Corsair K65 RGB Mini im Test: 60 Prozent für den Mainstream
Produkttest

Corsair K65 RGB Mini im Test: 60 Prozent für den Mainstream

Kevin Hofer
3.5.2021

Corsair lanciert seine erste 60-Prozent-Tastatur. Die K65 RGB Mini ist zwar nicht schlecht, eine dauerhafte Beziehung entwickelt sich zwischen ihr und mir jedoch nicht.

Ich habe ein Herz für die Kleinen. Auch bei Tastaturen. Jetzt, wo mit Corsair auch einer der bekannten Hersteller eine Tastatur im 60-Prozent-Layout anbietet, muss ich sie unbedingt testen.

60 Prozent?

Tastaturen im 60-Prozent-Layout – also solche, die von der Grösse her etwa 60 Prozent einer Standard-Tastatur mit Nummernblock entsprechen – waren bis vor kurzem Nischenprodukte. Die Ducky One 2 Mini, GMMK Compact von Glorious oder die Deltaco GAM-075 waren hierzulande meist die einzigen Optionen. Schon nur die Filter in unserem Shop zeugen davon: Hier hast du für kleinformatige Tastaturen nur die Option «TKL Tenkeyless». Darunter findest du alle Tastaturen, die Tenkeyless sind, also keinen Nummernblock haben. Daneben tauchen unter diesem Filter auch die noch kleineren Tastaturen auf.

Die K65 RGB Mini ist etwa 40 Prozent kleiner als eine Standard-Tastatur.
Die K65 RGB Mini ist etwa 40 Prozent kleiner als eine Standard-Tastatur.

Der Markt für solche Tastaturen ist in den letzten Jahren gewachsen. Davon bekommen auch die Grossen Wind und wollen ein Stück vom Kuchen. Auftritt Corsair mit der K65 RGB Mini. Du hast den Namen richtig gelesen: K65 RGB Mini. Corsair hat bereits eine K60 im Angebot und muss beim Namen deshalb ausweichen. Ich frage mich bereits jetzt, wie eine mögliche 65-Prozent-Tastatur genannt wird – K65 RGB Nicht-ganz-Mini? Zudem gibt es noch eine K65 RGB Rapidfire im Tenkeyless-Format. Verwirrung pur.

Unaufgeregt

Corsair-Tastaturen sind meist pompös, mit vielen zusätzlichen Tasten und blinkenden Lichtern. Nicht so die K65. Sie wirkt im Vergleich zur K65 RGB Rapidfire schlicht oder etwas böse formuliert: langweilig. Das Design erinnert mich an meine Anne Pro 2 aus dem Jahr 2018. Die Gehäuse der beiden Tastaturen sind beinahe identisch: schmale Ränder und ein Neigungswinkel zum Tippen von 6°. Rein vom Design her fühle ich mich bei der K65 RGB Mini gleich zuhause. Was ich besonders toll finde: Corsair montiert das Kabel nicht fix an der Tastatur. So kannst du das mitgelieferte, zwei Meter lange in einer Paracord-Hülle verpackten Kabel auch ersetzen. Beispielsweise durch ein Spiralkabel.

Wäre die K65 RGB Mini (links) weiss statt schwarz...
Wäre die K65 RGB Mini (links) weiss statt schwarz...
... könnte sie glatt als Kopie der Anne Pro 2 (unten) durchgehen – wären beide im ISO-Layout mit grosser Enter-Taste.
... könnte sie glatt als Kopie der Anne Pro 2 (unten) durchgehen – wären beide im ISO-Layout mit grosser Enter-Taste.

Die Tastatur unterscheidet sich vor allem durch den Font der Keycaps von anderen 60-Prozent-Keyboards. Hier kommt der typische Corsair-Font zum Einsatz. Der ist Geschmacksache, mir ist er zu wuchtig. Zudem sind alle Tasten mehrfach bedruckt, damit du auch weisst, welche Funktionen du mit der Fn-Taste auslöst. Das ist am Anfang zum Umstieg auf den kleinen Formfaktor zwar praktisch, überlädt die Keycaps aber.

