
Ratgeber
Kaufratgeber: Finde die richtige Hardware für deinen nächsten Gamer-PC
von Philipp Rüegg

Mainboard-Bezeichnungen sind oft kryptisch: B650M Pro RS, Prime Z790A oder MPG Z490. Was hinter diesen scheinbar zusammengewürfelten Zahlen und Buchstaben steckt und wie du sie entschlüsselst, liest du hier.
Hersteller geben ihren Produkten auf den ersten Blick unverständliche Namen. Mit etwas Hintergrundwissen ergeben sie jedoch durchaus Sinn. Aus den Namen liest du, für welchen Prozessor das Board taugt, ob du diesen damit übertakten kannst und vieles mehr.
Die Mainboard-Hersteller haben keine einheitliche Namensgebung. Jeder verwendet seine eigene. Grundsätzlich enthalten die Namen jedoch folgende Informationen:
Das sieht bei den drei grossen Herstellern Asus, MSI und Gigabyte folgendermassen aus:
Aufgeschlüsselt heisst das nach obigen Informationen:
Der Name des Herstellers steht an erster Stelle. Hier erfährst du, wer das Mainboard fertigt und die Chipsets von Intel oder AMD verbaut. Neben den drei erwähnten Namen existieren weitere wie ASRock oder Biostar.
Die Serie gibt Aufschluss darüber, wo im Produktportfolio das Mainboard einzuordnen ist. Also, ob es sich um ein High-End- oder Low-End-Board handelt. Das sieht bei den fünf erwähnten Herstellern folgendermassen aus (von Low-End bis High-End):
Daneben bieten die Hersteller noch weitere Serien. ProArt von Asus, Aero von Gigabyte und Pro von MSI richten sich etwa an Kreativschaffende.
Das Chipset bestimmt, welcher Prozessor mit dem Mainboard kompatibel ist. Dabei spielen der Hersteller – AMD oder Intel – und die Generation des Prozessors eine Rolle. Das Chipset bestimmt unter anderem, ob Overclocking möglich ist und auch der RAM-Typ wird (meist) dadurch bestimmt.
Chipset-Namen bestehen aus einem Buchstaben, auf welchen drei Ziffern folgen. Die erste Ziffer bezeichnet die Generation. In der nachfolgenden Auflistung habe ich diese durch ein Platzhalter-Sternchen ersetzt. Intel hat vier und AMD drei Chipset-Typen für Consumer.
H*10: Das günstigste und rudimentärste Chipset von Intel empfiehlt sich nur für Core-3-Prozessoren oder darunter. Overclocking ist auf Boards mit diesem Chipset nicht möglich. Sie haben häufig nur zwei RAM- und wenige Erweiterungs-Slots. Auch haben sie weniger PCIe-Lanes und nutzen einen älteren Standard als die höheren Chipsets.
B*60: Auch auf dem nächsthöheren Chipset ist Overclocking kein Thema. B*60er bieten mehr Slots und eine neuere PCIe-Version sowie mehr Lanes.
H*70: Nur wenige Mainboards nutzen dieses Chipset. Es bietet den neuesten PCIe-Standard mit genügend Lanes. Overclocking ist aber auch mit diesem Chipset nicht möglich.
Z*90: Das teuerste und Feature-reichste Chipset von Intel bietet die neuesten Standards, viele Slots und Lanes. Zudem ist hier Overclocking möglich.
A*20: Dieses Chipset ist dem H*10 von Intel ähnlich. Es erlaubt als einziges von AMD kein Overclocking.
B*50: Das B50-Chipset bietet die wichtigsten Features, die auch das höhere X70er besitzt. Meist hat es weniger PCIe-Lanes. Für die meisten Menschen reichen Mainboards mit diesem Chipset aus – sogar Overclocking ist möglich.
X*70: Wie auch bei Intel bietet die 70er-Reihe am meisten PCIe-Lanes und Slots. Bei der 600er-Chipset-Serie unterscheidet AMD zudem zwischen X670E und X670. Erstere bietet PCIe 5.0, letztere PCIe 4.0.
Auf die drei verlinkten Mainboards oben angewendet, kannst du mit diesem Wissen eruieren, welche CPUs mit ihnen kompatibel sind. Das Z790 ist gemäss dem Schema das beste 700er-Chipset von Intel. Es ist mit allen Prozessoren der 12. bis 14. Core-Generation kompatibel. Das B550 ist mit allen AM4-CPUs von AMD kompatibel. Und das B650 passt mit den neueren AM5-Prozessoren zusammen.
Die B550- und B650-Chipsets bestimmen zudem eindeutig den RAM-Typ. Ersteres unterstützt DDR4, zweiteres DDR5. Beim Z790 ist das rein aus dem Chipsatz nicht zu schliessen, da dieser je nach Board mit DDR4 oder DDR5 kompatibel ist.
Schaust du dir die drei oben verlinkten Mainboards an, heisst das:
Wenn ein Buchstabe mit Bindestrich an die Chipset-Bezeichnung angehängt ist, heisst das, dass dieser meist Teil einer Modell-Bezeichung ist.
Streng genommen ist der ganze Name das Modell. Aber die Mainboardhersteller verwenden meist zusätzliche Bezeichnungen im Namen, die ich bislang nicht erwähnt habe. Diese sind in diesem Fall das Modell. Bezogen auf die drei Beispiele heisst das:
Meist steht am Ende des Namens, ob ein Mainboard über WiFi verfügt oder nicht. Dies siehst du bei den Beispielboards bei jenem von MSI. Gigabyte gibt die WiFi-Funktionalität mit einem AX im Namen an. Beim Asus-Board steht nichts, weshalb du mit grosser Wahrscheinlichkeit davon ausgehen kannst, dass es kein WiFi bietet. Um ganz sicher zu gehen, schaust du in den Spezifikationen nach.
Aufgrund der schieren Masse an Mainboards ist klar, dass es eine eindeutige Namensgebung braucht. Auch wenn nicht alle Hersteller die gleichen Namensgebungen verwenden, lassen sich trotzdem gewisse Dinger immer ableiten. Alleine aus dem Namen eines Mainboards lassen sich diverse Rückschlüsse ziehen:
Aufpassen musst du jedoch beim zweiten Punkt: Nicht immer ist ersichtlich, mit welchem RAM das Mainboard kompatibel ist. Die Z690 und Z790 Chipsets von Intel sind mit DDR4 oder DDR5 RAM kompatibel. Hier empfiehlt sich ein Blick in die Spezifikationen.
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Alle anzeigenDer Formfaktor wird meist am Ende der Chipset-Bezeichnung mit einem Buchstaben angegeben. Hat es dort keinen, kannst du davon ausgehen, dass es sich um den ATX-Formfaktor handelt. Meist bezeichnet «M» Micro-ATX (mATX), «I» Mini-ITX und «E» EATX. Letzteres stimmt aber nicht immer: Ein X670E-Mainboard ist keines im EATX-Formfaktor, sondern eines mit PCIe 5.0. Bei den AMD-Chipsätzen der 600er-Serie unterstützen nämlich nur jene mit «E» in der Bezeichnung den PCIe-5.0-Standard. Die andern verwenden nach wie vor PCIe 4.0.