Kevin Hofer
Produkttest

Das Atlas Air ist verdammt bequem

Kevin Hofer
23.6.2024

Noch nie habe ich ein derart komfortables Headset aufgehabt wie das Atlas Air – trotz Übergrösse für meinen Kopf. Hersteller Turtle Beach zaubert auch einen herrlichen Klang aus den Treibern. Die Software ist jedoch ein Graus.

Offene Gaming-Headsets sind selten. Das Atlas Air ist die Ausnahme, die die Regel bestätigt. Auch sonst hat das Teil Besonderheiten, die aber nicht auf den ersten Blick ersichtlich sind. Die Ohrmuscheln sind über je drei Gummibänder mit dem Kopfband verbunden. Sie «schweben» an diesem, was das Headset sehr bequem macht. Darüber hinaus bietet es einen guten Klang. Bei der Software zur Konfiguration und der Verarbeitung überzeugt es hingegen nicht.

Soundqualität der Treiber: mit den Qualitäten offener Hörer

Standardmässig ist das Equalizer-Profil «Turtle Beach Signature Sound» aktiv. Dieses lasse ich auch während des ganzen Tests aktiviert. Ich finde, dass ein Headset auch «Out of the Box» gut klingen muss, ohne Anpassungen im Equalizer. Das tut das Atlas Air. Typisch für offene Kopfhörer bieten sie einen natürlichen und klaren Klang.

Das offene Design hilft den Kopfhörern dabei, den Klang natürlicher und mit besserer Raumwirkung abzubilden als geschlossene Kopfhörer. So hört sich etwa das Surren der Leuchtstoffröhren in «Autopsy Simulator» an wie in echt und nicht dumpf wie bei geschlossenen Hörern üblich. In «Ghost of Tsushima» höre ich wiederum, aus welcher Richtung die Pfeile angeschossen kommen. Und der geniale Soundtrack von «Eiyuden Chronicle: Hundred Heroes» klingt hervorragend.

Selbstverständlich hat das offene Design der Hörer auch Nachteile. Etwa, dass es mich nicht vor Umgebungslärm schützt. Immerhin höre ich so, wenn sich meine Söhne anschleichen, um mich zu erschrecken.

Bei der Lautstärkeregelung ist mir folgendes negativ aufgefallen: Alles unter 50 Prozent der Maximallautstärke ist kaum hörbar. Erst ab 50 Prozent höre ich den Sound und die grössten Veränderungen bemerke ich zwischen 70 und 100 Prozent. Ich wünschte mir eine feinere und regelmässigere Aufteilung.

Die Soundqualität des Mikrofons ist nicht berauschend. Sie reicht aber für Teamchat oder Meetings aus. Hier eine Hörprobe:

Lieferumfang und Ergonomie: bequem, trotz Übergrösse

Das Atlas Air kommt mit Tragebeutel, USB-C- sowie 3,5mm-Kabel und einem USB-Transmitter für die drahtlose Verbindung. Nebst dieser 2,4-GHz-Funkverbindung steht auch Bluetooth zur Verfügung. Die beiden Modi sind nicht gleichzeitig nutzbar. Das Headset lässt sich somit mit allen erdenklichen Geräten koppeln. Mit der Xbox jedoch nur per 3,5mm-Kabel.

Der Akku soll gemäss Hersteller bis zu 50 Stunden durchhalten. Das ist optimistisch und dürfte nur im Betrieb per Bluetooth hinkommen. Mit dem Dongle liegen zwischen 35 und 40 Stunden drin. Das ist im Vergleich zum Stealth Pro mit zehn Stunden immer noch viel. Bei mir reicht das für eine Woche Musik bei der Arbeit und Zocken am Abend.

Einstellen tue ich das Headset über die erwähnten Klettverschlüsse. Das klappt ganz gut. Das Kopfband selbst liegt nicht auf dem Kopf auf, sondern das Elastikband, über welches ich die Grösse verstelle. Dieses spüre ich aber kaum. Nach ein paar Stunden Tragen vergesse ich sogar, dass es da ist.

Auch die Ohrmuscheln sind sehr bequem. Aufgrund des Befestigungsmechanismus mit den Gummibändern passen sie sich der Kopfform gut an. Dafür lassen sie sich nicht einklappen oder drehen. Für den Transport ist das Headset also weniger geeignet. Die Textilpolster fühlen sich angenehm an und ich schwitze wenig. Meine Ohren berühren die Treiber nicht, was ebenfalls zum guten Komfort beiträgt. Auch mit Brille drückt es nirgends.

Bei den Materialien setzt Turtle Beach auf Textil und Kunststoff. Das wirkt auf den ersten Blick billig. Aber vor allem der Kunststoff ist von guter Qualität. Ich kann das Headset in alle erdenklichen Richtungen drehen, ohne dass es kaputt geht. Mehr Sorgen machen mir die Klettverschlüsse und das Netz, das über das Elastikband und das Kopfband gespannt ist. Das sind wohl die Teile des Headsets, die am schnellsten verschleissen.

Features und Funktionen: Ach herrje, die Software

Das Atlas Air ist auf das Nötigste reduziert. Bei den Bedienelementen am Headset selbst gibt es drei Knöpfe: Einschalten, Wechseln zwischen den Drahtlosmodi und Bluetooth-Pairing. Die Lautstärke verstelle ich über ein grosses Drehrad an der Aussenseite der Ohrmuschel. Dieses befindet sich links – wie auch alle anderen Bedienelemente, das Mikrofon und die Anschlüsse.

Fazit

Gute Hörer, die wenig bis keine Konkurrenz haben

Das Atlas Air besticht durch den Tragekomfort und den Klang. Dank den vielfältigen Verbindungsmöglichkeiten lässt es sich mit allen erdenklichen Geräten nutzen. Mit um die 40 Stunden Akkulaufzeit steht langen Gaming Sessions nichts im Weg. Weniger gut ist das Mikrofon und die Software wirkt noch wie eine Beta-Version. Auch die Klettverschlüsse zur Grösseneinstellung und das Netz ums Kopfband sehe ich kritisch. Ich fürchte, dass sie schnell kaputt gehen.

Persönlich würde ich eher zu einer Kombination aus einem offenen Kopfhörer wie dem Beyerdynamic DT990 Pro und einem Podcast-Mikrofon greifen. Dort verzichtest du zwar auf die drahtlose Verbindung, aber die Soundqualität ist nochmal eine andere Liga. Kabellose Alternativen in dieser Preisklasse gibt es jedoch nicht. Mir fällt einzig das Audeze Maxwell PS ein, das aber nochmal deutlich mehr kostet als das Atlas Air.

Pro

  • Verdammt bequem
  • Guter Klang
  • Viele Verbinudungsmöglichkeiten
  • Lange Akkulaufzeit

Contra

  • Verarbeitung
  • Mikrofon
  • Software
Titelbild: Kevin Hofer

25 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.


Peripherie
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Produkttest

Unsere Expertinnen und Experten testen Produkte und deren Anwendungen. Unabhängig und neutral.

Alle anzeigen

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Produkttest

    Sony Inzone H9 II: High-End-Headset mit WH-1000XM6-DNA

    von Kevin Hofer

  • Produkttest

    Razer Black Shark V3 Pro im Test: Tolles Headset das die Kritikpunkte des Vorgängers ausmerzt

    von Kevin Hofer

  • Produkttest

    Wenn das gewisse Etwas fehlt: Stealth 700 Gen 3

    von Kevin Hofer