
iPhone X: Das Review der nächsten Ära Apples
Apple hat mit dem iPhone X einen grossen Coup gelandet. Lange ist es her, dass ein Smartphone solche Wellen geworfen hat. Lange ist es her, dass ich so viel über ein Smartphone zu sagen hatte. Denn das neunte iPhone mit der Nummer zehn macht vieles neu, richtig, falsch, seltsam, gut und schlecht.
Goodbye, Home Button. Ich werd dich nicht vermissen
Kurz: Wenn du dir Sorgen um den Home Button beim neuen iPhone machst, dann mach dir keine Sorgen. Apple hat sich das gut überlegt und sehr gut umgesetzt. Einzig nerviger Punkt ist, dass irgendwer bei Apple gedacht haben muss, dass Nutzer den Swipe-Up vergessen. Denn am unteren Bildschirmrand ist mehr oder weniger immer, manchmal auch über Videos, ein Balken eingeblendet, der dich an den Home Button erinnert. Weg damit! Das Teil nervt nur.
Der fette Rahmen auf den Bildern
Wenn das laufende Smartphone-Jahr etwas gezeigt hat, dann dass Ränder out sind. Apples Konkurrent Samsung hat mit seiner randlosen Achterserie Phones geliefert, die recht futuristisch wirken. Das iPhone X kommt als Brocken daher. Wo die Konkurrenz eine gewissen Leichtigkeit ins Design bringt, wenn sie auf Ränder verzichtet, setzt Apple auf wuchtig und hat dem iPhone X vergleichsweise fette Bezels verpasst.
Die Ränder werden nicht kleiner, auch mit der Benutzung des Phones nicht. Der wuchtige Anblick des Natels wird durch das für die Grösse des Geräts recht hohe Gewicht bestärkt. Dazu auch noch der breite Notch, also die Einbuchtung für die Kamera und Sensoren oben am Display. Das hätte besser gelöst werden können. Dazu steht auch im krassen Gegensatz die Werbung für das Gerät, die Leichtigkeit verspricht.
Der breite Notch ist dabei aber weniger ein Problem. Notifications sind unter iOS ohnehin nicht so wichtig, weil die Icons der Apps die Notifikationen gleich einblenden. Also brauchst du in der obersten Bildschirmzeile nur einige wenige Statusmeldungen. Beim Essential PH-1 war der Notch wesentlich kleiner, hat aber öfter gestört. Apps sind oder waren einfach noch nicht für Notches optimiert.
Da das iPhone X einen OLED-Bildschirm verbaut hat, habe ich mir überlegt, dass ein Hintergrundbild mit viel True Black, also HEX #000000 wohl ziemlich cool aussehen könnte. Tut es. Die fetten Ränder und der Notch scheinen mit dem Bildschirm zu verschmelzen und so kriegst du die Illusion eines randlosen Displays hin, das sogar noch so wirkt als ob Hardware nahtlos in Software übergeht.
Ein Designfehler? Oder die merkwürdigste Absicht des Jahres
Das Hardware Design mit Notch und Bezels mag Geschmackssache sein, aber eins ist einfach seltsam: Der Kamerabuckel. Im Unboxing habe ich den Buckel noch gelobt. Ein Statement sei er. Schick aussehen tue er auch. Nach dem Test kann ich sagen, dass das zwar richtig ist, aber das Konstrukt mit dem weit hervorstehenden Buckel höchst seltsam ist.
Zudem ist eine Kante spürbar. Wenn das iPhone X so wie oben beschrieben auf dem Tisch liegt, dann steht die rechte Längskante merklich hervor. Die Linke aber nicht. Das ist auch beim Modell von Kollege Lorenz Keller vom Blick so. Wenn das nur bei unseren beiden Phones so ist, und bei deinem nicht, dann lass es mich im Kommentar wissen.
Warum das iPhone X trotzdem nichts für mich ist
Ich bin Tüftler und einer, der gerne mal alle Einstellungen verändert, weil er kann. Bei Apple kann ich das oft nicht, oder nicht in einem Ausmass, dass mir iOS gefallen würde. Icons zu gross, zu wenig effektive Nutzfläche auf dem Display, keine Einstellungen, mit denen ich das beeinflussen könnte.
So ist die Benutzung des iPhones nach kurzer Zeit langweilig. Nicht im Sinne, dass ich das Gerät weglegen will. Sondern das Gerät funktioniert einfach. Du kannst dein Phone aus der Packung nehmen und nie irgendwelche Settings ansehen oder ändern und du wirst in etwa das selbe Erlebnis haben wie jemand, der jede Einstellung einzeln angesehen hat. Das iPhone funktioniert einfach. Verlässlich, langlebig und gut. Es macht einfach keinen Spass.
Wenn das spassigste an einem Smartphone Bildeffekte sind, die nach zwei Tagen ihren «Hui, wie lässig weil neu»-Faktor verloren haben, dann ist mir das Teil zu langweilig. Besagte Bildeffekte haben übrigens kein Live Preview, also ist es immer eine Überraschung, was da rauskommt.
Das Phone ohne Grenzen, weil du da gar nicht hinkommst
Das iPhone X ist eines der ersten Phones, die mit Apples neuem Chipsatz, dem A11 Bionic, ausgestattet sind. Das System-on-a-Chip (SoC) kommt mit sechs Cores daher. Das ist etwas unüblich, da die Anzahl Prozessorkerne in der Regel der gängigen Computerzahlenfolge 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128, … folgt. Das tut der Leistung aber keinen Abbruch. Im Gegenteil. Der A11 Bionic ist extrem leistungsfähig, ohne gross am Akku zu zehren.
Im normalen Alltagsgebrauch wirst du nichts tun, das den A11 an seine Leistungsgrenze bringen wird. Kein Game, keine App, kein Datentransfer wird das Ding beeindrucken. Im Gegenteil. Das Gefühl, das dir vom Bionic gegeben wird, ist immer eines von «Ja eh, easy, ich hab’s im Griff».
Wenn du ein neues iPhone willst, dann überspring das iPhone 8 und geh zum X.
Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.
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