Produkttest

Comeback des Jahres – Was das Nokia 8 wirklich taugt

Luca Fontana
13.10.2017

Microsofts Rückzug aus der Handybranche war auch das Ende einer Ära für Nokia. Was kaum einer wusste: Kurz zuvor kaufte HMD Global die Nokia-Markenrechte. Nun bläst das finnische Unternehmen mit dem Nokia 8 zum Angriff. Ob das Comeback glückt?

Schickes Design und der unfreiwillige Stabilitätstest

Ausgerechnet bei meinem Testobjekt riss die Serie. Natürlich. Wäre ja nicht lustig, wenn ich dem Produkt Management kein Pfui-Pfui zu beichten hätte. Was ist passiert? Das Handy ist mir aus der Hand geflutscht. Die unsanfte Landung auf Zürcher Strassenbelag forderte ein gerissenes Glas bei der rückseitigen Kameralinse und zwei recht derbe Flüche meinerseits.

Nichtsdestotrotz gibt's am Design kaum was zu meckern. Im Gegenteil, es überzeugt durch seine Schlichtheit. Das Display ist zwar nicht randlos – was momentan der letzte Schrei zu sein scheint – wirkt dank den abgerundeten Kanten aber so. Wenn mir das Handy nicht gerade zu Boden fällt, fühlt es sich richtig geschmeidig an. Das ist wenig überrachend, schliesslich handelt es sich beim Nokia 8 um ein Premium-Gerät.

Viel Leistung und das pure Betriebssystem

Zählen wir ein paar Hard-Facts auf:

  • CPU: Snapdragon-835 Prozessor von Qualcomm
  • Betriebssystem: Android 7.1.1 Nougat (Stock Android), ab Ende Oktober Android 8 Oreo
  • Interner Speicher: 64 GB Speicherplatz
  • Arbeitsspeicher: 4 GB RAM
  • 3,5-mm-Klinke für Kopfhörer
  • Fingerabdruck-Sensor zum Entsperren
  • Dual-SIM-Funktion auf Wunsch enthalten

Der Prozessor und die 4 GB Arbeitsspeicher sorgen für eine flotte Bedienung. Das Hin- und Herwischen geht gefühlt flüssig und ganz ohne Verzögerungen. Apps öffnen sich rasch und laden rassig. Auch CPU-Fresser wie Spotify oder Snapchat laden sich einen Zacken schneller auf als bei anderen Android-Geräten. Bei Snapchat konnte ich ganz locker zwischen den Filtern durchwischen – etwas, das ich vorher gar nicht kannte.

Ein weiterer Vorteil: Schnellere Sicherheits- und Systemupdates als bei der Android-Konkurrenz. Das Systemupdate auf Android 8 Oreo wird schon Ende Oktober kommen, was deutlich früher als bei der Konkurrenz ist.

Viel Leistung in einem flachen Aluminumblock. Design meets Technik.

Der interne Speicher beträgt nur 64 GB – 48 GB, wenn man den für die Software reservierten Platz abzieht – ist aber via Micro-SD-Karte erweiterbar. Per Fingerabdruck kannst du den Bildschirm entsperren. Das hat bei mir bisher tadellos funktioniert. Eine Dual-SIM-Funktion zur gleichzeitigen Nutzung von zwei SIM-Karten wird dir auf Wunsch ebenfalls spendiert.

Tolle Kameras und herausragendes Display

Die Spezifikationen der Kamera können sich sehen lassen:

  • Zwei Rückkameras, Farbe und Monochrom
  • 13 Megapixel und Autofokus auch auf der Frontkamera
  • Zeiss-Optik sowohl bei Front- als auch Rückkamera
  • Fotos mit Tiefenschärfe dank der Dual-Kamera (Bokeh-Effekt)

Die Schwarzweissfunktion ist lässig. Damit macht man Fotos direkt in Schwarz-Weiss; das Drüberlegen eines Filters in einem Bearbeitungsprogramm entfällt. Das kommt der Bildqualität sichtlich zu Gute. Den Bokeh-Effekt konnte ich leider nicht testen, weil das Glas vor der zweiten Linse beim erwähnten Sturz auf den Asphalt zerbrach – saudoof!

Bothie: Aufnehmen, was sowohl vor als auch hinter der Kamera passiert – warum nicht?

Akkulaufzeit wie gewohnt

Wie immer bei mir kommt auch dieses Smartphone beim normalen Gebrauch nicht über einen Tag ohne Ladestation hinaus. Unter normalem Gebrauch verstehe ich morgens im Zug ein wenig rumdaddeln, «20 Minuten» lesen oder WhatsAppen. Das gleiche nochmals mittags und abends. Zwischendurch ein Selfie (pardon, Bothie) oder ein, zwei Videos. Gegen 21 Uhr abends zieht mich die Ladestation mindestens genauso stark an wie das Licht die Motte.

Neue Massstäbe werden bei der Akkulaufzeit nicht gesetzt. Alte aber auch nicht unterschritten.

Fazit

Das Nokia 8 ist sicherlich kein Handy, das neue, revolutionäre Funktionen auspackt, die wir noch nicht gesehen haben. Es besitzt keine Gesichtserkennung, kein drahtloses Laden und kein randloses Display. Alles, was es kann, können die anderen eigentlich auch. Der Bokeh-Effekt hat sich längst rumgesprochen, auch der Fingerabdruck beim Entsperren ist keine Weltneuheit mehr. Was also macht das Nokia 8 aus?

Für mich ist es der Umstand, dass es das, was es kann, eben verdammt gut kann. Und verdammt schnell. Und das zu einem sehr attraktiven Preis, wenn du das Handy mit seinen Mitbewerbern vergleichst. Dazu kommt das zugegebenermassen schlichte, aber sehr schicke Design. Das Tüpfelchen auf dem «i» ist aber Stock Android: Die Benutzeroberfläche ist schnörkellos und kommt ohne überflüssigen Schischi aus.

Comeback geglückt? Comeback geglückt.

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Ich schreibe über Technik, als wäre sie Kino, und über Filme, als wären sie Realität. Zwischen Bits und Blockbustern suche ich die Geschichten, die Emotionen wecken, nicht nur Klicks. Und ja – manchmal höre ich Filmmusik lauter, als mir guttut.


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