Auch «Overwatch» ist ins Visier der Behörden geraten.
Hintergrund

Kommt das Lootbox-Verbot und gilt es auch für die Schweiz?

Belgien und die Niederlande erklären Lootboxen zum Glücksspiel. «Fifa 18», «Overwatch» und «Counter-Strike: Global Offensive» werden explizit als Übeltäter genannt. Was für Auswirkungen hat das auf die Game-Branche und insbesondere auf die Schweiz?

Um was geht’s konkret?

Möglichkeiten der Branche

Die betroffenen Game-Hersteller gehören mit Ausnahme von Psyonix («Rocket League») zu den grössten oder aufstrebendsten der Welt. Sie haben genug Ressourcen und Anwälte, um sich dem Problem zu stellen und Schlupflöcher zu finden. Fürs erste sehe ich aber die folgenden kurz- bis mittelfristigen Lösungen.

Lootboxen entfernen

Die vermeintlich einfachste Lösung ist es, die Lootboxen aus den betroffenen Spielen zu entfernen – vorerst nur in den beiden Ländern. Allerdings hat «Battlefront 2» gezeigt, dass das nicht unbedingt ein simples Unterfangen ist. Teilweise sind die Lootboxen ein essenzieller Teil des Spiels und so weit ins System eingeflochten, dass man sie nicht von einem Tag auf den nächsten rausnehmen kann. Dennoch ist das wohl die kurzfristigste Lösung.

System modifizieren

Spiel vom Markt nehmen

Videos, wie YouTuber Lootboxen öffnen, sind längst zum Massenphänomen geworden.

In jedem Fall ein Millionenverlust

Etwas anders sieht es in den USA aus. Dort ist der Konsumentenschutz etwas zahnloser. Nicht auszuschliessen, dass es in den nächsten Jahren darum verschiedene Lootbox-Systeme geben wird: eins für die USA und eines für Europa.

Auswirkungen auf die Schweiz

Sollte die EU Lootboxen als Glücksspiel deklarieren und die Hersteller zum Handeln zwingen, darf angenommen werden, dass die Schweiz die gleiche Behandlung erhält. Solange genug andere Länder auf der Welt das Lootbox-System beibehalten, wäre es zwar möglich, dass die Schweiz eine Ausnahme bleibt. Da wir aber ohnehin auf die übersetzten Versionen für Frankreich, Italien und Deutschland angewiesen sind, ist das eher unwahrscheinlich.

Umgekehrt ist es aber gar nicht nötig, dass wir auf die Entscheide unserer Nachbarn warten. Was sagt denn die Schweizer Rechtssetzung zu den Lootboxen? Im Bundesgesetz steht folgendes:

Klingt in meinen Ohren exakt nach dem Lootbox-System, wie es in zahlreichen Spielen zum Einsatz kommt. Man kauft sich für echtes Geld eine Lootbox, die einen zufälligen Gewinn ausspuckt. Im Falle der Outfits in «PUBG» oder der Waffenskins in «CS:GO» sind diese teilweise viel Geld wert. Die Schweizerische Spielbankenkommission sieht aktuell allerdings noch keinen Grund zum Handeln.

«Bei den von Ihnen geschilderten erwähnten ‹Lootboxen› handelt es sich sozusagen um ein ‹Spiel im Spiel›, welches im Verlaufe des Computer- oder Videospiels auftaucht und in der Regel – im Verhältnis zum ganzen Computer- oder Videospiel – nur einen kleineren Teil des gesamten Spiels ausmacht.»

Da Computer-, Konsolen- und Videospiele in der Regel nicht zu den Glücksspielen gemäss Definition im Spielbankengesetz gehören, sollen sie zudem auch gar nicht in den Kompetenzbereich der ESBK fallen, sagt Maria Chiara Saraceni von der Eidgenössischen Spielbankenkommission. Sie fügt an, dass es sich hierbei um eine Einschätzung nach heutigem Stand handle.

Von den Schweizer Behörden haben die Game-Entwickler also vorerst nichts zu befürchten. Saraceni macht jedoch klar, dass sie die Entwicklungen im Spielbereich weiterhin aufmerksam beobachten werden. «Sollten sich konkrete Gründe für allfällige Verletzungen des Spielbankengesetzes ergeben, werden wir intervenieren.» Es darf angenommen werden, dass diese Diskussion auf dem politischen Parkett ausgefochten wird.

Was kommt nach den Lootboxen?

Titelbild: Auch «Overwatch» ist ins Visier der Behörden geraten.

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Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken. 


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