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Ein PC für 14’000 Franken? Srsly?

PC-Gamer sind Enthusiasten. Der Ausdruck PC-Masterrace kommt schliesslich nicht von ungefähr. Bei 14’000 Franken wird aber auch der grösste Bastler blass vor Neid. Die Schweizer Firma Littlebit Technology AG erklärt uns, was in dem Teil drin steckt und wer so einen Computer will.

Seit Anfang Juli schmückt der vielleicht teuerste käufliche PC der Schweiz die digitec-Filiale in Zürich. Entstanden ist er in Hünenberg im Kanton Zug. Die Firma Littlebit Technology AG, die hinter der Marke Joule Performance steht, hat sich auf absolute Highend-Systeme für die anspruchsvollsten Gamer spezialisiert. Das Kronjuwel ist der Craft 1 für schwindelerregende 14’000 Franken.

Das Littlebit-Team besteht aus Hardware-Enthusiasten und Bastlern wie beispielsweise Hiva, der seit 2003 weltweit mehrfach für seine Overclocking-Rekorde ausgezeichnet wurde. Zusammen mit Philipp Krähenbühl, dem Marketingverantwortlichen, nahm er den Craft 1 in Zürich in Betrieb – unter den neugierigen Augen der digitec-Belegschaft und -Kunden. Während das Ungetüm ohne mit den Lüftern zu zucken einen Grafikbenchmark nach dem anderen zerstörte, erklärte mir Philipp, warum sich der Kauf lohnt.

Wie kamt ihr auf die Idee, solche Wahnsinns-PCs zu bauen?
Philipp Krähenbühl: Die Schweiz ist ein Highend-Land. Wir haben uns daher gefragt, was es bereits im Gaming-Sektor gibt und was noch nicht. Wir haben schnell erkannt, dass es in der Schweiz niemanden gibt, der in dieser Art Systeme herstellt. Massgefertigt, SLI, mehrere SSDs, Wasserkühlung, Übertaktung, spezielle Gehäuse. Das wollen wir ändern.

Philipp und Hiva hieven das über 30 Kilogramm schwere Monster an sein neues Zuhause.

Sind Schweizer besondere Hardware-Freaks?
Ich würde sagen, dass die Schweizer eine besondere Schwäche für Hardware haben. Das sieht man nur schon daran, dass in der Schweiz durchschnittlich 100 Euro mehr für eine Grafikkarte ausgegeben wird als in Deutschland. Daraus lässt sich schliessen, dass auch für ein Komplettsystem mehr ausgegeben wird. Natürlich liegen wir mit unseren Angeboten nicht im gleichen Segment, aber es gibt auch Menschen, die fahren Porsches und da spielt Geld ebenfalls eine untergeordnete Rolle. Es gibt Menschen, die wollen einfach nur das Beste. Etwas Spezielles, das nicht jeder hat.

Was ist eure Zielgruppe?
Personen über 30, die nicht schlecht verdienen und schon früher gern gespielt haben – und natürlich auch heute noch gerne zocken. Von Technik haben sie vielleicht nicht unbedingt viel Ahnung, aber dennoch wollen sie ein geiles System. Das ist unsere primäre Zielgruppe. Wir wollen niemanden ausgrenzen, aber schlussendlich bleibt es eine Preisfrage.

Also am besten ein zockender Ölscheich?
(lacht). Ja so ungefähr.

Habt ihr schon früher selbst gebastelt?
Absolut. Halt nur im privaten Rahmen. Ich befasse mich seit 20 Jahren mit Hardware und hab meine PCs immer selbst gebaut – auch wassergekühlte Systeme. Da wir aus der Komponentendistribution kommen und direkten Kontakt zu den Herstellern haben, hat sich die Geschäftsidee regelrecht aufgedrängt. Die Unterstützung und das Interesse seitens der Hersteller ist definitiv vorhanden, denn die wollen natürlich, dass ihre Komponenten verbaut werden.

Der Craft 1 ist das Spitzenmodell.

Stichwort Komponenten. Das ist immer so eine Sache. Wie stimmt ihr sie ab, damit keine Komplikationen entstehen?
Es ist nicht so, dass man einfach im Online-Shop die besten und teuersten Komponenten zusammenwürfeln kann und das funktioniert dann. Was wir machen, ist gnadenlos testen. Verschiedene Kombinationen. Was funktioniert am besten, wo können wir die meiste Leistung rauskitzeln. Wir müssen jedes System evaluieren und erst, wenn es perfekt läuft, geht es in die Herstellung.

Ihr setzt also auf Erfahrungswerte. Dennoch werdet ihr von den Internet-Usern mit Sicherheit hören, was ihr alles hättet besser machen können.
Erfahrung ist das A und O. Jeder, der das System anschaut und sich ein bisschen auskennt, wird Verbesserungspotential sehen. Allerdings ist es in diesen Konfigurationen nicht getestet worden und ob es dann funktioniert, ist eine andere Frage. Es gibt immer Luft nach oben. Wir sagen nicht, wir sind perfekt, aber wir versuchen, an die Perfektion heranzukommen.

