Kritik

«Elden Ring Nightreign» im Test: So spielt sich das Koop-«Souls»

Obwohl der Einstieg in «Elden Ring Nightreign» alles andere als angenehm war, hat mich das Spiel komplett gefesselt.

Der Einstieg ist knallhart und gnadenlos

Sobald ich «Elden Ring Nightreign» starte, erklärt mir das Spiel in einem kurzen Tutorial die grundlegende Steuerung. Neben bekannten Elementen, wie den Angriffen über die Schultertasten, kommen neue, klassenspezifische Befehle hinzu. Die sind meistens stärker als gewöhnliche Angriffe. Zum Beispiel verwandle ich mich in eine Bestie, springe hoch in die Luft oder feuere einen Pfeil ab, der alles in seiner Schussbahn zur Seite schleudert.

Zusätzlich sind die Statuswerte der Klassen festgelegt, denn auch das eigenständige Leveln fällt weg. Stattdessen steigen meine Werte automatisch, wenn ich meine Stufe an einem Ort der Gnade erhöhe.

So sieht ein typischer Run bei «Elden Ring Nightreign» aus

Ich werde mit meiner Gruppe Roguelike-typisch immer in ein und dasselbe Gebiet geworfen, bei dem sich lediglich die Fundorte der Gegner und Gegenstände ändern. Danach gilt es, in insgesamt drei Ingame-Tagen (die knapp eine Stunde dauern) einen von acht Endbossen zu besiegen.

Dafür laufe ich eingezeichnete Punkte auf der Karte ab, an denen mich Gegnerinnen und Schätze erwarten. So säubere ich beispielsweise Lager, verbessere die Heilung meiner Estus-Flasche oder wage mich an kleinere Bosse heran. Die geben im Gegensatz zu gewöhnlichen Gegnern deutlich bessere Belohnungen und mehr Runen, die ich zum Leveln benötige.

Der zweite Tag sieht aus wie der erste und findet auf derselben Karte statt. Deswegen besuche ich andere, idealerweise anspruchsvollere Punkte auf der Karte und verbessere meine Spielfigur, damit sie für den Bosskampf am Ende des Tages vorbereitet ist.

Der Ablauf des dritten und letzten Tages sieht anders aus. Hier löse ich meine letzten Runen zum Leveln ein und mache mich bereit für den finalen Bosskampf des Runs. Dieser entspricht dem Nightlord, den ich vor der Expedition auswähle. Besiege ich diesen, hake ich einen von insgesamt acht Bossen ab.

Ein grosses «Ohje» für das Multiplayer-Spiel

Sobald ich das Prinzip nicht nur verstehe, sondern auch verinnerliche, laufen die einzelnen Runs deutlich besser. Ich weiss endlich, wie ich mich am besten mit meinem Koop-Partner koordiniere, welche Orte ich lieber früher angehe, und welche bis zum zweiten Tag warten können.

Der Multiplayer bleibt aber auch später ein Problem. Zwei Punkte stören mich daran. Einerseits fehlt eine Crossplay-Funktionalität. Bei einem Spiel, das im Jahr 2025 neben PS4 und Xbox One für die modernste Konsolen-Generation und PCs erscheint, ist das nicht nachvollziehbar.

Ein dedizierter Zwei-Spieler-Modus fehlt komplett. Zwar kann ich zu zweit eine Expedition starten, jedoch tritt dabei ein zufällig ausgewählter Spieler bei. Auch wenn ich froh bin, dass ich zumindest so mit meinem Koop-Partner zocken kann, zeigt sich schnell der Haken an der Sache. Die dritte Spielerin beeinflusst das Spielerlebnis erheblich.

Das ist eine Entscheidung, die ich wie das fehlende Crossplay nicht nachvollziehen kann. Selbst wenn Fromsoftware den Zwei-Spieler-Modus nach der Kritik irgendwann nachreichen möchte, irritiert dessen Abwesenheit bei der Veröffentlichung des Spiels.

