
Hintergrund
E-Wandern statt E-Biken: So fühlt es sich an
von Siri Schubert
Gehen ist für viele Menschen die bevorzugte Bewegungsart in VR-Games. Aber genau das ist problematisch. Ein britisches Unternehmen will Laufband-Schuhe auf den Markt bringen.
Virtual Reality ist eine faszinierende Erfahrung: Du fühlst dich vollständig in eine andere Umgebung versetzt. Wäre da nur nicht die Sache mit der Bewegung. Die beste Immersion gäbe die Bewegung auf den eigenen Beinen. Weil du während dem Spielen in der echten Welt blind bist und dein Raum in der Regel begrenzt ist, kannst du normalerweise nicht gefahrlos draufloslaufen.
Ein britisches Startup bringt ein neues Produkt auf den Markt, das dir mehr Freiheiten gewähren soll: Die Freeaim-Schuhe nutzen motorisierte Rollen an den Sohlen, mit deren Hilfe du auf der Stelle gehst. Das Prinzip «auf der Stelle gehen» ist für VR nicht neu. Treadmills ermöglichen denselben Effekt auf andere Weise: Sie funktionieren wie Laufbänder im Fitnessstudio. Allerdings sind solche Tretmühlen sehr teuer und benötigen viel Platz. Das macht sie für normale Haushalte in der Regel ungeeignet.
Mit den Freeaim-Schuhen wollen die Entwickler eine einfache und platzsparende Alternative bieten. Die Laufbänder sind gewissermaßen in den Schuhsohlen untergebracht. Damit kannst du laut Entwicklerangaben «langsam joggen». Die Schuhe sind vollständig mit SteamVR sowie einigen wenigen Games aus dem Meta-Ökosystem kompatibel.
Das Projekt wird per Crowd Funding via Kickstarter finanziert. Die Kampagne ist erfolgreich: Das Kampagnenziel von rund 172 000 Euro wurde mit rund 283 000 Euro weit übertroffen.
Die VR-Treter, die es in einer einfachen und einer fortschrittlichen Ausführung gibt, erinnern an Retro-Rollschuhe: Du befestigt sie mit Klettverschluss-Riemen an deinen Füßen. Laut Angaben des Entwicklerteams fühlt sich die Bewegung damit wie echtes Gehen an, nicht wie Gleiten oder Skaten. Die Akkus im Schuh sollen für rund zwei Stunden lange Spaziergänge ausreichen und sind austauschbar. Das Aufladen dauert demnach etwa 15 Minuten.
Auf der Kickstarter-Seite werden die VR-Schuhe als «Ganzkörper-Bewegungssystem, das Robotik, KI/Maschinenlernen, Wearables und fortgeschrittene Sensortechnik kombiniert» beschrieben. Sensoren erkennen die Laufbewegungen und passen die Geschwindigkeit der motorisierten Rollen so an, dass du auf der Stelle trittst.
Die «Advanced»-Variante geht sogar noch weiter: Sie bietet eine seitliche Positionskorrektur. Die Rollen sind schwenkbar und die Schuhe schieben dich so beim Laufen unbemerkt wieder zurück zur Ausgangsposition. Dadurch soll es möglich sein, die Freeaim-Schuhe ohne weitere Begrenzungen auf dem ganz normalen Fußboden zu nutzen. Die Entwickler empfehlen dafür eine freie Fläche mit 1,5 Meter Durchmesser sowie ein Guardian-System – also eine virtuelle Einblendung von Grenzen, damit du im Fall der Fälle nicht in ein Regal läufst.
Die «Light»-Variante hat keine seitliche Positionskorrektur, sodass du dich ungewollt seitlich von der Stelle bewegst. Daher ist für diese Variante eine Bodenplatte nötig. Daran ist ein Rahmengestell befestigt, das dich wie bei VR-Tretmühlen mit einem Hüftgurt an Ort und Stelle hält. Freeaim bietet zwei verschiedene Rahmen an, von denen einer mehr Armfreiheit nach unten ermöglicht. Beide Rahmen sollen sich schnell zusammenklappen und gemeinsam mit der Bodenplatte platzsparend aufbewahren lassen.
Gute VR-Treadmills starten oft bei 2000 Euro und aufwärts. Ganz billig sind die Freeaim-Treter aber auch nicht. Die Light-Variante kostet aktuell umgerechnet aus britischen Pfund 989 Euro oder 914 Franken, für das Advanced-Modell werden 1269 Euro oder 1184 Franken fällig. Vorbestellen kannst du sie auf der Kickstarter-Seite.
Das Design für die Serienfertigung ist laut Kickstarter fertiggestellt und die Lieferkette für die wichtigsten Komponenten steht. Im Moment wird noch an den Details für die Produktion gefeilt. Die Auslieferung der Schuhe soll ab 2026 beginnen. Nach dem Launch soll der Preis für die VR-Treter ansteigen.
Der Standard für VR-Bewegung ist noch nicht gesetzt. Andere Unternehmen experimentieren mit in Platten befestigten Rollen, mit sehr glatten Oberflächen für Schuhe mit geringem Reibungswiderstand oder aber Drehstühlen mit Unterstützung für Fußbewegungen. Zahlreiche DIY-Projekte zeigen zudem die Kreativität von Privatpersonen, zum Beispiel hier.
Fühlt sich vor dem Gaming-PC genauso zu Hause wie in der Hängematte im Garten. Mag unter anderem das römische Kaiserreich, Containerschiffe und Science-Fiction-Bücher. Spürt vor allem News aus dem IT-Bereich und Smart Things auf.