

Der perfekte Gamer-TV: Drei Dinge, auf die du achten musst

Der beste Fernseher für den Filmgenuss ist nicht immer auch der beste Fernseher für deine Game-Konsole. Worauf du achten musst, um beim Kauf deiner nächsten Mattscheibe nichts falsch zu machen, erfährst du hier.
Stell dir vor, du blätterst einen ganzen Haufen Schotter für eine neue Mattscheibe hin. Stell dir vor, wie du dann beim Spielen des aktuellsten Battelfield-Ablegers feststellst, dass das Bild schmiert und Gegner eine halbe Sekunde Vorsprung haben – ein wahrgewordener Albtraum!
Und hier die gute Nachricht: Das wird dir nicht passieren. Ganz bestimmt nicht. Denn hier erfährst du, worauf du als Gamer beim Kauf einer neuen Glotze achten musst.
Erstens: Das Alpha und Omega – der Input-Lag
Geschockte Gesichter, wenn man auf den virtuellen Schlachtfeldern ständig abnibbelt.Angenommen, bei mir dauert es nach dem Drücken der Schusstaste rund 30 Millisekunden, bis ich auf dem TV sehe, wie meine Figur schiesst. Wenn das beim Kollegen nur 20 Millisekunden dauert, hat er einen Vorteil. Selbst wenn wir gleichzeitig den Abzug betätigten, seine Figur würde vor meiner zu schiessen beginnen – ganze 10 Millisekunden früher, um genau zu sein – und ich würde den Kürzeren ziehen.
Der Input-Lag ist also entscheidend. Klar, wir bewegen uns im Bereich des Sekundebruchteils. Aber in einem Ego-Shooter kann das den Unterschied ausmachen. Wie hoch darf der Input-Lag bei einem Gamer-TV sein? 50 Millisekunden gelten üblicherweise als akzeptabel, bei manchen sogar als grenzwertig. Alles, was darüber ist, mindert den Spielspass deutlich. Profi-Zocker geben sich keine Blösse und kaufen nur, was unter der 30-Millisekunden-Grenze liegt.
Zweitens: Wofür ist der Game-Modus?
Hier kommt der Game-Modus ins Spiel. Er verringert oder entfernt unnötiges Bildverbesserungs-Gedöns, das du zwar für den optimalen Kinofilm-Genuss bräuchtest, allerdings nicht für eine ordentliche Runde Call of Duty im Multiplayer-Modus. Somit verringert sich die Verarbeitungszeit – und folglich der Input-Lag.
«Aber halt!», magst du jetzt rufen, «Wofür kaufe ich mir eine teure Gaming-Konsole mit 4K-Auflösung und HDR-Unterstützung, wenn ich das Bild im Game-Modus wieder kastriere?» Guter Einwand. Ein Gamer-Fernseher zeichnet sich dadurch aus, dass das Bild auch im Game-Modus gut aussieht. Der besagte Modus verringert oder entfernt unnötige Optimierungs-Routinen, behält aber das bei, was für deinen Game-Genuss nötig ist (siehe Video oben).
Dennoch – hast du einen TV ins Auge gefasst, wirst du kaum drum herumkommen, ihn selbst in Augenschein zu nehmen, bevor du den Kaufentscheid triffst. Vorsicht ist besser als Nachsicht, gerade bei einer grossen Investition.
Drittens: Die Reaktionszeit des TVs (ist nicht dasselbe wie der Input-Lag)
Die Reaktions-Zeit wird genau wie der Input-Lag in Millisekunden gemessen. Und weil der Name ja auch noch etwas mit Reaktion impliziert, verwechselt man diesen Wert gerne mal mit dem Input-Lag. Dabei handelt es sich um zwei ganz unterschiedliche Zahlen.
Die Reaktionszeit ist die Zeit, die ein einzelnes Pixel braucht, um seine Farbe zu wechseln. Das ist gerade bei schnellen Bewegungen, Szenen und Spielen wichtig. Tausende Pixel setzen sich zu einem Gesamtbild zusammen, und wenn auf diesem Gesamtbild viel Bewegung zu sehen ist, müssen die einzelnen Pixel entsprechend rasch reagieren. Wechseln die Pixel ihre Farben nicht fix genug, beginnt das Bild, Schlieren zu ziehen.
Wie das aussieht? Du hast es vielleicht schon bemerkt, beim Fussball- oder Tennis gucken, wenn der Ball eine Art «Schweif» hinter sich herzieht: Stellst du um auf Fussball- oder Sport-Modus (je nach Hersteller unterschiedlich), müssten die Schlieren verschwinden. Oder wenigstens stark abnehmen.
Der Game-Modus wird die Schlieren nicht reduzieren. Unter Umständen begünstigt er sie sogar, weil jener Modus den Input-Lag verringern soll (darum geht's ja), indem er weniger wichtige Bildverbesserungs-Mechanismen abschaltet. Damit ein schmierendes Fadenkreuz in deinem Lieblings-Ego-Shooter nicht zur Norm wird, sollte dein Gamer-TV eine so schnelle Reaktionszeit haben, dass selbst im Game-Modus keine Schlierereien zu sehen sind.
Die Bildrate – spielt sie noch eine Rolle?
