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Fujifilm X-HF1: Die analogste Digicam der Welt

David Lee
23.5.2025
Bilder: David Lee

Mit der neuen X-HF1 treibt Fujifilm das Retro-Feeling auf die Spitze. Nach dem ersten Ausprobieren ist mir jedoch nicht klar, wer diese Kamera wirklich will.

Fujifilm unterscheidet sich schon lange mit aussergewöhnlichen Konzepten vom Mainstream. Retro spielt dabei eine wichtige Rolle. So konsequent wie bei der neuen Fujifilm X-HF1 hat der Hersteller das Retro-Feeling aber noch nie umgesetzt.

Die X half, wie sie auch genannt wird, ist eine Digitalkamera, mit der sich das Fotografieren möglichst analog anfühlen soll. Wie bei einem alten Apparat mit Filmrolle gibt es einen Hebel für den Filmtransport. Der Sucher ist optisch, also einfach ein Guckloch. Wird er konsequent genutzt, hält der Akku für 880 Fotos gemäss CIPA-Standard – ein guter Wert.

Wie es der Name schon andeutet, simuliert die X half eine analoge Halbformatkamera. Diese Kameras nutzen die üblichen Filmrollen für 35-mm-Kleinbildkameras, belichten sie aber im Hochformat statt im Querformat. Dadurch ist das Negativ halb so gross wie bei einer Kleinbildkamera. Pentax hat letztes Jahr eine «echte» Halbformatkamera herausgebracht – die Pentax 17.

So wird ein Kleinbildfilm im Halbformat belichtet.
So wird ein Kleinbildfilm im Halbformat belichtet.
Quelle: Fujifilm

Folgerichtig steht auch der Bildschirm hochkant und ist deshalb nur 2,4 Zoll gross. Sei froh, dass die Kamera überhaupt einen Bildschirm hat. Eine richtige Analogkamera hat dies ja nicht. Tatsächlich gibt es einen Filmkameramodus, in dem du die Bilder erst anschauen kannst, wenn die eingelegte Filmrolle voll ist.

Filmrolle? Jep. Sie ist virtuell, funktioniert aber wie eine echte. Du wählst einen Filmtyp wie Superia oder Fujicolor C200 und eine Grösse, etwa 52 Aufnahmen. Die folgenden 52 Fotos sind dann auf diesen Bildstil festgelegt. Der Film wird wie bei einer richtigen Analogkamera in einem kleinen Schaufenster angezeigt. Nur dass das Fensterchen ein digitaler Screen ist. Im Filmkameramodus muss nach jedem Foto der Transporthebel betätigt werden.

Im Filmkameramodus zeigt der Bildschirm nur an, was auch auf einer Analogkamera zu sehen wäre.
Im Filmkameramodus zeigt der Bildschirm nur an, was auch auf einer Analogkamera zu sehen wäre.

Im normalen Modus sind die Bilder sofort sichtbar, der Transporthebel braucht nicht betätigt zu werden, und der Bildstil lässt sich ändern. Der «eingelegte» Film lässt sich durch Wischen nach oben oder unten ändern.

Retro-Feeling geht vor Qualität

In einem anderen Punkt hingegen kennt Fujifilm kein Erbarmen: Die Kamera liefert keine Rohdaten. Nur JPEG. Das wird vielen nicht gefallen, ist aber konsequent. Die Filmsimulationen funktionieren generell nur in JPEG – im RAW-Format gehen sie verloren und müssen rekonstruiert werden. Und bei einer richtigen Analogkamera lege ich mich mit dem Einsetzen eines Films fest. Das ist bei JPEG ein Stück weit auch so.

Ohnehin ist die X half nicht dazu gedacht, technisch möglichst perfekte Bilder zu machen. Im Gegenteil. Filtereffekte wie Lichtleck, abgelaufener Film oder Körnung bringen einen besonderen Analog-Look in die Bilder. Dabei handelt es sich eigentlich um technische Unzulänglichkeiten einer Analogkamera.

Auch der verbaute Sensor mit 18 Megapixeln ist nicht für höchste Qualität geschaffen. Dafür ist er schlicht zu klein. Mit 8,8×11,7 Millimetern entspricht er ungefähr dem 1-Zoll-Sensor einer Sony RX100, allerdings im 4:3-Format. Zwei 4:3-Fotos können direkt in der Kamera zu einem Doppelbild zusammengestellt werden, dieses hat dann ein 3:2-Format.

Das Objektiv ist eine Festbrennweite mit Lichtstärke f/2,8 und einem Bildausschnitt, der 32 Millimeter im Vollformat entspricht. Es gibt eine eigene App für die X-HF1 und die Kamera kommt in drei Farbvarianten. Erhältlich ist sie voraussichtlich ab dem 12. Juni 2025.

Fujifilm X-HF1 (17.74 Mpx, 1")
Kamera
Neu
CHF698.–

Fujifilm X-HF1

17.74 Mpx, 1"

Fujifilm X-HF1 (17.74 Mpx, 1")
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Fujifilm X-HF1

17.74 Mpx, 1"

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Fujifilm X-HF1

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Fujifilm X-HF1

Fujifilm X-HF1 (17.74 Mpx, 1")
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Fujifilm X-HF1

Erster Eindruck

Ich konnte die Kamera an einem Fujifilm-Event eine knappe halbe Stunde lang ausprobieren. Das schnuckelige Ding ist extrem leicht und handlich. 240 Gramm und 10,5 cm Länge sagt das Datenblatt. Die Bedienung unterscheidet sich von anderen Kameras recht stark. Knöpfe und Räder fehlen weitgehend, Einstellungen werden durch Wischen auf dem Touchscreen aktiviert, ähnlich wie bei einer DJI Osmo Pocket.

Der Transporthebel fühlt sich für mich nicht echt an: Er hat einen zu geringen und regelmässigen Widerstand. Den Filmmodus würde ich bei dieser Kamera ohnehin nicht benutzen, da ich sehen will, wie sich die Filmsimulationen auswirken.

Positiv hingegen: Die Kamera bringt mich dazu, viel mehr im Hochformat zu fotografieren, und 4:3 ist dafür ein gutes Format.

Das Hochformat wird bei dieser Kamera zum Standard. Auf Wunsch lässt sich ein Datumstempel einfügen.
Das Hochformat wird bei dieser Kamera zum Standard. Auf Wunsch lässt sich ein Datumstempel einfügen.

Ganz sicher ist das keine Kamera für jedermann. Für wen sie genau ist, bleibt mir unklar. Fujifilm visiert offenbar junge Erwachsene an, die von der Analog-Fotografie fasziniert sind. Für diese Zielgruppe scheint mir das Gerät mit 698 Franken beziehungsweise 799 Euro jedoch etwas teuer.

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Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere. 


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