Produkttest

DAB+ im Auto: Der Gewinner unseres Wettbewerbs fährt ein

Roger Wiesli hat den digitec-Wettbewerb gewonnen. Sein VW Beetle ist neu mit der Zukunft des Radios – DAB+ – ausgestattet. Wir waren beim Einbau dabei.

Der blaue VW Beetle, Baujahr 2013, rollt in die Garage von Sandro Angeloni. Der Besitzer von Exclusiv Car Hifi im Aargauischen Hallwil baut einen DAB+-Empfänger in den Beetle ein. Denn sein Besitzer, Roger Wiesli, hat den digitec-Wettbewerb gewonnen. Nicht nur bekommt er den Empfänger gratis, sondern auch den Einbau vom Fachmann.

Beim Einbau gibt es einiges zu beachten. «Vielen ist nicht ganz klar, was alles an Fahrzeugkomponenten hinter dem Armaturenbrett verbaut sind», sagt Sandro. Der gelernte Autoelektriker, der mittlerweile Besitzer einer eigenen, auf Mobile Entertainment Systems spezialisierten, Garage und einer seiner Mitarbeiter Besmir Lokaj werfen einen Blick ins Innere des Fahrzeugs, das von seinem Besitzer geringfügig umgebaut worden ist.

Pure Highway 600 (FM, DAB+, Bluetooth)
RadioVerfügbarkeit unbekannt

Pure Highway 600

FM, DAB+, Bluetooth

Pure Highway 600 (FM, DAB+, Bluetooth)
RadioVerfügbarkeit unbekannt

Pure Highway 600

FM, DAB+, Bluetooth

In der Mittelkonsole ist ein Modell eines klassischen Käfers eingebaut. Fest, damit es die Fahrsicherheit nicht gefährdet. Auffälliger aber sind die Zahlen an den Scheiben der Rückbank. 42. «Eine kleine Anspielung auf ‘Per Anhalter durch die Galaxis’», sagt Roger. Er kann sich ein Grinsen nicht verkneifen, denn das Werk Douglas Adams in dem wichtige Lektionen für’s Leben wie eine Betriebsanleitung zum Fliegen – du musst umfallen, aber den Boden verfehlen – gehört zu seiner Lieblingslektüre.

Vor dem Einbau: Der Pure-Empfänger ist klein und unauffällig
Vor dem Einbau: Der Pure-Empfänger ist klein und unauffällig

Ans Innere des Fahrzeugs hat er sich aber nicht gewagt. Aus gutem Grund. Sandro erklärt: «Es gibt nur wenig Platz hinter der Mittelkonsole und dem Handschuhfach, der nicht irgendwie belegt ist». Das mache das Verlegen von Kabeln schwierig und oft zur Geschickssache. Denn einige Dinge gehen gar nicht. «Zum Beispiel: Ein Kabel vor dem Airbag zu verlegen, ist gemeingefährlich». Auch die anderen Systeme des Fahrzeugs sollen nicht in ihrer Funktion beeinträchtigt werden. Daher schauen sich Sandro und Besmir das Fahrzeug besser an, diskutieren den schlausten Kabelkanal. Denn die Aufgabe, die vor ihnen steht, ist etwas komplex.

Wo die Kabel durch müssen

Am Ende der Arbeiten im Innern des Beetles muss eine Antenne auf der Beifahrerseite an der Frontscheibe angeklebt sein und die Bedieneinheit eines Pure Highway 600 muss bequem vom Fahrersitz aus erreichbar sein. Die Bedieneinheit wird auf Rogers Wunsch hin vor dem Fach beim Schaltknüppel befestigt. Denn im Fach selbst, das steht für Roger fest, müssen Bonbons sein. «Mein Vater hatte schon Bonbons in der Mittelkonsole. Das kenne ich schon seit frühester Kindheit», sagt er.

Also steht der Weg des Kabels: Von der Antenne auf der rechten Seite des Autos bis in die Mittelkonsole. Die beiden Car-Hifi-Spezialisten aber sind ambitioniert. «Einfach nur Kabel rumhängen lassen, ist einfach, aber wir machen das so, dass die Installation weitestmöglich unsichtbar ist», sagt Sandro.

Die ersten Verschalungen werden entfernt. Dann geht alles recht schnell von Statten. Plastikteile werden demontiert, Kabel festgezurrt. Hinter dem Airbag durch, hinter der Konsole runter und aus der Mittelkonsole raus. Das Kabel für den AUX-Eingang des Radios wird hinter der Mittelkonsole verlegt, damit das Kabel selbst nur für einige Zentimeter sichtbar ist.

Winterthurer Musik im Aargau

Nach dem Einbau nimmt Roger Platz in seinem Fahrzeug, mit dem er täglich ins Büro fährt. Er ist einer der über 80 Prozent der Menschen in der Deutschschweiz, die täglich Radio hören. Sei es im Büro, auf der Baustelle, zu Hause oder, wie Roger, im Auto. Auch wenn die Technologie veraltet scheint und mehr als genug Kritik am Musikkonzept einiger Sender geübt werden kann, so ist das Radio aus der Schweizer Gesellschaft nicht wegzudenken. Wenn auch nur, um sich über besagtes Musikprogramm – schon wieder Anastacia? – aufzuregen.