Bildrate, Bildwiederholrate, Bildwiederholungs-Frequenz... überall heisst es ein bisschen anders, überall bedeutet es aber das Gleiche: Es bezeichnet die Anzahl Einzelbilder, die pro Sekunde dargestellt werden.
Im Klartext: Egal ob der Hersteller deines Fernsehers mit 100, 200 oder sogar 400 Hz prahlt, er wird nie mehr als die 30 bis 60 fps von der Quelle entgegennehmen können. Deshalb ist die Diskussion um möglichst hohe Hertz-Angaben meistens obsolet – zumindest für Gamer.
Das Spiel ruckelt online beim Gamen trotz ausreichender Bildrate – wieso?
Falls das Bild bei dir trotz ausreichend hoher Bildrate ruckelt und stockt – und du kaputte Hardware als Ursache ausschliessen kannst – liegt die Ursache meistens bei folgenden zwei Problemen:
- Das Game ist schlicht und einfach schlecht programmiert worden
- Die Zeit, in welcher Datenpakete von der Konsole zum Server unterwegs sind, ist zu hoch
Ist das Entwicklerstudio schuld, kannst du nicht viel machen. Nicht selten leiden selbst entwicklungsintensive Games unter massiven «Frame-Drops» (das ist, wenn das Spiel stockt), sobald die Action auf dem Bild zunimmt. Das ist ärgerlich, aber nicht beeinflussbar. Hast du hingegen einen zu hohen «Ping», und bist du deshalb am «laggen», ist der Spielraum schon etwas grösser.
Der «Ping» beschreibt, wie lange es dauert, bis ein Datenpaket von deiner Konsole zum Server gelangt und umgekehrt. In der Regel liegt dieser Wert im zweistelligen Millisekunden-Bereich. Hast du also einen Ping von 500 ms, bedeutet dies, dass das Datenpaket eine halbe Sekunde von der Konsole zum Server benötigt – eine gefühlte Ewigkeit!
Fazit
Ich fasse zusammen. Gute TVs fürs Heimkino sind nicht zwingend gut für Gamer geeignet – und umgekehrt. Als Gamer achtest du beim Kauf also auf folgende drei Dinge:
- Niedriger Input-Lag – für eine geringe Eingabe-Verzögerung
- Game-Modus des Fernsehers aktivieren – das verringert den Input-Lag zusätzlich
- Kurze Reaktionszeit – für ein Bild ohne Schlieren
Die Bildrate spielt nur eine zweitrangige Rolle, weil die Quelle – also aktuelle Konsolen – nicht mehr Bilder pro Sekunde generieren als moderne TVs darstellen könnten. Spiele zudem nur auf Servern, zu denen du eine gute Anbindung hast – achte auf den Ping!
Empfohlene TVs
Du hast oben von Input-Lag und Reaktionszeiten gelesen, und findest im Datenblatt deines TVs keine Angaben dazu? Kein Wunder, nur die wenigsten Hersteller liefern aus eigenem Hause konkrete Zahlen. Das ist aber nicht nur ihre Schuld: Bei manchen Werten gibt es (noch) keine handfesten Messmethoden, viele Zahlen stellen nur Annäherungsversuche an die eigentliche Werte dar.
Möchtest du also wissen, ob diese oder jene Mattscheibe für deine nächste Battlefront-Session geeignet ist, wirst du das World Wide Web durchforsten müssen. Ein bisschen Arbeit habe ich dir schon abgenommen, hier findest du eine Auflistung geeigneter Gamer-TVs.
High-End Gamer-TVs
Samsung Q9F
- Sehr gutes 4K-HDR-Bild
- Sehr hell, gerade beim Spielen tagsüber in hellen Räumen wichtig
- Sehr niedriger Input-Lag: 12 ms im Game-Modus
LG OLED E7
Sony ZD9
- Sehr gutes 4K-HDR-Bild
- Input-Lag: 35 ms im Game-Modus
Midrange Gamer-TVs
LG SJ850
- Gute Bildqualität
- Niedriger Input-Lag: 15 ms im Game-Modus
Sony XE93
- Gutes 4K-HDR-Bild
- Handelt dank Local Dimming sowohl helle als auch dunkle Bildbereiche sehr gut
- Input-Lag: 38 ms im Game-Modus
Samsung MU8000
- Schönes 4K-HDR-Bild
- Kein Local-Dimming, somit leichte Abzüge beim Schwarz-Wert
- Sehr niedriger Input-Lag: 12 ms im Game-Modus
Gamer-TVs mit gutem Preisleistungs-Verhältnis
Philips PUS6412
- Ambilight für ein intensives Game-Erlebnis!
- Input-Lag: 31 ms im Game-Modus
Sony XE8505
- Gute Bildqualität
- Leichte Abzüge bei der maximalen Helligkeit für gamen in hellen Räumen
- Input-Lag: 21 ms im Game-Modus
Samsung MU6170
- Niedriger Input-Lag: 20 ms
- Etwas hohe Reaktionszeit: 18 ms im Game-Modus


Ich schreibe über Technik, als wäre sie Kino, und über Filme, als wären sie Realität. Zwischen Bits und Blockbustern suche ich die Geschichten, die Emotionen wecken, nicht nur Klicks. Und ja – manchmal höre ich Filmmusik lauter, als mir guttut.
Interessantes aus der Welt der Produkte, Blicke hinter die Kulissen von Herstellern und Portraits von interessanten Menschen.
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