Beinahe alle Keycaps sind auch vorne bedruckt.
Beinahe alle Keycaps sind auch vorne bedruckt.

Ein Font, der nicht allen gefällt

Die Keycaps sind aus PBT-Kunststoff und werden im Doppelguss-Verfahren hergestellt. Das garantiert, dass der Aufdruck nie verblasst und die RGB-Beleuchtung durchschimmert. Das OEM-Profil mit unterschiedlich hohen Tastenkappen ermöglicht ergonomisch angenehmes Schreiben. Die Oberfläche ist für guten Grip leicht angeraut und lässt Fingerabdrücke kaum zu.

Die Tastenkappen sind für besseren Grip leicht angeraut.
Die Tastenkappen sind für besseren Grip leicht angeraut.

Corsair liefert eine spezielle Leertaste mit kleinen Dreiecken und eine Esc-Taste mit Logo drauf. Diese Tastenkappen sind im Gegensatz zu den anderen aus ABS-Kunststoff und werden ebenfalls im Doppelguss-Verfahren hergestellt. Falls dir der Style nicht entspricht, legt der Hersteller noch eine unbedruckte Leer- und eine Esc-Taste aus PBT zu. Im Gegensatz zu den Buchstaben gefällt mir die Leertaste mit Dreiecken drauf sehr gut. Aufgrund der Grösse der Tastenkappe ist jedoch der Durchscheineffekt nicht ganz gleichmässig.

Die Leertaste aus ABS ist mit Dreiecken verziert.
Die Leertaste aus ABS ist mit Dreiecken verziert.

Bei den anderen Tastenkappen kommt dem Durchscheineffekt der dicke Font entgegen. Die meisten Aufdrucke werden schön ausgeleuchtet. Einzige Ausnahme bildet die Enter-Tastenkappe, bei welcher der Buchstabe «E» etwas blass wirkt.

Einzig das E von Enter scheint nicht schön durch.
Einzig das E von Enter scheint nicht schön durch.

Laut, lauter Corsair K65 RGB Mini

Bei den Tastern setzt Corsair entweder auf Cherry MX Speed RGB Silver oder Cherry MX Silent RGB Red – beides lineare Switches, also ohne taktiles oder hörbares Feedback beim Auslösen. Mein Testsample ist mit dem silbernen Switch ausgestattet und kommt im DE-Layout. Dieser hat eine Betätigungskraft von 45 Gramm und löst nach 1,2 Millimetern aus. Der gesamte Tastenhub beträgt 3,4 Gramm und um den Switch ganz durchzudrücken, ist ein Kraftaufwand von rund 70 Gramm nötig.

Beim CH-Layout ist zurzeit nur die Version mit Cherry MX Silent RGB Red verfügbar. Dieser Switch löst erst nach 1,9 Millimetern aus, wobei der gesamte Tastenhub 3,7 Millimeter beträgt. Betätigungskraft und gesamter Kraftaufwand sind jedoch gleich wie beim Cherry MX Speed RGB Silver.

Persönlich bin ich kein Fan von Speed Switches. Der einzige «Speed» bei mechanischen Speed-Switches ist, dass sie nach kürzerem Betätigungsweg auslösen als andere Switches. Das Signal ist nicht schneller beim PC. Ich mag mehr Hub, das ist aber Geschmacksache. Was definitiv nicht Geschmacksache ist: Die Speed Silver sind sehr «kratzig». Der Stengel der Taster reibt am Gehäuse. Das fühle und höre ich, was mir tierisch auf den Senkel geht. Zudem ist der sogenannte Spring Ping deutlich zu hören. Das ist jenes hohe Ping-Geräusch, das entsteht, wenn die Feder im Switch nach oben springt. Es wäre mir lieber gewesen, wenn Corsair andere Switches verbaut hätte.

Der verbaute Cherry MX Speed Silver.
Der verbaute Cherry MX Speed Silver.