Was für einen Mehrwert bieten eure Maschinen?
Das System Craft 1, wie es hier steht, ist komplett massgeschneidert. Das heisst, bei der Wasserkühlung ist alles von Hand gebogen. Der Kühlkreislauf wurde von uns designt, wo die Schläuche hinmüssen, wo man Löcher bohren muss und so weiter. Die Person, die das selber kann, braucht uns vielleicht nicht, aber ich glaube, nur ein Bruchteil der Menschen verfügt über dieses Know-how.

Und im hohen Preis ist ja auch direkter Support enthalten, richtig?.
Genau. Bei uns steht nicht nur die Hardware im Vordergrund, sondern auch die Garantie. Beim Craft 1 sind das drei Jahre On-Site plus Fernwartung, falls gewünscht. Dabei können wir beobachten, wie es der Hardware geht und ob alles läuft wie es soll. Und wenn ein Problem entsteht, können wir frühzeitig eingreifen. Der Service ist uns sehr wichtig. Es ermöglicht uns auch, ein Gesicht gegen aussen zu zeigen.

Der Super-PC kann von digitec-Usern selbst ausprobiert werden.

Jetzt habt ihr bei uns dieses 14’000 Franken teure Monster ausgestellt. Wird das mit allem fertig, oder gibt es Grenzen?
Es gibt schon Grenzen. Dazu muss aber auch gesagt sein, dass das hier nicht unser schnellstes Modell ist. Wir haben hier drei GTX 980 TI verbaut. Im neuen System setzen wir auf zwei GTX 1080. Das System hier kommt an die Grenze, wenn man drei 4K-Monitore anschliesst und versucht, darauf «The Division» zu zocken. Das Modell mit den neuen Grafikkarten werden wir nächste Woche testen und schauen, wie weit wir gehen können. Damit sollte man auch zwei bis drei 4K-Monitore befeuern können. Dafür müssen natürlich auch die Games ausgelegt sein, was leider meist nicht der Fall ist.

Ich vermute, dass ihr Zuhause nicht alle so ein System stehen habt. Herrscht im Geschäft immer ein Kampf, wer die neue Kiste austesten darf?
Absolut. Also Zuhause hat sicher niemand von uns so ein Teil. Das könnten wir uns gar nicht leisten – leider. Wenn wir aber ein System zusammengebaut haben, müssen wir das natürlich testen – nur schon dem Kunden zuliebe.

Wie lange braucht ihr, um ein System wie dieses komplett zusammenzusetzen?
Wenn es fertig konzipiert wurde und wir wissen, wie wir es zusammenbauen wollen, dann benötigen wir für den Craft 1 zum Beispiel rund 14 Stunden. Für Craft 2 und Craft 3 etwas weniger, aber immer noch mindestens acht Stunden. Es ist eine zeitintensive Arbeit. Man kann nicht einfach eine Grafikkarte einstecken und fertig. Man muss zum Beispiel die Kabel mit dem Heissluftfön erhitzen und richtig biegen und auch uns passiert mal ein Fehler. Das kostet schnell eine halbe Stunde Zeit.

Habt ihr Tipps für Leute, die ihren PC doch lieber selbst zusammenstellen wollen?
Erfahrungsberichte lesen von Usern, die die gleiche Hardware benutzen, wie die, die man kaufen möchte. Schlussendlich geht nichts über Testen. Man muss dazu sagen, dass die Hardware eigentlich immer miteinander funktioniert. Es kommt darauf an, was man aus der Hardware rausholen will. Will man übertakten und an die Grenzen gehen, dann fangen die Kompatibilitätsprobleme an.

Hier sind die drei Super-PCs zum Schnäppchenpreis

Joule Performance Craft 1 (Intel Core i9-7980XEa, 64 GB, 1000 GB, GeForce GTX 1080 Ti)
PC

Joule Performance Craft 1

Intel Core i9-7980XEa, 64 GB, 1000 GB, GeForce GTX 1080 Ti

Joule Performance Craft 3 (Intel Core i9-7900X, 64 GB, 2000 GB, GeForce GTX 1080 Ti)
PC

Joule Performance Craft 3

Intel Core i9-7900X, 64 GB, 2000 GB, GeForce GTX 1080 Ti

Joule Performance Craft 2 (Intel Core i7-8700K, 32 GB, 1000 GB, GeForce GTX 1080 Ti)
PC

Joule Performance Craft 2

Intel Core i7-8700K, 32 GB, 1000 GB, GeForce GTX 1080 Ti

Joule Performance Core 3 (Intel Core i7-8700K, 32 GB, 500 GB, GeForce GTX 1070)
PC

Joule Performance Core 3

Intel Core i7-8700K, 32 GB, 500 GB, GeForce GTX 1070

Joule Performance Core 4 (Intel Core i7-8700K, 32 GB, 512 GB, GeForce GTX 1080)
PC

Joule Performance Core 4

Intel Core i7-8700K, 32 GB, 512 GB, GeForce GTX 1080

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Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken. 

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