Jan Johannsen
Produkttest

Honor Magic6 Pro im Test: Gute Ideen nicht immer optimal umgesetzt

Jan Johannsen
26.4.2024

Das Honor Magic6 Pro will sich mit einer mechanischen Blende und einem neuartigem Akku von anderen Top-Smartphones abheben.

Vor dem Test des Honor Magic 6 Pro hatte ich auf kreativen Spielraum bei der Kamera gehofft, da diese über eine mechanische Blende verfügt. Doch diese bewegt sich in einem viel zu kleinen Rahmen. Und aufgrund spezieller Akkutechnologie hoffte ich ebenso auf eine deutlich verlängerte Laufzeit. Wie sich zeigt, trifft verlängert zu, allerdings nur in kleinem Umfang. Stattdessen begeistert mich das Smartphone mit einer seiner wenigen KI-Funktionen.

Schönes Design und gutes Display

Auf der Vorderseite schaue ich auf ein 6,8 Zoll großes OLED-Display. Dieses hat mit 2800 × 1280 Pixeln eine hohe Auflösung und leuchtet mit 1800 Nits (5000 Nits im Peak) hell genug, um seinen Inhalt auch bei Sonnenschein bequem betrachten zu können. Die Bildwiederholrate von 120 Hertz entspricht dem aktuellen Standard.

Für den Schutz des Displays setzt Honor mit «NanoCrystal Shield» auf eine Eigenentwicklung. Die Abdeckung soll eine Härte von 7 auf der Mohs-Skala haben. Das entspricht Quarz. Entsprechend sollen weder Messer noch eine Stahlfeile – und damit auch keine Schlüssel – das Material ritzen können. Zusätzlich klebt ab Werk eine Schutzfolie darauf. Diese kann jedoch schnell Gebrauchsspuren aufweisen.

Gute Bilder trotz verschenkter mechanischer Blende

Vorsicht: Der ebenfalls wählbare Modus «Blende» reicht zwar von f/0,95 bis f/16, arbeitet aber digital. Trotzdem ist er die bessere Option. Der Unterschied zwischen f/1,4 und f/2,0 kommt nur bei Nahaufnahmen zum Tragen und dafür ist die Brennweite der Hauptkamera wiederum zu weitwinklig. So hilft die selbstjustierende Blende vor allem bei der Regulierung der Aufnahmeparameter, spielt aber keine Rolle beim Arbeiten mit Unschärfe.

Farbwiedergabe

Die Farbwiedergabe des Honor Magic6 Pro ist gut und wirkt natürlich – wenn auch mitunter etwas blass. Vor allem bei der bunten Streetart-Wand könnten die Farben kräftiger sein. In anderen Situationen – zum Beispiel bei Sonnenschein – wirken die Farben weniger blass. Dort zeigt sich zudem, dass starke Kontraste kein Problem sind.

Ultraweitwinkelkamera

Nehme ich die Szenerie des letzten Bildes mit der Ultraweitwinkelkamera auf, bleibt die Farbwiedergabe gut. Die Detailgenauigkeit nimmt etwas ab und zu den Rändern treten die für diese Aufnahmen typischen Verzerrungen auf. Für die Betrachtung auf dem Smartphone oder Social-Media-Posts genügt die Detailgenauigkeit aber.

Telekamera

Nähere ich mich dem Kirchturm mithilfe der Telekamera, überzeugen die optische 2,5-fache und die digitale fünffache Vergrößerung mit einer hohen Detailgenauigkeit. Die etwas dunkleren Wiedergaben der Kirche bei 2,5-fach-Zoom sind den automatischen Einstellungen für diesen Bildausschnitt geschuldet.

Beim zehnfachen Zoom fallen erste Verschlechterungen in der Detailgenauigkeit auf, wenn ich die Aufnahmen am großen PC-Monitor betrachte. Auf dem Smartphone selber sehen sie gut aus. Das ändert sich aber mit zunehmender Brennweite. Ich kann zwar stufenlos bis zum 100-fachen Zoom gehen, aber bereits die Aufnahme mit 50-facher Vergrößerung macht klar, dass das Spielkram ist. Schöne Fotos mit hoher Detailgenauigkeit entstehen so nicht.

Nacht

Wird es dunkel, macht es bei Haupt- und Ultraweitwinkelkamera keinen Unterschied, ob ich der Automatik die Wahl überlasse oder selber den Nachtmodus aktiviere. Die Aufnahmen sind identisch.


Nutze ich dagegen die Telekamera, sorgt der Nachtmodus für einen deutlichen Zugewinn an Detailgenauigkeit und damit an Bildqualität. Das gilt für den optischen 2,5-fach-Zoom und auch noch für den fünffachen Digitalzoom, wie folgende Bilder zeigen.