Hohe Polling-Rate bei Tastaturen

Was mich zum nächsten Punkt bringt: Corsair wirbt mit seiner Axon-Technologie, mit der die Polling-Rate auf 8000 Hz gesetzt werden kann. Dadurch sollen gemäss dem Hersteller Tasteneingaben bis zu vier Mal schneller an den PC gesendet werden als mit heutigen Standard-Gamer-Tastaturen. Das erachte ich als bedeutungslos. Bei einer Maus kann es tatsächlich entscheidend sein, wenn ein Signal innert 0,125 Millisekunden statt 1 Millisekunde gesendet wird. Bei einer Tastatur spielt das aber keine Rolle. Solche Features sind bei FPS Games wie «CS:GO» entscheidend. Hier steuerst du primär mit der Maus und nicht mit der Tastatur. Zudem bringt das Feature bei den verbauten Switches nichts. Mechanische Switches haben den sogenannten Debounce Delay. Das ist jene zeitliche Verzögerung, die ein Switch nach dem Auslösen braucht, um erneut auslösen zu können. Würde Corsair optische Switches verbauen, würde das Feature zumindest in diesem Punkt Sinn ergeben. Corsair hätte sogar den eigenen, passenden Schalter: Den opto-mechanischen OPX-Taster, der etwa in der K100 verbaut ist.

Ganz zu schweigen davon, dass sich die höhere Polling Rate negativ auf die Leistung deines PCs niederschlägt. Aktivierst du die Polling Rate von 8000 Hz in der Software iCue, wirst du darauf hingewiesen, dass diese Option zusätzliche Ressourcen erfordert. Ich hab’s in «Horizon: Zero Dawn» ausprobiert: Hier hatte ich mit einem Ryzen 9 5950X und einer Radeon 6800 XT bei einer Polling Rate von 8000 Hz rund 5 FPS weniger als bei einer Rate von 1000 Hz. Ganz ehrlich: Ich habe lieber mehr FPS statt eine höhere Polling Rate.

Klappern weniger als auch schon bei Corsair: die Stabilisatoren.
Klappern weniger als auch schon bei Corsair: die Stabilisatoren.

Bei den Stabilisatoren – jenen mechanischen Elementen, welche die langen Tastenkappen stabilisieren – hat Corsair im Vergleich zu früheren Tastaturen Fortschritte gemacht. Wenn ich die Tastatur durchschüttle, klappern die Stabilisatoren nur noch leicht. Sobald ich jedoch auf den Dingern tippe, ist das Klappern gut hörbar. Zudem erzeugen die Stabilisatoren zusätzliche Reibung, wodurch sie ordentlich lärmen. Es wäre schön, wenn Hersteller wie Corsair ihre Stabilisatoren schmieren würden. Soweit ich das gesehen habe, tun sie das nämlich nicht – oder zu wenig.

Allgemein gefällt mir der Klang beim Tippen überhaupt nicht. Die K65 RGB Mini klingt sehr hohl. Natürlich ist sie das auch, aber sie muss deswegen nicht so klingen. Der Hall verstärkt die kratzigen Switches, den Spring Ping und das Klappern der Stabilisatoren. Mein Anne Pro 2 mit Clicky Switches ist weniger laut als die K65 RGB Mini mit linearen Switches. Aber hör selbst:

Weitere Features und Software

Dank der Zweifachbelegung fast aller Tasten auf der K65 RGB Mini hast du die volle Funktionalität einer Tenkeyless-Tastatur. Ich hätte jedoch viele der definierten Zweitfunktionen anders gelegt. So beispielsweise die Pfeiltasten statt auf U, H, J und K auf W, A, S und D. So könnte ich nämlich die Fn-Taste mit dem Daumen der rechten Hand drücken und die Pfeile mit den Fingern der linken Hand. Bei der Standardeinstellung geht das zwar auch, aber ich muss meine linke Hand weiter gegen rechts verschieben. Oder dann hätte ich mir das Killerfeature der Anne Pro 2 gewünscht: Dort fungieren nämlich die rechten Shift, Ctrl, Fn und Fn2 als Pfeiltasten, wenn du sie nur kurz anklickst. Genial. Und das auf einer knapp vier Jahre alten Tastatur.

