Gegen Fälschungsflut: ETH Zürich entwickelt App gegen Dokumentenfälschung
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Gegen Fälschungsflut: ETH Zürich entwickelt App gegen Dokumentenfälschung

Ein Forschungsteam der ETH Zürich hat eine neue App entwickelt. Diese kann offizielle Dokumente auf ihre Echtheit prüfen. Selbst kleine Details können erkannt werden. Seit März befindet sich die App im Pilotversuch mit der Stadt Zürich.

Ob universitäre Diplome, Leumundszeugnisse oder Betreibungsregisterauszüge: Wenn du in der Schweiz lebst, wirst du solche Dokumente regelmässig brauchen. Sei es in einem Bewerbungsprozess, wenn du eine Wohnung mieten möchtest oder bei gewissen Visumsanträgen. Da diese Dokumente nach wie vor meist in Papierform ausgegeben werden, ist es für die prüfenden Stellen gar nicht so einfach herauszufinden, ob die Dokumente echt sind.

Hier setzt «thenti» an. Mit der App des gleichnamigen ETH-Spinoffs kannst du in Sekundenschnelle herausfinden, ob ein Dokument echt ist. Du öffnest die App und hältst das Smartphone vor das Dokument, bis «thenti» grünes Licht gibt.

Simple Anwendung, komplexe Technologie

So simpel das für die Anwenderin oder den Anwender ist, so komplex ist die Technologie dahinter. Zunächst musst du wissen, dass die Behörde, die das Dokument ausgibt, es mit einem QR-Code versieht. Das Original des Dokuments wird verschlüsselt auf dem Server der Behörde gespeichert, die Kopie geht an den Empfänger. Wird der QR-Code von der App gescannt, ist klar, mit welchem serverseitig gespeicherten Dokument der Vergleich stattfinden muss.

Die App macht (Bewegt-)bilder vom Dokument und prüft, ob eine Manipulation vorliegt – ob etwa in Photoshop ein Eintrag gelöscht wurde oder ob andere, selbst kleinste Veränderungen vorliegen. Dabei war es in der Entwicklung sehr komplex, irrelevante Änderungen vom Vergleich auszuschliessen. Wenn das Papier geknickt wurde, ein Fleck drauf ist oder Ähnliches. Um datenschutzrechtliche Bestimmungen nicht zu verletzen, erfolgt der Vergleich in Echtzeit. Das Dokument wird also beim Scan nicht gespeichert.

Das rentable Fälscher-Business sabotieren

Es scheint klar zu sein, dass der Bedarf für eine solche App besteht. Wie BBC berichtet, sind gefälschte Diplome ein Millionenbusiness. Dieses Problem herrscht offenbar auch in der Schweiz, konkret in der Stadt Zürich. Immer wieder werden Betreibungsämter, zum Beispiel von Hausverwaltungen, nach der Echtheit eingegangener Betreibungsregisterauszüge gefragt. Das ist sehr aufwändig und teuer für Vermieter und Vermieterinnen, aber auch für Behörden. Deswegen haben die Stadtzürcher Betreibungsämter einem Pilotversuch zugestimmt – dieser läuft bereits seit Anfang März. Im Erfolgsfall könnte die App auch bei anderen Behörden zur Anwendung kommen.

Und bald soll es noch weiter gehen: Das Team von «thenti» prüft, ob es die App so ausbauen könnte, dass auch bei dreidimensionalen Gegenständen die Echtheit geprüft werden könnte. So könnte dann etwa die Einfuhr gefälschter Markenartikel eingedämmt werden.

Titelbild: ETH Zürich

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Seit ich herausgefunden habe, wie man bei der ISDN-Card beide Telefonkanäle für eine grössere Bandbreite aktivieren kann, bastle ich an digitalen Netzwerken herum. Seit ich sprechen kann, an analogen. Wahl-Winterthurer mit rotblauem Herzen.


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