Tritt ein Profi bei, markiert er oder sie fix Punkte auf der Karte und läuft die Wege dahin gekonnt ab. Bei den Bosskämpfen teilt die Person ordentlich Schaden aus oder unterstützt uns. So sehen spassige Expeditionen aus, die meist in einem Sieg über den Endboss am dritten Tag enden.

Trotz Frust kommt die Motivationsspirale

Obwohl der Anfang selbst für «Souls»-Veteraninnen überfordernd sein kann und die Multiplayer-Erfahrung in manchen Bereichen zu wünschen übrig lässt, macht es nach dem Sieg über den ersten Nightlord «Klick». Schon bin ich in der Motivationsspirale von «Nightreign» gefangen. Sobald ich den Dreh raushabe, möchte ich auch die restlichen Nightlords erlegen.

Als Roguelike bleibt das Prinzip der Runs immer dasselbe. Stetigen Fortschritt schalte ich kaum frei. Dafür gibt es lediglich Relikte, mit denen ich die Klassen vor einer Expedition ausrüste. Diese haben drei freie, farblich kodierte Slots, die ich befülle. So verbessere ich Statuswerte, schalte aber auch besondere, klassenspezifische Eigenschaften frei.

Ansonsten bleibt der messbare Fortschritt überschaubar. «Nightreign» hat auch kein nennenswertes Endgame. Habe ich erstmal alle acht Nightlords besiegt, bestreite ich die Expeditionen nur noch zum Spass oder zum Freischalten von Klassen-Skins. Die Abwechslung findet in den Runs selbst statt.

«Elden Ring Nightreign» wurde mir von Bandai Namco zur Verfügung gestellt. Das Spiel ist seit dem 30 Mai 2025 für PC, PS4, PS5, Xbox One sowie Xbox Series X/S verfügbar.

Fazit

«Nightreign» bietet knallharten Koop-Spass – trotz mühsehligem Einstieg

«Elden Ring Nightreign» spielt sich schneller als Singleplayer-«Souls»-Spiele. Dafür sorgen die insgesamt acht Klassen.

Die beste Spielerfahrung haben Gruppen, die sich effektiv koordinieren. So lassen sich die immer neu gemischten Punkte auf der Spielkarte effizient ablaufen und die Charaktere mithilfe der zufälligen Belohnungen verstärken.

Ich kann die kritischen Stimmen zu «Nightreign» nachvollziehen. Obwohl ich durch den überfordernden Einstieg und den fehlenden Optionen im Multiplayer selbst genügend Frust mit dem Spiel erlebe, packt mich das gewohnte «Souls»-Gefühl. Genau wie mein innerer Schweinehund, der es nicht auf sich sitzen lässt, «Souls»-Bosse unbesiegt zu lassen. Das bringt mich dazu, den Nightlords unbedingt das Handwerk legen zu wollen. Nach dem harzigen Einstieg macht es auch Spass, durch die Karte zu rennen und Standard-Gegner sowie Bosse zu verprügeln.

Bis zur Veröffentlichung des nächsten Fromsoftware-Spiels schafft «Nightreign» es, meinen «Souls»-Hunger zu stillen. Und sonst ist der DLC wohl auch nicht weit entfernt.

Pro

  • echte «Souls»-Erfahrung
  • gelungenes Kampfsystem
  • fordernde Bosskämpfe
  • neue Fähigkeiten erweitern das bekannte Repertoire sinnvoll

Contra

  • vor allem der Anfang kann überfordern
  • kein Crossplay und kein Zwei-Spieler-Modus

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Meinen ersten Text über Videospiele habe ich mit acht Jahren geschrieben. Seitdem konnte ich nicht mehr damit aufhören. Die Zeit dazwischen verbringe ich mit meiner Liebe für 2D-Husbandos, Monster, meinen Krawallkatzen und Sport.


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