Wieso Corsair die Pfeiltasten auf U, H, J und K platziert hat, ist mir ein Rätsel.
Wieso Corsair die Pfeiltasten auf U, H, J und K platziert hat, ist mir ein Rätsel.

Zwar kannst du alle Tasten in der Software iCue umbelegen. Aber dann stimmt die Beschriftung auf den Keycaps nicht mehr und sie sind umsonst mit Aufdrucken überladen.

Für RGB-Fans wichtig: Du kannst über die Zweitbelegung zwischen elf voreingestellten Lichteffekten wechseln und auch deren Richtung, Farbe und Geschwindigkeit verstellen. Selbst Makros kannst du über die Tastatur selbst definieren und einstellen.

Bist du mehr der Softwaretyp, lassen sich all diese Einstellungen auch in der Software iCue machen. Selbst die hardwareseitigen Einstellungen von Tastenbelegungen und Beleuchtung lassen sich dort anpassen. Regelst du es softwareseitig, muss iCue jedoch laufen. Auf meinem System nimmt das Programm, wenn es im Hintergrund läuft, rund 220 MB Arbeitsspeicher in Anspruch.

In der iCue-Software kann einiges angepasst werden.
In der iCue-Software kann einiges angepasst werden.

Nebst den Tastenbelegungen und der Beleuchtung bietet iCue auch Firmware-Updates und das Umstellen der Polling-Rate.

Solide Tastatur, die mich trotzdem nicht überzeugt

Für mich als Tastatur-Snob gehen die kratzigen Switches, die klappernden Stabilisatoren und der Klang der Tastatur gar nicht. Leute mit weniger gehobenen Ansprüchen dürfte das aber nicht stören, schliesslich klingen die meisten Tastaturen von Corsair und Co. etwa gleich.

Kennst du nur solche Keyboards, ist die Corsair K65 RGB Mini eine solide Tastatur, aber nicht mehr. Sie liegt preislich im Rahmen einer vergleichbaren Ducky One 2 Mini oder GMMK Compact von Glorious. Beide sind jedoch bereits seit längerem erhältlich und die GMMK verfügt sogar über Hotswap. Du kannst dort also deine Switches nach Belieben tauschen. Die K65 RGB Mini kommt im Vergleich dazu zu spät und bietet zu wenig.

Die Corsair-Tastatur bietet zwei Features, die die anderen nicht haben und wovon eines sinnlos ist. Als Alleinstellungsmerkmal hat die K65 RGB Mini die Polling Rate von 8000 Hz. Die bringt bei einer Tastatur meiner Meinung nach jedoch nichts und verbraucht unnötig Ressourcen deines PCs. Falls du unbedingt eine Tastatur im CH-Layout brauchst, ist die K65 RGB Mini zurzeit die einzige im Shop, die auch darüber verfügt. Die Ducky kommt im DE-Layout und die fixfertige Glorious im US-Layout.

Wäre ich auf der Suche nach einer gut verfügbaren 60-Prozent-Tastatur in unserem Shop, würde ich nicht zur K65 RGB Mini greifen. Falls du unbedingt eine Tastatur im ISO-Layout, also grosser Enter-Taste, brauchst, wäre die Ducky One 2 Mini meine Empfehlung. Oder dann die Barebone-Version der GMMK Compact. Bei der kannst du im Gegensatz zur fixfertigen die Switches frei wählen und CH-Keycaps draufpacken.

Corsair K65 RGB Mini (CH, Kabelgebunden)
Tastatur
Gebraucht
83.50 CHF zuletzt neu 127.– CHF

Corsair K65 RGB Mini

CH, Kabelgebunden

Corsair K65 Mini (DE, Kabelgebunden)
Tastatur
109.– CHF

Corsair K65 Mini

DE, Kabelgebunden

22 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.


Gaming
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Computing
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

Kommentare

Avatar