Hintergrund

eReader: Was du über DRM wissen musst

David Lee
26.10.2017

Bei eReadern kommt es nicht so sehr auf die technischen Specs an. Viel wichtiger ist, welche Bücher du überhaupt darauf lesen kannst. Wegen unterschiedlichen Kopierschutz-Systemen läuft nicht alles überall.

Die obigen drei Reader sind recht unterschiedlich, was Preis und Funktionen betreffen. Sie gehören aber zum gleichen DRM-System, nämlich zu dem von Adobe. Auf ihnen sind DRM-geschützte Bücher von Schweizer Buchhandlungen, Schweizer Bibliotheken und dem Google Play Store lesbar.

Diese drei Reader unterscheiden sich ebenfalls in den technischen Specs, sind aber alle von Amazon und unterliegen daher den spezifischen Kopierschutzbeschräunkungen.

Das Dateiformat sagt wenig über die Kompatibilität aus

Das Dateiformat sagt aber wenig darüber aus, auf welchen Geräten das Buch lesbar ist. Denn es gibt EPUB und PDF ohne DRM, mit weichem DRM und mit hartem DRM. Klar ist bei der Dateiendung .epub nur, dass es auf einem Amazon Kindle nicht lesbar ist, ausser du machst dir die Mühe des hier beschriebenen Hacks:

DRM-freie Bücher

Der «weiche Kopierschutz»

Sowohl EPUB als auch PDF können technisch mit einem sogenannten weichen Kopierschutz versehen sein (Soft DRM). Beim Gebrauch bekommst du von diesem Kopierschutz gar nichts mit: Du kannst ein solches Buch problemlos auf ein Zweitgerät kopieren, du könntest es auch einem Freund mailen, und er kann das Buch öffnen. Beim harten Kopierschutz ist dies nicht möglich, der Zugriff wird blockiert, wenn er nicht mit dem dafür autorisierten Account verknüpft ist.

Der weiche Kopierschutz besteht in einem digitalen Wasserzeichen. Das ist eine meist unsichtbare Information wie die Kundennummer oder die Bestellnummer. So kann ein Buch im Falle einer unrechtmässigen Weiterverteilung (zum Beispiel auf einer Tauschbörse) auf seinen Käufer zurückverfolgt werden.

Der weiche Kopierschutz ist somit viel benutzerfreundlicher. Die gute Nachricht: Der weiche Kopierschutz scheintimmer mehr durchzusetzen. Von den «Bestsellern Schweiz» auf Orell Füssli am 17.10.17 waren alle Bücher aus den Top 10 nur mit einem weichen Kopierschutz versehen.

Der harte Kopierschutz

Beim harten Kopierschutz gibt es wie erwähnt drei konkurrierende Systeme, und das ist echt mühsam, weil eben ein harter Kopierschutz das Lesen schlicht unterbindet. Dabei kann der Rechteverwalter dir theoretisch auch jederzeit das Nutzungsrecht entziehen. Denn anders als beim physischen Kauf eines Buches erwirbst du mit einem eBook nur ein Nutzungsrecht - so wie bei einer Software. Amazon hat dies in der Vergangenheit auch schon getan.

Apple verpasst den Büchern einen eigenen Kopierschutz. Dies führt dazu, dass du Bücher im iBooks Store von Apple nur dort lesen kannst. Das funktioniert auch geräteübergreifend – aber nur, solange es Apple-Geräte sind.

Amazon ist noch radikaler als Apple. Was nicht aus dem eigenen Shop kommt, läuft auch nicht auf dem Amazon Kindle. Umgekehrt jedoch schon: Mit Hilfe der Kindle-Apps kannst du die Amazon-Bücher auch auf dem iPad, einem Android-Smartphone oder sogar einem Notebook lesen.

Der harte Kopierschutz ist zwar eher auf dem Rückzug, aber noch lange nicht verschwunden. Bücher vom Diogenes-Verlag zum Beispiel haben ihn immer noch, und bei Amazon und Apple gibts nur die «harte» Methode - oder (seltener) kopierschutzfrei.

Die Übersicht: Was läuft wo?

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Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere. 


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