

Ein teurer Wackeldackel: Asus VivoBook Flip 14

Vor ein paar Wochen hatte ich das 2-in-1-Gerät von Asus auf dem Tisch. Cool, dachte ich mir, gerne teste ich mal ein Convertible. Mein Kurzfazit bereits vorweg: Das Gerät ist sehr mobil, hat aber zu viele Schwächen.
Ein bisschen wähne ich mich beim Schreiben auf dem Convertible in meiner Kindheit. Das Ding wackelt wie der Wackeldackel auf der Hutablage des Autos meines Nachbarn. Der Grund: Das aufgeklappte Display erzeugt ein Ungleichgewicht. Dadurch lastet mehr Gewicht auf dem hinteren Teil des Notebooks. Das ist nervig und hat mir den Spass an der Bedienung im Notebookmodus gehörig verdorben. Aber bevor ich weiter über das Gerät ablästere, möchte ich die Specs vorstellen.

Ausstattung
Das VivoBook Flip kommt mit Intel Core M3-7Y30 Prozessor, integrierter Intel HD Graphics 615, 8 GB RAM und 128 GB eMMC. Das Touchdisplay löst in Full-HD auf. Bedienen kann man dieses entweder mit den Fingern oder dem separat erhältlichen Stylus Pen. Als Schnittstellen sind jeweils ein USB 3.1 Typ C, Micro USB, Micro HDMI, Kopfhöreranschluss und SD-Kartenleser verfügbar. Zur kabellosen Übertragung gibt’s Bluetooth 4.1 und WLAN im 802.11ac Standard.
Das Gehäuse ist gemäss Produktbeschreibung aus Aluminium. Das trifft aber nur auf die Display-Ummantelung zu. Der untere Teil ist aus Kunststoff. Daher kommt wohl auch die ungleiche Gewichtsverteilung und das mehr als nervige Wackeln zustande. Dafür ist das Gerät mit anderthalb Kilo relativ leicht und nur 15.4 mm hoch. Damit das VivoBook Flip als Tablet verwendet werden kann, muss es um 360 Grad umgeklappt werden. Bei dieser Aktion wird klar, wieso das Display in einem Aluminiumgehäuse steckt: Das Scharnier ist derart hart, dass beide Hände zum Umklappen nicht ausreichen. Sobald das Display bei 180 Grad liegt, muss ich in der Mitte mit meinem Oberkörper oder Bein nachhelfen. Wenn das Display in einem Kunststoffgehäuse stecken würde, würde es durch diese Aktion jeweils arg strapaziert.
Die Tastatur ist etwas gar zusammengestaucht: Die Enter-Taste ist so hoch wie die übrigen Tasten. Ich habe die Enter-Taste häufig verfehlt und dafür die oberhalb liegende Dollar-Taste erwischt. Ansonsten ist die Tastatur angenehm und bietet genügend Grip. Als kleines Zückerchen ist im Touchpad ein Fingerabdruckscanner verbaut. Dieser funktioniert einwandfrei.

Ein paar Worte zum Massenspeicher
Im Flip ist keine SSD verbaut, sondern eine eMMC. Die «embedded MultiMediaCard» ist vom Prinzip her ähnlich wie eine SD-Karte. MMC gilt als Vorgänger von SD-Speicher. Heute findet man hauptsächlich noch die «embeded»-Version von MMC. Sie kommt häufig in günstigeren Tablets oder Notebooks zum Einsatz. Beim eMMC-Speicher handelt es sich um iNAND-Flash-Speicher. Im Gegensatz zu SSDs verfügen eMMC nicht über ausgeklügelte Firmware oder andere fortschrittliche Technologien wie schnelle Schnittstellen. Deshalb sind sie auch langsamer als SSDs und für Hersteller eine günstige Alternative zur SSD. Die im Flip verbaute eMMC erreicht Lesegeschwindigkeiten um 170 MB/s und ist damit ähnlich schnell wie die . Eine erreicht zum Vergleich dazu Lesegeschwindigkeiten um 500 MB/s. Die verbaute eMMC ist also nicht gerade eine Rakete. Für den Preis von CHF 699.– wäre eine SSD schön gewesen.
Leistung
Selbiges gilt auch für den Prozessor. Der Intel Core m3-7Y30 sorgt nicht für Höhenflüge. Wer das Gerät aber fürs Internet besurfen und Homeoffice braucht, wird damit zufrieden sein. Für mich ist das VivoBook Flip gesamthaft einfach zu langsam. Wer mein Review zum GPD Pocket gelesen hat weiss, dass ich in Sachen Spiele keine grossen Ansprüche habe. So versuchte ich «Finding Paradise» zu spielen, was aber nicht lief. Immerhin konnte ich das Spiel mit dem Flip spielen (was übrigens eine Freude war). Auch sonstige einfachere Spiele laufen einwandfrei auf dem Flip. Aber «The Witcher 2: Assassins of Kings» lief auch auf den niedrigsten Einstellungen nicht flüssig. Zur Verteidigung des VivoBook Flip muss ich aber auch sagen, dass er weder fürs Gamen noch für Multimedia ausgelegt ist. Die integrierte Grafik hält, was ich von ihr erwartet habe.
Mobilität ist Trumpf

Dafür brilliert der Flip bei der Mobilität. Das Gerät habe ich dem Stresstest «HeavyLoad» unterzogen. Dieser bringt das System an seine Grenzen. Das Ganze habe ich auf Akkubetrieb gemacht und der Flip lief sage und schreib dreieinhalb Stunden. Und das bei 100 Prozent Prozessorlast, ständigem Schreiben und Löschen auf der eMMC und Fluten des RAM.
Den Convertible habe ich vor allem unterwegs im Zug gebraucht . Mit Netflixen, sonst auf dem Internet surfen und Artikeln schreiben hielt der Akku zwischen fünf und acht Stunden. Hervorheben möchte ich noch die Klangqualität das SonicMaster-Systems. Der Sound ist für ein mobiles Gerät in dieser Preisklasse sehr klar und bietet eine angenehme Lautstärke und Bass. Unterwegs habe ich den Convertible häufig im Tablet- oder Zeltmodus verwendet. Die Tastatur und das Touchpad werden in diesen Modi jeweils deaktiviert, damit auch keine ungewollten Eingaben passieren. Der Touchscreen war durchgehend verlässlich und die Bedienung mit den Fingergesten eine Freude. Leider hatte ich keinen Stylus Pen zur Verfügung und kann daher nichts zu seiner Funktionsweise sagen.

Fazit
Persönlich würde ich das VivoBook Flip nicht kaufen. Und das nur aufgrund des eingangs erwähnten Mankos: Das Gewackel im Notebook-Modus nervt mich zu fest. Das ist ein Design-Fehler, den ich einfach nicht verzeihen kann. Hinzu kommt, dass keine SSD verbaut ist, sondern nur eine eMMC. Der Geschwindigkeitsunterschied ist enorm und rechtfertigt den relativ hohen Preis von CHF 699.– nicht. Selbiges gilt für den lüfterlosen Prozessor, der dafür hohe Mobilität garantiert. Auch bei den Anschlüssen hat Asus gespart. Mindestens ein USB 3.0 Typ A Anschluss hätte es sein können. Ich persönlich habe noch viel Peripheriegeräte mit diesem Standard und es ist unterwegs unpraktisch auch noch einen Adapter mitzuführen.
Alles in Allem war es für mich eine lohnende Erfahrung einen Convertible zu testen. Ich würde mir als Arbeitsgerät auch einen wünschen. Dann aber ein leistungsfähigeres Modell wie beispielsweise das und dann bitte ohne Gewackel.



Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.