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von Florian Bodoky
Paradox hat lange von «Project Caesar» gesprochen. Jetzt ist klar, dass es sich um «Europa Universalis V» handelt. Der Nachfolger des Grand Strategy Meisterwerks «EU IV» will sich neu erfinden, ohne dabei an Komplexität einzubüssen.
Kennst du Georg Kastrati, besser bekannt als Skanderbeg? Wenn du jetzt nickst, hast du entweder familiäre Wurzeln auf dem Balkan, Geschichte studiert oder «Europa Universalis IV» (kurz «EUIV») gezockt. Ich gehöre zurr letzten Gruppe und kenne Skanderbeg als das wohl beste Staatsoberhaupt im Spiel. Der albanische Nationalheld verteidigte im 15. Jahrhundert erfolgreich sein Land gegen die osmanische Expansion und hinterliess Spuren in der Geschichte des Balkans und Europas.
In «EUIV» kann ich die Geschicke eines Landes, zum Beispiel Albanien, ab 1444 lenken. Die gesamte Weltkarte ist spielbar, von der Schweiz bis zu kleinen Inseln wie Sulu auf den südlichen Philippinen. Das ist genauso absurd, wie es tönt. Bis ins kleinste Detail sind Führungspersonen, Bevölkerung, Militär, diplomatische Beziehungen und Handel simuliert. Jetzt erhält das 2013 erschienene und mehrfach erweiterte Strategie-Meisterwerk einen Nachfolger.
Was schon seit Monaten als «Project Caesar» angekündigt wurde, ist jetzt als «Europe Universalis V» bestätigt. Ein Releasetermin ist noch nicht bekannt. Paradox erfindet das Spiel dabei nicht neu. Ein Ziel im eigentlichen Sinne gibt es noch immer nicht. Wenn ich als Schweiz mein Territorium nicht erweitern und möglichst neutral bleiben will, kann ich das genauso versuchen, wie die Weltherrschaft an mich zu reissen. Dennoch haben die Entwickler diverse Aspekte des Spiels erneuert.
Über 30 000 Provinzen, 2 100 Nationen, 2 000 Kulturen und 300 Religionen. «EU V» gehört schon zum Launch zu den ambitioniertesten Grand-Stategy-Projekten. Der Vorgänger hatte nicht weniger als 22 DLCs. Dort will die Neuauflage weiterfahren und setzt gleich von Beginn weg auf eine noch detailliertere Karte. Jeder Tag wird in Stunden aufgeteilt. In einem Spiel, das mehrere Jahrhunderte vom Ende des Mittelalters bis zur Industrialisierung simuliert, ist das ein extremer Detailgrad.
Das oft kritisierte Mana-Systems entfällt, bei dem du Admin, Diplo und Militärpunkte gesammelt hast, um diese später für politische Anliegen, Kriegserklärungen oder die Armee auszugeben. Stattdessen setzt «EU V» auf ein System mit Bevölkerungsgruppen (Pops). Das kennen Paradox-Fans schon aus «Victoria 3» oder «Stellaris». Zufriedene Pops sind wichtig, da sie ins Militär rekrutieren, Handel betreiben oder Felder bestellen. Krankheit, Hunger oder politische Spannungen beeinflussen ihre Produktivität und damit die Stabilität deines Reichs.
Dabei sind die Pops keine homogene Masse. Die Bevölkerung besteht aus verschiedenen Gruppen, Religionen und Einstellungen, was für innenpolitische Reibereien sorgen kann. Der protestantische Zürcher Adel wird sich mit den katholischen Bauern der Urkantone wohl nicht auf Anhieb verstehen.
Statt 1444 beginnt das Spiel nun im Jahr 1337. Du hast also über 100 Jahre mehr zu spielen. Das macht das Spiel vor allem als Frankreich oder England spannend, da es gleich mit dem Hundertjährigen Krieg beginnt. Beim Vorgänger konntest du «nur» beim Ende des Krieges einsteigen. Wie detailliert die Schweiz simuliert sein wird, etwa die Schlacht von Grynau zwischen den Habsburgern und den Zürchern 1337, ist nicht klar.
Gerade der Einstieg in Grand Strategy Spiele ist komplex, da diverse Mechaniken ineinander greifen. Was für die einen den Reiz ausmacht, ist für andere eine Überforderung. Hier greift dir «EU V» unter die Arme mit Automatisierungen. Wenn du keinen Bock auf Erbsen zählen hast, kannst du die Buchhaltung der AI überlassen. Auch deinem Militär kannst du Aufgaben geben: etwa die Grenzen zu verteidigen oder feindliche Armeen zu jagen.
ie Weltkarte wird nicht nur optisch detaillierter, sondern auch spielmechanisch. Provinzen verfügen künftig über spezifische Merkmale: Geländeformen, Vegetation und Klimazonen beeinflussen Bewegung, Versorgung und Erschöpfung der Armeen. Gefrorene Meere öffnen Wege, wo es früher keine gab. Wüstengebiete erschweren Eroberungen und machen Wetterbedingungen zu einem relevanten Faktor.
Grafisch kommt «EU V» aufgeräumter daher als der Vorgänger. Die Map ist etwas detaillierter, die Menüs wirken leicht übersichtlicher. Das Spiel bleibt allerdings ein Grand Strategy Game. Es hat damit mehr mit Excel zu tun als mit «Super Mario».
Das sind nur ein paar der Neuerungen, die uns Paradox präsentiert und die lassen auf einen würdigen Nachfolger hoffen. Der Publisher steht unter Druck: Zuletzt sorgte «Cities Skyline 2» mit einem technisch miserablen Zustand für Schlagzeilen. Die Lebenssimulation «Life by you» wurde gar direkt eingestampft. Ein Erfolg von «Europa Universalis V» würde Ruhe in das schwedische Unternehmen bringen. Erste Previews lassen hoffen.
Als ich vor über 15 Jahren das Hotel Mama verlassen habe, musste ich plötzlich selber für mich kochen. Aus der Not wurde eine Tugend und seither kann ich nicht mehr leben, ohne den Kochlöffel zu schwingen. Ich bin ein regelrechter Food-Junkie, der von Junk-Food bis Sterneküche alles einsaugt. Wortwörtlich: Ich esse nämlich viel zu schnell.