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DJI Avata im Test: Massentaugliche FPV-Drohne

Die Avata ist DJIs neue FPV-Drohne. Sie ist klein, leicht und einfach zu fliegen. Die Bildqualität ist gut, aber nicht perfekt. Was für Stärken und Schwächen die Avata sonst noch hat, erfährst du in diesem Test.

Ich stehe auf einer Terrasse im Verzascatal, vor mir liegt das neueste elektronische Insekt des chinesischen Herstellers DJI. Es ist eine First-Person-View- oder kurz FPV-Drohne, die du nur mit einer speziellen Brille, sogenannten Goggles, fliegen kannst. Dort siehst du, was die Drohne sieht. Ich habe die Goggles montiert, in meiner Hand liegt der Joystick-ähnliche Motion Controller. Neben mir steht Jonas, mein Aufpasser, der Sichtkontakt zur Drohne halten wird.

Tutorial? Habe ich keines absolviert. Anleitung? Nicht gelesen. Extra. Denn ich will auch die Anfängerfreundlichkeit und Einfachheit der Bedienung testen. Ausserdem bin ich im Stress, denn dieser Bericht muss in 24 Stunden online sein. Naja, man kann sich Dinge auch schönreden – vielleicht bin ich auch einfach zu faul. Ich hebe ab.

Spezifikationen: Besser als die Grosse?

Dazu ist die Avata fast halb so schwer wie die grosse Schwester und bietet eine etwas bessere Video-Bitrate von 150 Mbps. Dafür kann sie nicht ganz so schnell fliegen wie die FPV, wobei die fast 100 km/h im manuellen Modus wohl für die meisten noch immer genug sein dürften. Enttäuschend ist die schwache (europäische) Übertragungsreichweite von 2 km gegenüber den 6 km der FPV. Hier alle Spezifikationen im Überblick:

Preise und Bundles

Die Avata kannst du separat oder in zwei verschiedenen Bundles kaufen: Die «Fly Smart Combo» besteht aus Drohne, Motion Controller und den schon von der DJI FPV bekannten FPV Goggles V2. Nur in der 300 Franken teureren «Pro-View Combo» bekommst du die neuen Goggles 2. DJIs Namensgebung stiftet mehr Verwirrung als Klarheit.

Steuerung: Einfach zu lernen, schwer zu meistern

Design: Solide Verarbeitung, aber lautes Surren

Bildqualität: Gute Videos, aber keine Wunder

Sobald ich die Videos in DaVinci Resolve etwas aggressiver aufhelle oder grade, tauchen Artefakte und Bildrauschen auf. Das Gleiche gilt auch im Dämmerungslicht, wo feine Strukturen in Wäldern matschig werden. Hier zeigen sich die Grenzen des kleinen Sensors. Für eine Drohne dieser Grösse, die den Spagat zwischen FPV-Fähigkeiten und Bildqualität schaffen muss, finde ich die Leistung insgesamt dennoch beeindruckend.

Neue Goggles: Für Brillenträger ein Muss

Akkulaufzeit: Kauf dir lieber drei

In meinen Testflügen hält der Akku ungefähr das, was er verspricht. Bei meinem Mix aus Fliegen, Filmen und Fotografieren sinkt er nach rund 15 Minuten in den roten Bereich. Das ist ordentlich, wenn man die Flugleistung bedenkt. Laufzeiten von fast 30 Minuten, wie ich es von meiner privaten Mavic Air 2 kenne, darfst du nicht erwarten.

Gute Kompatibilität mit der alten FPV

Gute Nachrichten gibt es für alle, die schon eine DJI FPV haben und die Avata als Zweitdrohne möchten. Sowohl Controller als auch Goggles sind kompatibel, was den Anschaffungspreis senkt. Das funktioniert übrigens auch andersrum – die neuen Goggles 2 sind ebenfalls mit beiden Drohnen kompatibel. Dass DJI diese Kompatibilität in beide Richtungen ermöglicht, finde ich lobenswert.

Fazit: Nicht perfekt, aber ein guter Kompromiss

Meine Bilanz nach 24 Stunden mit der DJI Avata: Sie macht enorm Spass, ist einfach zu fliegen und die Videoqualität kann sich sehen lassen. Sie ist für mich die erste wirklich massentaugliche FPV-Drohne auf dem Markt, weil sie zusammen mit den neuen Goggles tatsächlich gut in einen Rucksack passt. Zusatzpunkte ernten die geschützten Propeller, die mich beruhigter riskante Manöver probieren lassen.

Das Fliegen mit den Goggles ist nach wie vor gewöhnungsbedürftig und die Touch-Bedienung der Brille finde ich nicht optimal. Der grösste Schwachpunkt ist für mich aber die geringe Übertragungsreichweite. Dazu kommt der gesalzene Preis – insbesondere, weil du realistisch gesehen mindestens zwei Zusatzakkus brauchst. Trotzdem: Die DJI Avata ist die bisher beste FPV-Kombination aus Bildqualität, gutem Fluggefühl und Kompaktheit.

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Mein Fingerabdruck verändert sich regelmässig so stark, dass mein MacBook ihn nicht mehr erkennt. Der Grund: Wenn ich nicht gerade vor einem Bildschirm oder hinter einer Kamera hänge, dann an meinen Fingerspitzen in einer Felswand.


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