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«Ich habe nie aufgehört, an meine Vision zu glauben» – so entstand die Hightech-Leuchte Povlamp

Philipp Rüegg
17.10.2017

Fünf Jahre hat Leonardo Novella an seiner Hightech-Lampe gearbeitet. Bald startet die Kickstarter-Kampagne des Schweizer Designers, die zeigen wird, ob sich die vielen Entbehrungen gelohnt haben.

«Wie kann man denn fünf Jahre an einer Lampe arbeiten?» Das haben sich einige Kollegen gefragt, als wir ihnen erzählt haben, dass wir uns mit dem Schweizer Erfinder der extravaganten Designer-Lampe namens Povlamp treffen. Mit einer Kickstarter-Kampagne will der Zürcher Leonardo Novella sein bisheriges Lebenswerk endlich auf den Markt bringen. Bis dorthin war es allerdings ein langer und steiniger Weg.

Was ist die Povlamp und was macht sie besonders?

In Leonardos Wohnung macht die Povlamp bereits eine gute Falle.

Povlamp setzt sich zusammen aus Pov und Lamp. Pov steht für Persistence of Vision und lässt sich grob übersetzen in Beharrlichkeit des Sehens. Sie besteht aus vier LED-Sticks, die durch die schnelle Drehung einen surrealen, dreidimensionalen Lichtschirm erzeugen. Die Povlamp lässt sich per App steuern und kann in verschiedenen Farben leuchten. Der nächste Schritt in der Entwicklung wird sein, dass sich Animationen darauf abbilden lassen. Diese Möglichkeit als LED-POV-Displayanzeige könnte ideal für Werbung eingesetzt werden. Neben dem 3D-Lampenschirm besitzt die Povlamp noch einen LED-Spot als zweite Lichtquelle. Tiefer gehende Infos über diese aussergewöhnliche Leuchte und das bevorstehende Kickstarter-Projekt findest du auf der Webseite.

Man muss die Lampe in echt erlebt haben, um den Effekt genügend würdigen zu können. Mit ihrem stolzen Preis richtet sich die Povlamp in erster Linie an Ästheten, Edel-Clubs und wer sonst noch auf auffällige Einrichtung steht. Wie hoch der Preis genau ausfällt, steht noch nicht fest. Für Kickstarter-Unterstützer wird es einen Spezialpreis geben. «Sie ist ein Blickfang», bestätigt Leonardo bei unserem Besuch. Aber auch technisch sei sie auf dem höchsten Stand. Sie lässt sich dimmen, zeitlich steuern oder kann in verschiedenen Farben leuchten.

Zurzeit wirbt Leonardo mit diesem Trailer für die kommende Kickstarter-Kampagne.

Darum hat die Entwicklung auch über fünf Jahre gedauert. Allein der Motor verursachte Leonardo viel Kopfzerbrechen. «Es gibt nichts Derartiges auf dem Markt. Und ich hatte überhaupt keine Ahnung von Motoren. Ich musste alles von null auf lernen.» Zwar ist Leonardo ausgebildeter Elektroniker, aber leider kein Motorenspezialist. Der Motor ist der Kernpunkt der Lampe und muss absolut geräuschlos sein. Ein positiver Nebeneffekt der Drehungen ist eine leichte Winderzeugung, die kühlt gleichzeitig die Lampe ab.

Ein langer Weg

Es brauchte viele Prototypen bis zum finalen Modell.

Im November startet die Kickstarter-Kampagne für die Povlamp. Damit erhofft sich Leonardo genug Geld zusammenzukriegen, um die weltweite Zertifizierung finanzieren zu können, neue Werkzeuge zu kaufen und den offiziellen Launch zu sichern. Aktuell fertigt er jede Lampe noch von Hand. Sein Traum wäre es, eine richtige Werkstatt zu haben – idealerweise mit Toilette. Aktuell erfordert das nämlich noch etwas Improvisation, wenn der Arbeitstag mal wieder länger dauert.

All das steht aber noch in den Sternen. Alleine bis hierhin war es ein langer und steiniger Weg für Leonardo. «Durch einen Design-Wettbewerb sicherte ich mir das Eintrittsticket an eine renommierte Universität in Rom, die ich mir sonst niemals hätte leisten können», erzählt Leonardo. Den Bescheid, dass er gewonnen habe, erhielt er, während er gerade temporär auf einer Baustelle arbeitete. Wenige Tage später fuhr er alleine mit seinem Auto nach Rom und liess die Schweiz hinter sich. Zwar beherrscht Leonardo die Sprache, aber Familie oder Bekannte hatte er keine in Italiens historischer Hauptstadt.

