Google Docs, SBB Mobile Preview… alle sind sie da. Und das ist ein riesiger Vorteil gegenüber jedem Betriebssystem das im Moment erhältlich ist. Da sich Unternehmen und Vereine in den vergangenen Jahren zusehends auf die Entwicklung von Mobile Apps konzentriert und damit die Entwicklung ausserhalb von Websites vernachlässigt haben, ist die mobile App auf dem Desktop ein sehr starkes Argument.
Sogar die SBB-App gibt es für den Laptop.Touchscreens von Vorteil
Dies hat auch unser Produktmanager erkannt und hat mit den Geräten des italienischen Herstellers e-tab die ersten Geräte die nativ mit Remix OS laufen im Angebot. Die Tablets mit mitgelieferter Tastatur bieten nicht nur ein Hard Keyboard, also physische Tasten, sondern auch einen Touchscreen. Damit kannst du Remix OS voll ausnutzen.
Im Unterschied zu meinem Laptop-Test laufen die e-tabs auf Remix OS 2.0. Ich habe aber Version 3.0 des Betriebssystems getestet, weil dies die aktuelle Version ist, die Jide gratis zum Download anbietet. Der Unterschied der Versionen ist schnell beschrieben.
- Remix OS 2.0 basiert auf Android Version 5, also Android Lollipop
- Remix OS 3.0 basiert auf Android Version 6, also Android Marshmallow
Die Unterschiede in der Bedienung können an einer Hand abgezählt werden und sind für ein in-depth Review eines Betriebssystems ohne grosse Konsequenz. Denn wenn ihr euch daran erinnert, wie euer Handy von Lollipop auf Marshmallow aktualisiert wurde; der Unterschied in der Bedienung war klein.
Funktionen der Zukunft
Remix OS macht da einen Schritt in die Vergangenheit und separiert Apps und Browser wieder. Mit Android haben die Entwickler von Jide damit eine gute Plattform gefunden, die bereits ein vielseitiges Angebot an Apps aus allen Herren Ländern bietet und den Browser wirklich nur zum Surfen nutzt. Interaktion ist in der Regel über eine separate App optimiert. Das macht in der Benutzung grossen Spass.
Vermächtnis der kleinen Bildschirme
Die einzigen offensichtlichen Schwächen liegen in den grossen Stärken der alten Konkurrenz von Microsoft und Apple. Interoperabilität zwischen Apps lässt zu wünschen übrig. Im Test hat sich gezeigt, dass die Drag and Drop Funktionalität zwischen Apps extrem eingeschränkt ist.
Ein Beispiel: Wenn ich eine Datei, sagen wir einen Screenshot des Remix OS Desktops auf mein Google Drive laden will, so kann ich das nicht – wie von der Desktop-Version Chromes her gewöhnt – per Drag and Drop in den Browser fallen lassen. Um das Bild hochzuladen muss ich das Bild im Filemanager finden, öffnen und via Share-With-Funktion mit der Drive App teilen.
Das ist zwar nicht besonders umständlich, aber bricht mit dem sonst so intuitiv gestalteten Android-Framework. Generell ist an Remix OS nichts umständlich, aber oft halt anders. Manchmal stören diese neuen Funktionen die gewohnten Arbeitsgänge von anderen Computern.
Selbst wenn Remix OS ein vollständiges Betriebssystem ist, das auf PCs gut bis sehr gut funktioniert, kann keiner von der Hand weisen, dass es ursprünglich mal für kleine Bildschirme erfunden worden ist. Die Probleme mit Drag and Drop sind nur der prominenteste Auswuchs dieses Vermächtnisses.
Ein grosser Schritt in die Zukunft
Einzig vermisse ich die Fähigkeit, das Betriebssystem ganz ohne Maus bedienen zu können. Dies ist zwar nur eine Eigenart meinerseits, doch finde ich, dass die Maus mich in der Bedienung eines Computers langsamer macht, weswegen ich oft und gerne mit Tastaturkürzeln arbeite. Diese funktionieren in den meisten Fällen nicht mehr, was ich recht schade finde.
Ist Remix OS der Windows- und Mackiller? Die Zukunft der Betriebssysteme? Nein, die Entwicklung ist noch lange nicht abgeschlossen, aber 95% davon sind getan. Jide muss sich nun tief in die Detailfunktionen von Betriebssystemen einarbeiten und die besten Features adaptieren. User müssen sich derweil etwas umgewöhnen. Zwar ist Remix OS intuitiv und hübsch anzusehen, aber ganz genau wie ein Android, ein Windows oder ein macOS funktioniert es noch nicht.
Mein Fazit: Check it out!
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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.
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