Produkttest

Einer, sie alle zu beschriften: Brother P-touch P950NW

Martin Jud
15.2.2018

Am liebsten teste ich Produkte, die Emotionen schüren. Davon finden sich sowohl auf digitec wie auch auf Galaxus genügend. Insbesondere in der «Love Toy»-Kategorie habe ich bereits Produkte ins Auge gefasst – allerdings fehlt mir (noch) der Mut, über einen Cockring oder eine Travel-Pussy zu berichten. Daher bleibe ich vorerst in seriöseren Gefilden; ich habe mir den P-touch P950NW von Brother geholt. Ein Gerät, das bei sinnvoller Verwendung sehr wohl auch Emotionen auslösen kann.

Wichtiger Hinweis:
Keine Angst, für diesen Produktetest wurden keine Einhörner real bedroht oder misshandelt. Der Fotograf meines Vertrauens, Ramon Schneider, hat ausserdem sichergestellt, dass die Protagonisten stets artgerecht behandelt werden (merci dafür @ Ramonsky).
Aber mehr zum Einhorn später in diesem Artikel.

Als ich Anfang der 2000er das erste Mal einen Etikettendrucker benutzte, war ich KV-Auszubildender. In der Personaladministration durfte ich damit sämtliche Dossiers beschriften. Das hat zwar gut funktioniert, allerdings musste jeder Name mühsam abgetippt werden. Denn ich benutzte einen mobilen P-touch mit eigener Tastatur und Monochrom-Display.

Design und Anschlüsse

Die Technologie: Kein Toner, keine Tinte, kein Papierstau

Endlich wieder Tapes: P-touch Schriftbandkassetten

Als Kind der 80er liebe ich Tapes. Ich kann mich gut daran erinnern, wie ich für meine geliebten Radioaufnahmen bei alten Klassik-Tapes den Kopierschutz abklebte und besseren Sound darüber spielte. Und ums Kleben geht’s auch hier – allerdings sind diese Tapes leider nicht wiederverwendbar.

Der P-touch P950NW unterstützt folgende Kassetten:

  • TZe-Kassetten (Standart-Etiketten und Textilaufbügelbänder)
  • FLe-Kassetten (Einzelfähnchen)
  • HSe-Kassetten (Schrumpfschläuche)
  • STe-Kassetten (Schablonenbänder)

Unboxing und Installation des Druckers

Brother war so nett, mir für den Test des Geräts auch noch vier weitere Tapes beizulegen. Somit habe ich nun 40 Meter Druckmaterial. Um dieses in einem Zug zu bedrucken, würde es 11 Minuten und 6 Sekunden dauern (plus die Zeit für den Bandwechsel). Der kleine Drucker schafft 6 mm pro Sekunde.

Wer möchte, kann sich auch optionales Zubehör besorgen – folgendes bietet Brother:

  • Akkubasis und Lithium-Ionen-Akkublock (macht beispielsweise auf dem Bau Sinn)
  • Bluetooth-Modul
  • Bedienfeld-Display

Der Drucker ist schnell eingerichtet: USB- und Netz-Kabel einstecken, Bandfach-Abdeckung öffnen, Schutzmaterial entfernen, Kassette auspacken und einsetzen.

Installation der Software

Wenig später installiere ich den Druckertreiber. Und dann wird mir auch klar, wieso es mit dem einfachen Einstecken nicht getan ist. Der Treiber fragt bei der Installation, ob ich den Drucker am USB-Anschluss, über WLAN oder LAN betreiben möchte.

Etikettendesign-Software «P-touch Editor»

Bei Installation der Treiber kann man zwar auch Add-Ins für Word, Excel und Outlook installieren (nur unter Windows), allerdings werden die meisten Endanwender auf den «P-touch Editor» zurückgreifen. Denn mit diesem lassen sich Etiketten schnell und passgenau erstellen, wie die Probe aufs Exempel zeigen wird.

Den P-touch Editor gibt es für Windows und Mac. Vor dem Download fragt Brother nach der Seriennummer des gekauften Geräts. Diese befindet sich gut sichtbar im hinteren Teil des Bandfaches. Der Download der rund 50 MB ist schnell gemacht, die Installation ist unkompliziert.

Vorinstallierte Layouts

Startet man die Software, bietet Brother eine grosse Anzahl an vorinstallierten Layouts. Darunter finden sich Vorlagen für Adress-Etiketten, Büroschilder, Geschenk-Aufkleber, Lebensmittelbeschriftungen oder zu Themen wie Halloween, Valentinstag oder Weihnachten. Insgesamt werden 31 Kategorien angeboten. Wer von Grund auf selbst gestalten möchte, drückt auf «Neues Layout».

Unter Windows: Mehr Funktionen und zwei Benutzeroberflächen

Die Software ist übersichtlich aufgebaut. Wer mit Word klarkommt, wird den Editor bedienen können. Nicht zuletzt auch, weil Brother zwei Benutzeroberflächen anbietet. Zumindest für Windows-Anwender, denn Mac-User erhalten lediglich eine Standard-Oberfläche, welche weitgehend der Express-Oberfläche unter Windows entspricht. Der Funktionsumfang ist dennoch auch bei Mac grösstenteils gegeben.