Selfie

Wenn ich die Selfies des Magic6 Pro auf dem PC-Monitor in Originalgröße betrachte, könnte ich etwas über die Detailgenauigkeit meckern. Aber auf dem Smartphone sind die Aufnahmen wunderbar. Lasse ich die Beauty-Filter abgeschaltet, ist jedes Stirnrunzeln gut zu erkennen. Die Farbwiedergabe ist angenehm, natürlich, mit der Tendenz, etwas zu hell zu sein. Vor allem meine Jacke könnte schwärzer sein.

Jede Menge Power

Mit dem Snapdragon 8 Gen 3 und 12 Gigabyte Arbeitsspeicher ist das Honor Magic6 Pro gut ausgerüstet. Im Alltag bekommst du das Smartphone nicht an seine Leistungsgrenzen. Einzig bei Dingen wie der Videobearbeitung oder Spielen in den allerhöchsten Einstellungen könntest du dezente Unterschiede zu anderen Smartphones merken.

Unter den Smartphones mit dem Snapdragon 8 Gen 3 steht das Magic6 Pro allerdings nicht ganz oben an der Spitze. Zumindest bei den Ergebnissen der Benchmark-Tests Geekbench und PCMark Work 3.0.

Die leicht besseren Ergebnisse des Galaxy S24 Ultra sind dadurch zu erklären, dass Samsung eine eigene Version des Snapdragon 8 Gen 3 erhält. Bei ihr ist der Hochleistungsrechenkern etwas höher getaktet. Beim Gaming-Smartphone von Redmagic dürfte die Software noch besser darauf optimiert sein, das Maximum an Leistung herauszuholen. Zu wenig Rechenkraft musst du beim Honor Magic6 Pro aber nicht fürchten.

Eigene Dienste und noch wenig KI

Im «Assistent»-Menü der Einstellungen bündelt Honor die Künstliche Intelligenz (KI) des Smartphones. Im Vergleich zu Samsung oder Google ist die Übersicht der Dienste noch klein und nicht besonders beeindruckend, aber im Einzelfall durchaus praktisch.

Die AI-Vorschläge packen Apps, die mich interessieren könnten, in einen Ordner auf der Startseite. Bei mir löst das aber keine Begeisterung aus. Praktischer, aber nicht neu sind die folgenden zwei Funktionen: Magischer Text kopiert Texte aus Bildern. Mit Magic Portal kann ich Texte, Bilder oder Screenshots an den rechten Rand des Displays ziehen und in eine der dort hinterlegten Apps kopieren.

Honor verspricht, das Magic6 Pro bis 2028 mit Android-Updates zu versorgen. Sicherheitsaktualisierungen soll es ein Jahr länger geben.

Neuartiger Akku mit langer Laufzeit

Honor verbaut im Magic6 Pro einen Silizium-Carbon-Akku. Diesen hat das Unternehmen beim MWC 2023 erstmals vorgeführt und knapp ein Jahr später bereits die zweite Generation in einem Seriengerät verbaut. Die Leistungsdichte der Batterie soll 12,8 Prozent höher sein als bei herkömmlichen Lithium-Ionen-Akkus bei etwas kompakterer Bauweise. Vor allem bei niedrigen Ladeständen soll sich die Laufzeit gegenüber den derzeit üblichen Li-Ion-Akkus verlängern.

Damit holt das Honor Magic6 Pro mit seinem neuartigen Akku nicht nur die 14 Minuten aus dem anderen Akkutest gegen das Xiaomi 14 Ultra auf, sondern hält insgesamt über eine halbe Stunde länger durch.

Fazit

Top-Smartphone ohne das gewisse Etwas

Das Honor Magic6 Pro reiht sich erfolgreich bei den Top-Smartphones ein. Dafür sorgt vor allem die Ausstattung, die es mit den anderen Spitzengeräten gemein hat: viel Leistung, schickes und helles Display, ein gutes Kamerasystem und eine lange Akkulaufzeit.

Mir fehlt allerdings das gewisse Etwas, um sich aus der Masse hervorzuheben. Die Smart-Sensing-Funktionen finde ich zwar hilfreich, aber sie alleine genügen nicht – vor allem nicht im Vergleich zu den KI-Diensten, die andere Hersteller bereits bieten. Die mechanische Blende ist zudem kein Spielzeug, das beim Fotografieren große Auswirkungen hat. Die angepriesenen Vorteile der neuen Akkutechnologie lassen sich nachvollziehen, aber die Verbesserungen in der Realität sind geringer als erhofft.

Pro

  • Gute Telekamera
  • Helles OLED-Display
  • Smart-Sensing-Funktionen

Contra

  • KI-Angebot ausbaufähig
  • Mechanische Blende der Kamera mit wenig Effekt
Titelbild: Jan Johannsen

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Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Digitec und Galaxus. 


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