Kein Studium für Träumer

Das Studium dauerte drei Jahre. Von Anfang an machte die Uni den Studenten deutlich, dass sie sich den Arsch aufreissen müssen, wenn sie es als Designer zu etwas bringen wollen. «Ich sah mich von Anfang an als selbstständiger Designer und hatte immer vor, selber Produkte zu entwickeln», so Leonardo. Darum versuchte er schon im Studium, Kunden zu akquirieren. Im dritten Semester kam ihm die Idee, die ihn noch fünf Jahre beschäftigen sollte. Für einen Design-Wettbewerb konnten die Studenten Konzepte für Leuchten einreichen, die in Tokyo zum Einsatz kommen sollten. Inspiriert von einem YouTube-Video mit drehenden LED-Uhren, wollte Leonardo diesen Effekt mit einer Lampe verbinden. Seine Ausbildung als Elektroniker kam ihm dabei zugute.

Bald soll es auch möglich sein, verschiedene Bilder auf den Schirm zu projizieren.

Das wenige Geld, das ihm zur Verfügung stand, steckte er fortan in sein Projekt. Mit dem Abschluss seines Studiums ging es zurück in die Schweiz, wo er wieder als Elektroniker arbeitete, um seine Design-Lampe weiterentwickeln zu können. «Mein Lohn ging zu 100 Prozent für die Lampe drauf», sagt Leonardo. Zumindest das, was nach den Kosten fürs tägliche Leben übrig blieb. 1'500 Franken pro Monat seien es mindestens gewesen. «Eine Zehnerserie von neuen Teilen kostet schnell mal 3'000 Franken», rechnet Leonardo vor. Um die Auslagen möglichst tief zu halten, suchte der Erfinder immer neue Wege. «Anfangs produzierte ich in Sizilien. Vieles lief schwarz. Ich übergab das Geld einem Buschauffeur in der Schweiz, der es persönlich bis nach Sizilien brachte und meinem Lieferanten bar in die Hand drückte.» Eine Überweisung sei nicht möglich gewesen. Später wechselte er zu einem Lieferanten in Tschechien.

«Nur meine Mutter glaubte an mich»

Ob er denn nie an sich gezweifelt habe, frag ich ihn: «Zweifel hatte ich schon. Aber wenn du so richtig im Flow bist, ist dir alles egal. Erst wenn du die Rechnungen bekommst und Steuern auf Rate zahlen musst, wird dir bewusst, auf wie viel du verzichtest. Es gab aber auch immer wieder kleine Meilensteine.» Ein Wendepunkt war, als Leonardo einen Investor fand, der ihm den Schritt vom Konzept zur Serie ermöglichte. Das gab ihm auch eine Ansprechperson, mit der er sich austauschen konnte. «Das Umfeld ist immer gegen dich. Nur meine Mutter glaubte immer an mich, aber sie ist ja auch meine Mutter», sagt Leonardo grinsend. Es sei in der Schweiz schwierig, auf Verständnis zu stossen. «In Italien fühlte ich mich zwar alleine, aber jeder führte dort einen Überlebenskampf. Wenn du für fünf Euro tankst, schaut dich niemand schräg an», in der Schweiz fühlte er sich dagegen oft wie ein Ausserirdischer.

Nach fünf Jahren könnten sich Leonardos Strapazen nun endlich bezahlt machen. In einer Luzerner Bar wurden einige seiner Lampen bereits testweise aufgehängt und das Feedback sei äusserst positiv. «Viele Besucher kommen extra wegen den Lampen und die Besitzerin darf dann immer wieder die gleiche Geschichte erzählen». Laut Leonardo finde sie aber durchaus Gefallen daran. Der entscheidende Test wird nun die Kickstarter-Kampagne im November sein. Werden sich genügend Interessenten finden, die sich von Leonardos Povlamp begeistern lassen? Wir drücken ihm die Daumen.

Hier gehts zur Homepage der Povlamp, wo du alle weiteren Infos findest. Und auf Leos Instagram-Account kannst du dir weitere stimmungsvolle Bilder anschauen.

Update: Die Kickstarter-Kampagne ist nun live.

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Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken. 

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