
Micky Maus auf dem Boot ist nun Allgemeingut

Der erste Auftritt von Micky Maus ist 1928 in einem Kurzfilm von Walt Disney. Das Werk gehört seit dem 1. Januar 2024 der Öffentlichkeit, wobei ein paar Punkte beachtet werden müssen.
Im animierten Kurzfilm «Steamboat Willie» sowie im Stummfilm «Plane Crazy», jeweils von 1928, tritt Micky Maus erstmals auf. Hier ist glücklicherweise auch eine frühe Version von Minnie Maus zu sehen. Die beiden Figuren gehören seit dem 1. Januar 2024 nämlich zum Allgemeingut (auch Public Domain genannt).
Die bunte, knuddelige Maus aus meiner Kindheit hat allerdings nur wenig mit jenem Micky Maus dieser Schwarz-Weiss-Streifen zu tun. Bei Steamboat Willie zwingt Micky Maus ab Minute Vier sogar Tiere, als Musikinstrumente hinzuhalten. Generell handelt Micky eher grob als nett und freundlich. Das Gute: Diese Version steht nun für alle frei zur Verfügung. Du darfst dir daraus also auch dein eigenes Werk kreieren.
Wie war das nochmals mit dem Allgemeingut?
Mit Allgemeingut (Public Domain) werden Inhalte bezeichnet, die nicht oder nicht mehr urheberrechtlich geschützt sind. Damit stehen sie frei zur Verfügung. Dieser Zugang kann nicht durch das Urheberrecht begrenzt werden. Der Urheberrechtsschutz endet grundsätzlich 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers. Gibt es keinen expliziten Urheber, oder ist dessen Tod unbekannt, wird ab Veröffentlichung des Werkes gezählt.

Quelle: Michelle Brändle
Was darfst du mit einem Werk der Public Domain alles anstellen?
Ist ein Werk gemeinfrei, darfst du es ohne Einwilligung beliebig verwenden. Das bedeutet vervielfältigen, bearbeiten und veröffentlichen. Genaueres dazu findest du auch im PDF des Eidgenössischen Instituts für Geistiges Eigentum.
Die nun nicht mehr geschützte Figur Micky Maus aus Steamboat Willie darf also ebenfalls beliebig verändert und veröffentlicht werden. Und erste Ergebnisse lassen nicht lange auf sich warten. Mit «Infestation 88» erscheint bereits der erste Trailer zu einem Videospiel mit dem gruseligen Micky Maus.
Was verboten ist: Micky Maus ist nicht ganz vogelfrei
Generell ist Vorsicht geboten: Der Name «Mickey Mouse» ist von Disney markenrechtlich geschützt und darf nicht genutzt werden. Also sowohl das Logo als auch der Name selbst. Und das Markenrecht kennt kein Ende.
Die späteren Versionen der bekannten Maus unterliegen ebenfalls noch dem Urheberrecht und dürfen nicht verwendet werden. Wie beispielsweise die Version von Micky Maus aus dem Film Fantasia von 1940, der erst Jahre später ein Erfolg wurde. Oder eine noch spätere Micky Maus-Figur aus der Kindersendung Micky Maus Wunderhaus (Englisch: Mickey Mouse Clubhouse), die ab 2006 auf dem Disney Channel ausgestrahlt wurde. Hier bekommt die Maus einen 3D-Look.

Quelle: Disney
Es droht also Gefahr, wenn die neu entstehenden Werke aus der Micky-Maus-Version von 1928 die Marke in irgendeiner Weise verletzen oder die Marke anhand der Verwendung verwässert. Du darfst also beispielsweise nicht ein Restaurant «Mickey Mouse Restaurant» nennen. Disney greift in solchen Angelegenheiten bekanntermassen schnell ein. Deshalb ging das mit dem Restaurant in der Schweiz 1951 schon einmal daneben.
Ironisch: Steamboat Willie basiert auf einem anderen Film
Der Kurzfilm Steamboat Willie basiert auf einem damals bekannten Film namens Steamboat Bill. Hier spielte Buster Keaton mit, der neben Charlie Chaplin und Harold Lloyd zu den erfolgreichsten Komikern der Stummfilmzeit zählt.
Micky Maus hatte also seinen ersten Auftritt in einem Film, der sich auf ein anderes, urheberrechtlich geschütztes Werk stützte. «Wenn man sich auf etwas bezieht, das populär ist, entsteht höchstwahrscheinlich ein breiteres Publikum sowie ein Publikum, das diesen speziellen Bezug erkennt», erklärt Kommunikationsprofessor Kembrew McLeod dem US-Radiosender NPR.

Quelle: Michelle Brändle
Das Beispiel mit Steamboat Bill zeigt wunderschön auf, wie ikonische Figuren entstehen können. So ist die Aufhebung eines Urheberrechts auch ein Anstoss für neue, kreative Werke. Wer weiss, was aus jenem Micky Maus von 1928 noch alles wird …
Titelbild: Walt Disney Animation Studios

Seit ich einen Stift halten kann, kritzel ich die Welt bunt. Dank iPad kommt auch die digitale Kunst nicht zu kurz. Daher teste ich am liebsten Tablets – für die Grafik und normale. Will ich meine Kreativität mit leichtem Gepäck ausleben, schnappe ich mir die neuesten Smartphones und knippse drauf los.