Hintergrund

Peters Arcade-Automaten: Retro-Eigenbau vom Feinsten

PS4, Xbox und Switch können einpacken. An das Suchtpotenzial, welches die selbstgebauten Arcade-Automaten von Peter Zumstein versprühen, kommt so schnell nichts ran. Sein Hobby hievt Retro-Gaming auf ein komplett neues Level.

In Peters Wohnung sticht mir als erstes eine grosse Vitrine ins Auge. Massstabsgetreu nachgebaute Raumschiffe, Phaser und was das Sci-Fi-Herz sonst noch begehrt, stellt er dort aus. Das macht den 50-Jährigen noch eine Spur sympathischer, als er mir eh schon ist. Zu gerne würde ich lange und ausgiebig mit ihm über seine Modelle aus Star Trek und Babylon 5 fachsimpeln. Oder über den Terminator-Kopf, der im Büro auf dem Pult steht.

Videoproduzentin Stephanie Tresch und ich sind aber nicht deshalb in den Aargau gefahren. Wir besuchen Peter aufgrund einer früheren Begegnung und seinem überirdisch coolen Hobby; er baut Arcade-Automaten.

Ein Glück, dürfen wir nun Peter persönlich besuchen und am Automaten ausgiebig zocken, ohne davor Kinder vertreiben zu müssen.

Welcome back Spielhallen-Feeling

Alles Handarbeit, wirklich alles!

Falls du denkst, Peter würde für seine Automaten fertige Bausätze verwenden, hast du dich geschnitten. Hier ist alles Handarbeit. Egal, ob es um technische Zeichnungen, die kreative Erstellung von Designelementen oder dem Rendern eines ersten 3D-Modells geht.

Beim Erstellen der Grafiken werden die Wünsche des künftigen Besitzers umgesetzt. Der Arcade-Automat erhält dann nicht nur äusserlich ein auf das Thema abgestimmtes Design. Es geht so weit, dass selbst Ladebildschirme ans jeweilige Thema angepasst werden. Diese gab es übrigens früher nicht. Auf den Arcade-Automaten vergangener Zeiten lief jeweils nur ein Spiel.

Die Gehäuse baut Peter in seiner Garage. Er bringt mit selbst erstellten Schablonen, Säge und Fräse 16 mm-Spanplatten in Form. Für den Sockel benutzt er Platten mit 19 mm Dicke. Je nach gewünschtem Bedienungskonzept birgt dieser Arbeitsschritt mehr oder weniger Aufwand. Willst du beispielsweise anstelle eines zweiten Joysticks einen Trackball verbauen, müssen erst die Pläne angepasst werden.

Wie du siehst, hat Peter bei diesem Automaten ein zusätzliches Element, eine Schublade, gebaut. In dieser befindet sich nebst Tastatur auch ein Gamecontroller. Damit spielst du trotz fehlendem Joystick zu zweit. Was du auf den Bildern nicht siehst, ist der Sockel. Selbstverständlich bekommt jeder Automat so einen.

Moralische Unterstützung beim Zusammenbau bekommt Peter übrigens von seinem Büsi. Wie alle Katzen setzt sie sich gerne in Kartons – oder eben auch in halbfertige Gehäuse.

Game-Flut dank Raspberry Pi und RetroPie

Im Inneren der Arcade-Automaten werkelt ein Raspberry Pi 3 Model B. Dieser reicht für die meisten Games. Doch gibt es auch solche, die du nur mit übertaktetem Prozessor spielen kannst. Daher verbaut Peter auch einen Lüfter, der sich bei Bedarf automatisch zuschaltet. Für die Bildausgabe wird ein alter LCD-Monitor verwendet und ein Scanline-Generator eingebaut. Die Zwischenzeilen beim Bildaufbau dürfen für ein originalgetreues Spielerlebnis nicht fehlen.

Die Material-Liste für einen Arcade-Automaten enthält übrigens insgesamt 108 Positionen, welche Peter von rund zehn verschiedenen Händlern bezieht. Die Kosten belaufen sich pro Stück auf ca. 1200 Franken, Arbeitsstunden nicht mit eingerechnet.

Ein kleiner, feiner Nachtrag

Falls du dir auch einen Arcade-Automaten bauen möchtest, aber dich der grosse Aufwand oder die Kosten davor abschrecken, solltest du klein beginnen. Der folgende Arcade-Automat ist voll funktionstüchtig und basiert auch auf einem Raspberry Pi. Sein Display misst lediglich 0.96 Zoll.

Um damit zu spielen, benötigst du sehr geschickte sowie kleine Finger und allenfalls Adleraugen. Peter musste sich vor dem Zusammenbau sogar eine neue Brille besorgen. Mehr Infos zu diesem Fitzel-Automaten findest du hier.

Solltest du Lust auf mehr Retro und insbesondere Arcade-Automaten haben, darfst du jubeln. Denn ich werde Peter erneut besuchen. Den im Video erwähnten Bau des Pac-Man-Automaten darf ich mir nicht entgehen lassen. Falls du das nicht verpassen willst, klickst du unten auf «Autor folgen».

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Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.


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