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Die Office-Beere – Projekt Raspberry Pi 400, Folge 3

Ich habe mir den Raspberry Pi 400 gekauft und nehme dich mit auf meinen Weg. In Folge 3 gehe ich mit dem Low-Cost-PC ins Internet und schaue wie gut sich typische Büroarbeiten auf ihm erledigen lassen.

Auf dem Raspberry Pi 400 sind der Chromium-Browser, die quelloffene Chrome-Variante ohne Verbindung zu Google, sowie LibreOffice vorinstalliert. Ich kann also direkt loslegen, installiere aber auch noch neue Programme.

Surfen mit ausgeworfenen Anker

Die Limitierungen der Hardware des Raspberry Pi 400 zeigen sich beim Surfen schnell. Webseiten benötigen länger zum Laden, als ich gewohnt bin – vor allem Medien wie Bilder oder Grafiken verzögern sich. Das gehört aber eher in die Kategorie Luxus-Probleme und ich kann auf das gesamte Internet zugreifen. Mehrere offene Tabs führen zu keiner weiteren Verlangsamung. Ich habe nicht versucht, die Grenze zu finden, aber zehn offene Tabs schafft der Pi 400 problemlos.

Zu Videos gehört auch Ton. Der Raspberry hat aber keine Lautsprecher und keinen Audioausgang. Über seinen HDMI-Anschluss kann er Sound aber über die Lautsprecher vom Monitor abspielen. Allerdings haben nicht alle Bildschirme Lautsprecher und die Soundqualität ist nicht immer gut. Bei meinem Acer ist sie grottig. Bei dem Monitor von Dell, denn ich gerade teste, erreicht sie gutes Notebook-Niveau.

Im Linux-Büro

LibreOffice enthält alles, was du in der Regel an Office-Programmen benötigst. Am meisten dürften das Schreibprogramm «Writer», die Tabellenkalkulation «Calc» und das Präsentationstool «Impress» genutzt werden. Die Programme haben nicht exakt dieselben Funktionen wie die Gegenstücke von Microsoft, aber als durchschnittliche*r Anwender*in bieten sie dir alles, was du brauchst.

USB-Sticks erkennt der Raspberry Pi bei mir bisher problemlos und zeigt mir ihren Inhalt direkt im Dateimanager an. Ich kann Word- und Excel-Dokumente direkt vom Speicherstick öffnen, bearbeiten und wieder speichern. Neue Dokumente kann ich auch direkt extern abspeichern. Das mag unnötig erscheinen aber die microSD-Karte, die als Hauptspeicher dient, hat nur eine Kapazität 16 Gigabyte. Das könnte bei intensiver Nutzung des Raspberry Pi schnell knapp werden.

Von großen Excel-Dokumenten habe ich allerdings die Finger gelassen. Mit denen hat schon mein deutlich leistungsfähigeres Arbeitsnotebook zu kämpfen. Da wird er Raspberry Pi 400 keine Chance haben oder mich stundenlang warten lassen.

Willst du deine E-Mails nicht nur im Webbrowser lesen und schreiben, kannst du das vorinstallierte «Claws Mail» nutzen oder «Thunderbird» installieren. Allerdings solltest du dabei die Größe der Speicherkarte im Kopf haben. Vor allem durch Anhänge könnten die Mails die Speicherkarte schnell füllen.

Nach langer Zeit habe ich auf dem Raspberry «Scribus» wieder entdeckt. Das ist ein Layout-Tool für Druckvorlagen, beispielsweise für Zeitschriften. Selbst das läuft auf dem Pi 400 – wobei ich es auch nicht mit einem 100-Seiten-Magazin ausgereizt habe.

In den Kommentaren unter der Folge 1 meiner Raspberry-Serie hat «robert.hunziker» nach Google Workspace und Onlinebanking gefragt.

Beim Online-Banking hängt es von den Vorgaben deiner Bank ab. Verlangt sie ein bestimmtes Programm und bietet es nicht für Linux an, sieht es schlecht aus. Meine Bank wickelt das Online-Banking über den Browser ab und das klappt ohne Probleme. Entsprechend habe ich mir auch noch keine allgemeinen Banking-Programme für Linux angeschaut.

Neue Programme installieren

Der schnellste Weg zur Installation neuer Software ist dann auch die Suchfunktion und nicht das Stöbern durch die Kategorien. Aber selbst für Thunderbird musst du in den Suchergebnissen lange scrollen, um «German language package for Thunderbird» zu finden. Immerhin weiß das Installationsprogramm, welche Pakete zusätzlich nötig sind, damit das gewählte Programm läuft.

Nicht für alles geeignet

Ich bin zufrieden, aber nicht begeistert. Ich kann mit dem Raspberry Pi 400 viel machen, zum Beispiel problemlos an Dokumenten arbeiten. Aber es gibt Einschränkungen. Für mein gewohntes Tempo ist der Browser zu langsam, von großen Excel-Dateien lasse ich die Finger und Videocalls gibt es nur mit zusätzlichem Aufwand.

In den nächsten Folgen will ich probieren, auf dem Raspberry Pi 400 zu Zocken und mein erstes Coding-Projekt starten. Fragen und Ideen dazu kannst du gerne in den Kommentaren hinterlassen.

Dieser Text wurde zum größten Teil auf dem Raspberry Pi 400 geschrieben. Ich musste mich dafür an die kompakte Tastatur gewöhnen, aber nach einiger Zeit habe ich die Pfeiltaste getroffen und den Nummernblock nicht mehr verzweifelt gesucht.

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Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Galaxus.de. 


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