
Produkttest
Honor Play: Besticht durch den Preis
von Livia Gamper
Honor zeigt ein Phone, das wir schon kennen und lässt sich in die Karten blicken. Präsident George Zhao berichtet von einer Marke im Aufbruch
Es sei «Crazy Fast, Crazy Smart», das neue Honor Play, das die chinesische Tochtermarke des Mobilfunkgiganten Huawei vor wenigen Minuten an der IFA in Berlin vorgestellt hat. Kollegin Livia Gamper wartet bereits mit einem vollständigen Review auf.
George Zhao, Präsident Honors, betritt die Bühne. Zhao ist eine Erscheinung auf dem Smartphone-Markt. Sein Englisch ist immer noch nicht wesentlich besser, aber seine Begeisterung ist nach wie vor ungebrochen. Zhao mag seine Marke, seine Phones und das macht den radebrechenden Chinesen sehr sympathisch. Die 500 Journalisten im Untergeschoss des Andel's Vienna House hängen ihm an den Lippen, lachen mit ihm, freuen sich für ihn und hören ihm zu, wenn er die Honor-Platte verbreitert.
Honor hat weltweit 120 Millionen Kunden. «Honor ist nicht nur eine Marke», sagt Zhao, «Wir wollen den Honor Lifestyle schaffen.» Keine Kompromisse, Regeln sollen gebrochen werden und das alles via Technologie. Das gelingt vorerst, denn Honor verzeichnet im vergangenen Jahr ein Wachstum von 150%, im vereinigten Königreich 200% und in Spanien gar 500%. In Russland steht Honor im Smartphone-Markt auf dem zweiten Platz, in Frankreich auf Platz 4.
Das Honor 10 hat laut Zhao die Erwartungen seiner Marke übertroffen. Es hat drei Millionen Geräte seit dem Launch im Frühjahr verkauft. Stolz liest der Mann Reviews vor.
Doch einfach nur mit schöner Maschinerie gibt sich Honor nicht zufrieden. Auch mit dem Abkupfern der Modelle Huaweis nicht. Denn Mit dem GPU Turbo, einer Softwarelösung, hat Honor erstmals Technologie entwickelt, die keine grosse Schwester im Portfolio Honors findet. Es zeichnet sich ab: Honor setzt sich von Huawei ab, wird eigenständig und tritt aus dem Schatten der grossen Schwester. Gut so.
GPU Turbo, so wird im Video gezeigt, soll den «crazy fast»-Part des Slogans übernehmen. Aber wenn du in den Schatten neben der grossen Leinwand blickst, steht da George Zhao, der wie ein Video Gamer mit dem animierten Jet auf der Leinwand mitwippt, von einem Bein auf's andere tritt.
Nebst den Standardfarben schwarz und blau kommt das Honor Play in Violett. Und, da entfährt den Journalisten ein Raunen, schwarz mit roten Highlights und Mustern auf der Rückseite, die an einen Computerchip erinnern. Die Überraschung gelingt, Zhao lächelt.
Das Honor Play ist für Gamer gemacht. Zhao zeigt die Framerate des Games «Player Unknown's Battleground» (PUBG). Das Phone schlage kurzerhand die Konkurrenz von Samsung: Die Framerate sei um 12.7 Bilder höcher und das Game laufe sieben Mal stabiler.
GPU Turbo habe aber nicht nur Einfluss auf die Grafik -Performance, sondern auch auf das Batterieleben. Geschlagene 30% länger soll der Akku halten, selbst bei Phones, die GPU-Turbo-kompatibel aber nicht neu sind. Denn bis und mit dem Honor 7x werden alle alten Modelle upgegradet. Die letzten 7x-Modelle sollen im Dezember die neue Software erhalten.
Honor macht viel neu, auch firmenpolitisch. Wo Honor sich bisher mit Sponsorings zurückgehalten hat, macht Honor nun gemeinsame Sache mit Audi Sport Customer Racing. Chris Reinke, Head of Audi Sport Customer Racing, betritt die Bühne und erklärt zwar nicht, was seine Marke zur Entwicklung seines Phones beigetragen hat, bestätigt aber, dass er den Drive der Chinesen mag. Darum prangt das Honor-Logo ab sofort auf dem Kühlergrill der Rennautos seiner Marke.
Dazu sei die Kamera weiter verbessert worden, damit noch mehr Dinge erkannt werden können und auch Langzeitbelichtungen ohne Stativ gelingen.
Mit dem Honor Play ist es noch nicht getan. Er hat sich auf der Bühne einen «One More Thing»-Moment zum Schluss vorbehalten, den Moment, den Steve Jobs damals ikonisch gemacht hat, als er das iPhone vorgestellt hat.
Die Journalisten im Vienna House warten ungeduldig, als Zhao vom alten Honor Magic spricht. Er spielt dann ein Video ein.
«Hello Yoyo», sagt der User.
«Hi, what's up», antwortet der Sprachassistent des Honor Magic 2.
«Das ist heute nicht der Launch des Magic 2», sagt Zhao, aber er zeigt das Phone.
Es ist absolut randlos. Die Selfie Cam kann einfach aufgeklappt werden. Das gesamte Back Panel des Phones kann verschoben werden. Das geht per Muskelkraft. Das Magic 2 wird mit dem Kirin 980 System-on-a-Chip (SoC) ausgeliefert.
Wann das Phone erhältlich sein wird, hat Zhao aber nicht gesagt.
Klar, da hat George Zhao ein Phone vorgestellt. Schön. Doch zwischen den Zeilen hat Zhao tief in die Karten blicken lassen. Er spricht von einer Marke, die nicht nur einfach billigere Versionen einer grösseren Marke macht wie bisher sondern von einer Marke, die erwachsen wird. Eine Marke, die nun nicht mehr Abklatsch sondern Konkurrenz ist.
Das tut dem Markt gut, denn Honor ist ambitioniert, wild und zeigt gerne Zähne. Dazu weiss Honor, wie sich eine Marke Fans schafft. Ich bin mir fast sicher, dass nicht nur die Ambition sondern auch der Charme des Unternehmens – Honor will dem Image nach zu urteilen der Kumpeltyp bleiben – uns, den Nutzern, noch viel Interessantes bringen wird.
Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.