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Notrufe aus dem Funkloch: Autos senden per Satellit

Kim Muntinga
19.5.2025

Wenn das Mobilfunknetz ausfällt, springt der Satellit ein: In Paris haben vernetzte Autos erstmals erfolgreich Notfallmeldungen über den Orbit ausgetauscht.

Vernetzte Autos haben zum ersten Mal direkt über Satellit miteinander kommuniziert: und das nicht in einem Labor, sondern in einem realitätsnahem Testszenario. Die Industrieallianz 5G Automotive Association (5GAA) hat im Rahmen einer öffentlichen Vorführung in Paris demonstriert, wie Fahrzeuge künftig auch ohne Mobilfunknetz Notrufe und wichtige Daten austauschen können. Dies geschieht über sogenannte Non-Terrestrial Networks (NTN).

Die Fahrzeuge kommunizierten dabei nicht nur mit der Infrastruktur, sondern auch direkt miteinander. Das Ziel: Unfälle schneller melden, Rettungskräfte effizienter koordinieren und andere Verkehrsteilnehmer frühzeitig warnen. Und das selbst in abgelegenen Regionen oder bei Naturkatastrophen.

Nahtloser Wechsel zwischen Netz und Orbit

Die Demonstration fand auf öffentlichen Straßen statt. Die Fahrzeuge wechselten dabei automatisch zwischen 5G-Netz und Satellitenverbindung. Auch die Sprachkommunikation funktionierte dank KI-gestützter Komprimierung in Echtzeit. Für die Fahrenden blieb der Wechsel unsichtbar. Das System entscheidet selbst, welche Verbindung gerade verfügbar und am zuverlässigsten ist.

Die gezeigte Technologie basiert auf dem Mobilfunkstandard 3GPP Release 17, der erstmals die Integration von Narrowband-NTN ermöglicht. Zum Einsatz kommen dabei LEO-Satelliten (Low Earth Orbit), die in Höhen von etwa 500 bis 1200 Kilometern um die Erde kreisen. Sie sind damit schneller und effizienter, was Datenverbindungen betrifft.

Warum das wichtig ist

Gerade in ländlichen Gebieten oder bei großflächigen Netzausfällen, etwa nach einem Sturm, kann diese Technologie Leben retten. Sie ist zudem ein zentraler Baustein für autonomes Fahren, das auf eine lückenlose Datenverbindung angewiesen ist.

Die 5GAA will die Technologie laut eigener Aussage bis 2027 marktreif machen. Dann sollen Fahrzeuge standardmäßig mit der Fähigkeit ausgestattet sein, auch über den Orbit zu kommunizieren.

5G-V2X Direct: Sicherheitsdaten in Millisekunden von Auto zu Auto

Ebenso kam es zu einer Vorführung von 5G-V2X Direct (Vehicle-to-Everything). Dies ist eine Technologie, bei der Fahrzeuge direkt über das 5G-Funkprotokoll miteinander kommunizieren: ganz ohne Umweg über das Mobilfunknetz oder zentrale Server. Diese direkte Kommunikation ermöglicht extrem niedrige Latenzzeiten und ist entscheidend für sicherheitskritische Anwendungen wie Kollisionswarnungen, Kreuzungsassistent oder kooperatives Fahren.

Ein konkretes Anwendungsbeispiel für die neue Technologie ist der Schutz von besonders gefährdeten Verkehrsteilnehmern wie Fußgängern oder Radfahrern. Die 5GAA-Mitgliedsfirma Valeo demonstrierte, wie vernetzte Fahrzeuge in Echtzeit Sensordaten austauschen, um etwa an einer unübersichtlichen Kreuzung einen durch ein Hindernis verdeckten Fußgänger zu erkennen.

In der Vorführung erfasste ein Fahrzeug die Gefahrensituation mithilfe seiner Sensoren und übermittelte die Information direkt per 5G-V2X an ein zweites Fahrzeug. Dieses konnte daraufhin seine Fahrweise anpassen und rechtzeitig abbremsen. Nach aktuellem Planungsstand soll die Technologie zwischen 2026 und 2029 zunächst in Fahrzeugen für den gewerblichen Einsatz verfügbar sein.

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