Unterschiede / fehlende Funktionen bei der Mac-Version:

In der unteren linken Ecke kann das Programm unter Windows jeder Zeit von «Express» auf «Professional» umgestellt werden. Arbeitet man mit der Express-Oberfläche, ist alles mehr oder weniger selbsterklärend. Hat man dennoch eine Frage zu einer Funktion, verweilt man einfach kurz mit der Maus darüber, ehe ein Info-Text erscheint. Für Ungeduldige bietet Brother auch einen Snap-Modus – ein kleines Fenster mit einer Textzeile und einem Druck-Button.

Die Professional-Oberfläche bietet dagegen mehr auf einen Blick. Sie kommt etwas chaotischer daher, dafür können die Werkzeuge und Funktionen schneller erreicht werden. Hat man sich erstmal daran gewöhnt, möchte man nicht mehr zurück zur Express-Oberfläche.

Schreiben, platzieren, importieren

Mobile Apps

Wer den Drucker gerne mit Smartphone oder Tablet bedienen möchte, bekommt von Brother drei Apps gratis zur Hand (erhältlich für iOS und Android).

iPrint&Label
Mit dieser App lassen sich in erster Linie Etiketten drucken. Man kann zwar auch Etiketten erstellen oder bearbeiten, allerdings ist die Bedienung eine eher mühselige Angelegenheit, will man mehr als einen Text anpassen.

Mobile Cable Label Tool
Wer gerne mobil Etiketten für die Bereiche Elektrohandwerk sowie Tele- und Datenkommunikation erstellen möchte, kann dies mit dieser App. Wirklich komfortabel ist die Bearbeitung, insbesondere auf Smartphones, aber nicht. Dennoch tut die Software, was sie soll.

Mobile Transfer Express
Die App «Mobile Transfer Express» kann kompatible Etikettenvorlagen, Datenbanken und Bilder direkt auf ein Beschriftungsgerät/Etikettendrucker übertragen.

P-touch im Praxistest: Finger weg, dieses Einhorn gehört mir!

Meine ehemaligen Marketing-Kollegen eines grossen Automobilherstellers organisierten im Dezember eine Überraschungs-Abschiedsparty für mich. Ich konnte mich kaum zurückhalten, nicht in Tränen auszubrechen. Das innere Kind in mir jubelte, als ich ein grosses Abschiedsgeschenk in Form vieler Spielwaren und Süssigkeiten erhielt.

Das Stecken-Einhorn – jetzt ist klar, es gehört mir alleine!

Candy Strap – meins!

Die automatische Nerf – meins!

Notfall Schnurrbärte – meins!

Multi-Bubbler – meins!

Coole Brille – meins!

Puste aus dem Mickey Mouse Heft – meins!

Bisher hat sich noch niemand bei digitec getraut, mein Einhorn zu reiten. Allerdings erntet der Candy Strap von vorbeigehenden Kollegen viel Bewunderung, was ich gut nachvollziehen kann.
Die mit P-touch erstellten Etiketten haften bombenfest an den Spielwaren. Das fühlt sich gut an. Dennoch werde ich den P-touch künftig wohl eher zur Beschriftung von Konfitürengläser verwenden.

Fazit

Der Funktionsumfang des PT-P950NW überzeugt. Mit einer Auflösung von 360 dpi druckt er gestochen scharfe Etiketten. Dabei erfreut auch die Langlebigkeit der mit Thermo-Transfer-Verfahren erstellten Beschriftungen.

Überrascht wurde ich vom Funktionsumfang der Etikettendesign-Software «P-touch Editor». Es ist vorbildlich, dass Brother gleich eine grosse Anzahl an Layout-Vorlagen mitliefert. Aber auch die Erstellung neuer Etiketten ohne Vorlage geht gut von der Hand. Dabei sind der eigenen Kreativität kaum Grenzen gesetzt. Etwas schade ist, dass Mac-User auf einige Features verzichten müssen.

In Sachen Mobile Apps und Zubehör ist man mit dem P-touch auch gut aufgestellt. Ein Akku für den Betrieb auf einer Baustelle macht durchaus Sinn. Dank USB-Hosting-Anschluss lässt sich auch gleich ein externer Scanner an das Gerät hängen, was das Abtippen von Barcodes erübrigt. Bravo!

Sehe ich mir den Preis des Gerätes an, muss ich allerdings Brother eine schlechte Note ausstellen:

Beinahe identisches Modell zu stark reduziertem Preis
Das Modell PT-P900W unterscheidet sich kaum vom getesteten Gerät. Ihm fehlen lediglich der LAN-Anschluss und die Möglichkeit, einen externen Scanner an den fehlenden USB-Host zu hängen. Ausserdem kann hier nicht optional mit Bluetooth-Modul und Bedienfeld-Display aufgerüstet werden.
Wer auf diese Features verzichten kann, kommt dafür viel preiswerter weg:

Bleibt nur noch eines – ein fettes Dankeschön:

Besten Dank Brother und besten Dank liebe ehemalige Kollegen des Autokonzerns!

27 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.


Produkttest

Unsere Expertinnen und Experten testen Produkte und deren Anwendungen. Unabhängig und neutral.

Alle anzeigen