Genius Sports
News & Trends

iPhone ersetzt in der Premier League das VAR-System

Die Premier League führt ein neues System zur Abseitserkennung ein. Dank maschinellem Lernen werden Positionen von Gliedmassen berechnet, auch wenn diese nicht sichtbar sind. Eine Schlüsselaufgabe hat dabei das iPhone.

Seit einigen Jahren setzen mehrere europäische Fussballligen den Video Assistant Referee (VAR) für strittige Situationen auf dem Feld ein. Bei Fouls, Toren oder Abseits. Insbesondere Abseitssituationen sorgen immer wieder für Gesprächsstoff, da sie sehr schwer zu erkennen sind – teilweise handelt es sich um Millimeterentscheidungen. Vor allem, wenn die Spieler eng beieinander stehen, kann der Schiedsrichter selbst aus verschiedenen Kamerawinkel kaum erkennen, ob sich ein Körperteil des ballführenden Spielers im Abseits befindet.

FIFA-System sorgt für Probleme

2022 führt der Weltfussballverband FIFA Systeme ein, die mit Hilfe maschinellen Lernens gleichzeitig Bewegungen von Gliedmassen und jene des Balls verfolgen. Damit soll eine genauere Entscheidungsgrundlage geschaffen werden. Die Software erkennt insgesamt 29 Körperstellen von Spielern. Das Problem: Das System verursacht dieses lange Spielverzögerungen, ist nicht besonders präzise und somit fehleranfällig, wie das Portal Wire schreibt.

Die britische Premier League geht deshalb neue Wege. Sie hat einen Vertrag mit der Firma Genius Sports abgeschlossen. Die Firma hat eine Technologie entwickelt, die ultrapräzise Messungen vornehmen könne, was die Abseitsstellungen beim Fussball betrifft. Die «Semi-Assisted Offside Technology» (SAOT) setzt auf eine Kombination von maschinellen Lernmodellen und mehreren iPhones.

Wie funktioniert SAOT?

Genius-Mitarbeiter Matt Fleckenstein erklärt das System so: Rund um das Spielfeld werden 24 bis 28 iPhones in Zweierrigs aufgestellt. So erhält Genius zwischen 7000 und 10000 Datenpunkte und kann 3D-Renderings jedes einzelnen Spielers erstellen.

Bis zu 10000 Datenpunkte sollen mit SAOT gewonnen werden.
Bis zu 10000 Datenpunkte sollen mit SAOT gewonnen werden.
Quelle: FIFA

Es entsteht eine Art virtuelles 3D-Netz, das den Schiedsrichtern anzeigt, wie genau die Abseitslinie verläuft. Dank der vielen Datenpunkte seien fehlende Details – etwa wegen Beleuchtungsproblemen – vernachlässigbar. Ausserdem haben die iPhones sehr hohe Bildwiederholraten, was der Qualität ebenfalls zuträglich ist. In Testphasen habe man bis zu 200 Bilder pro Sekunde getestet, sich dann aber für 100 Bilder pro Sekunde entschieden.

Das System erkennt einzelne Körperteile und kann bestimmen, wo diese sich befinden, wenn sie nicht zu sehen sind (wenn sie zum Beispiel von einem anderen Spieler verdeckt sind). Dies gilt selbst für eine Fussspitze. So werde die Position des Balls und die jedes Spielers (samt Torwarte) und ihrer Körperteile berechnet.

Da das Abseits gemäss Reglement dann entsteht, wenn der Ball den Fuss des passgebenden Spielers verlässt, ist es essenziell, dass die Position aller Körperteile jedes möglichen Passempfängers berechnet werden kann.

Das Messsystem soll bereits bis zum Ende der laufenden Saison in der Premier League eingesetzt werden.

Titelbild: Genius Sports

93 Personen gefällt dieser Artikel


44 Kommentare

Avatar
later