
Hintergrund
NeuralHash: Apple beantwortet Fragen zur Privatsphäre
von Dominik Bärlocher
Im jüngsten Update auf deinem iPhone bietet Apple deinen Hinterbliebenen Hand. Sie sollen auf deine Daten zugreifen können, wenn du tot bist.
Seit heute, Dienstagmorgen, hast du eine rote «1» auf dem Zahnrädchen-Symbol deines iPhones, denn Apple hat iOS 15.2 ausgerollt. Das Update bringt dir neue Funktionen, von denen vor allem vier herausstechen.
Jeder Mensch stirbt. Mit dem Ableben geht auch geheimes Wissen verloren. Passwörter, PIN Codes und Swipe-to-Unlock-Gesten gehören dazu. Doch auf dem iPhone des Toten könnten Daten sein, die die Nachkommen gerne hätten: Fotos, Passwörter, E-Mails zum Beispiel. Zugriff auf die Daten eines Verstorbenen erhältst du auf https://digital-legacy.apple.com/
Die Option findest du nach dem Update unter:
Settings → Apple ID → Password & Security → Legacy Contact
Dort begegnet dir ein Dialog, der dein technologisches Ableben regelt. Als erstes erklärt dir iOS 15.2, wie du die Wahl des Legacy Contacts treffen sollst und was mit der Funktion geschieht.
Du sollst eine Person wählen, der du vertraust. Diese Person erhält einen Zugangsschlüssel für deine Daten. Wenn der Nachweis deines Todes Apple gegenüber erbracht ist, dann hat diese Person Zugang zu deinen Fotos, Videos, Notizen, Dokumenten und persönlichen Informationen.
Aber die ausgewählte Person erhält nicht das komplette digitale Erbe. Die iCloud Keychain – der Ort, an dem alle deine Passwörter gespeichert sind – wird nicht vererbt. Ebenso erlischt das Recht an «lizenzierten Medien» mit deinem Tod und dein Legacy Contact erhält keinen Zugriff darauf.
Nach der Wahl des Kontakts kannst du den Zugangsschlüssel ausdrucken. Auf dem Papier stehen die wichtigsten Informationen noch einmal Schwarz auf Weiss. Dein Legacy Contact sieht, wie er oder sie im Todesfalle vorgehen muss, damit deine Daten an ihn oder sie übergehen. Darunter ist ein QR-Code und eine Zeichenfolge, die als «LC» bezeichnet wird. Wohl ein Kürzel für «Legacy Contact».
Apple Music erhält ein neues Abo namens Apple Music Voice. Das Abo ist in der Schweiz noch nicht erhältlich. Es ist wesentlich günstiger als die anderen Abos, lässt aber nicht zu, dass du Apple Music via Tippen auf dem Bildschirm steuerst. Du musst jedes Kommando mit deiner Stimme übergeben.
Das dürfte auch der Grund sein, weshalb das Abo in der Schweiz noch nicht erhältlich ist: Siri spricht kein Schweizerdeutsch.
Es ist möglich, auf einen theoretischen Schweizer Preis für das Abo zu schliessen. Wenn Apple das Schema der Preisgestaltung beibehält, dann dürfte Apple Music Voice 6,50 Franken pro Monat kosten, sobald aus Siri «s ÄppleSireli» wird.
In Deutschland und Österreich ist das Voice Abo als «kommt bald» gelistet.
In iOS 15.2 erwartet dich der App Privacy Report. Und ist im ersten Moment leer.
Denn du musst ihn zuerst aktivieren.
Settings → Privacy → Privacy Report → Activate
Der leere Report füllt sich extrem schnell, nachdem du eine App öffnest. Ein Beispiel mit Instagram und Garmin Connect.
Der Report listet alle externen Ressourcen auf, die kontaktiert werden. Das ist meines Erachtens ein grosser Schritt für die Sicherheit und Transparenz.
Zum Schutz des Kindeswohls hat Apple das System namens «Communication Safety in Messages» ausgerollt. Es ein Teil einer einst als zweiteilige Sicherheitsmassnahme angekündigten Feature Suite. Das andere wäre NeuralHash gewesen. NeuralHash ist aber breiter und lauter Kritik begegnet, die Apple nicht hat aus dem Weg räumen können. Daher ist NeuralHash erst einmal verschoben.
Communication Safety in Messages aber ist ab sofort in iMessages verfügbar, allerdings nur als Opt-In und nur in den USA, nicht in Europa. Und auch nur, sofern das iPhone des Kindes als Teil einer Familie aufgesetzt ist. Wenn ein Kind dann ein Bild mit Nacktheit erhält, wird dieses nur verschwommen dargestellt. Dabei erfolgt die Analyse der Bilder ausschliesslich lokal auf dem Gerät, wie MacTechNews zusammenfasst. Zudem werden dem Kind Hilfsangebote gegeben, die zeigen, wie es sich gegen solches Material wehren oder damit umgehen kann.
Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.