Mit DAB+ hat er nun eine grössere und weitreichendere Auswahl an Sendern. «Ich mag Top Two», sagt er. Der Sender, der in Winterthur seine Studios hat, ist kein schweizweiter Favorit wie SRF3. Aber, sagt Roger, da laufe gute Musik. Musik aus den 1980ern. «Also Musik meiner Generation», sagt er.

Mit der Umstellung auf DAB+ werden die kleineren Sender in weiteren Räumen verfügbar, je nach Layer. «Ein Layer ist ein Sendegebiet, in dem die Sender ausgestrahlt werden», sagt Sandro. In einem Layer gibt es aber nicht besseren oder schlechteren Empfang, fügt er an. «Entweder empfängst du den Sender, oder nicht.» Rauschen gehöre also der Vergangenheit an. Die grossen Sender der Schweiz, SRF1 unter anderem, sind in jedem der insgesamt fünf SRF-Layer der Schweiz verfügbar, aber ein kleines Radio kann sich zum Beispiel die Layers aller grossen Städte konzessionieren lassen, aber die ländlichen Gegenden auslassen, wo wenig Hörer wohnen. Es ist also zumindest theoretisch möglich, dass Kleinstsender – sofern sie denn genug finanzielle Mittel für die Konzession aufbringen können – wie das Zürcher Alternativradio GDS.fm auch in Genf oder Chur hörbar werden.

Noch besser: Anstelle eines engen FM-Frequenzbandes kann die Radio-Diversität unter DAB+ grösser werden. In der Schweiz sind laut Sandro etwa 130 Radiosender auf dem DAB+-Netz emfpangbar, Tendenz steigend. Denn in bis im Jahre 2024 ist mit FM Schluss. Dann wird die in die Jahre gekommene Technologie in den Ruhestand geschickt. Ein Teilausstieg aus dem FM-Business wird 2019 erwartet. Radio Energy hat bereits den Ausstieg all seiner drei Sender aus dem FM-Netz angekündigt.

Nebst Radio kann der Pure DAB+-Empfänger auch Musik vom Handy streamen
Nebst Radio kann der Pure DAB+-Empfänger auch Musik vom Handy streamen

Kurz nach Mittag ist es dann vollbracht. Der Beetle sieht wieder aus wie bei der Einfahrt in die Garage. Nur, dass an der Windschutzscheibe eine Antenne klebt und neben dem Schaltknüppel eine kleine Digitalanzeige leuchtet. Top Two klingt aus den Lautsprechern. Disco Inferno von The Trammps schallt durch die Halle.

Letzte Instruktionen vor der Heimfahrt. Besmir Lokaj erklärt Roger Wiesli sein neues Gerät
Letzte Instruktionen vor der Heimfahrt. Besmir Lokaj erklärt Roger Wiesli sein neues Gerät

Zeit für die Heimfahrt.

Eine Woche später

Eine Woche nach dem Einbau erreicht die Redaktion ein Mail. Roger Wieslis Name steht als Absender. Stimmt etwas nicht? Hat sein Empfänger einen Schaden. Nein, im Gegenteil. Roger beschreibt uns seine Erfahrungen.

«Der Empfang ist wirklich gut. Mit Ausnahme in Tunnels oder Unterführungen habe ich praktisch lückenlosen Empfang», schreibt er. Obwohl der Empfänger nur 20 Kanäle speichern kann, findet er das nicht schlimm: «Ich höre sowieso nur DAB-Sondersender.» Auch wenn der Pure Highway nur 20 Sender als Favoriten speichern kann, können bis zu 100 Sender gleichzeitig in der Schweiz empfangen werden. Wenn alle Sender aller Layer zusammengezählt werden, dann sind es aber weiter über 100.

Das Pure Highway 600 kann auch Musik über Spotify ins Audio-System des Autos streamen. Das hat bei der Demo in der Hallwiler Einbauwerkstatt nicht auf Anhieb funktioniert. Mittlerweile hat Tüftler Roger herausgefunden, warum das nicht wollte. Die Funktion ist für Nicht-Premium-User Spotifys nicht zugänglich. «nun habe ich wohl einen Grund, um auf die Bezahl-Variante zu wechseln. Meine Söhne löchern mich deswegen ja schon lange...»

Die Antenne löst sich bereits wieder ab. Roger sucht Rat
Die Antenne löst sich bereits wieder ab. Roger sucht Rat

Schlechte Noten gibt er aber der Antenne: «Die beginnt sich bereits zu lösen», schreibt er. Er sucht jetzt nach eine Lösung, wie die Antenne wieder befestigt werden kann. Denn die Antenne sei der einzige wirkliche Negativpunkt der ganzen DAB+-Geschichte. Wenn du eine Lösung hast, eine dünne Antenne auf einer transparenten Folie an eine Windschutzscheibe zu kleben, sag es uns im Kommentar.

Sandro hat den Text vor der Veröffentlichung natürlich gelesen. Sein erster Gedanke: «Bei den Dreharbeiten haben wir die Antenne mehrfach angeklebt und wieder abgenommen. Kann sein, dass da der Klebstoff an Kraft verloren hat». Seine Lösung: Antennenfolie ersetzen und fertig.

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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