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CES Privacy Keynote: Facebook, Apple, Procter & Gamble und die Regierung geben sich die Ehre

Apple gibt sich zum ersten Mal seit Ewigkeiten die Ehre und nimmt an einer Panel-Diskussion teil. Das Thema: Die Privatsphäre im Internet. Die Diskussionspartner: Apple, Facebook, ein Beauty-Konzern und die US-Regierung.

Der Raum in der Halle Nord des Las Vegas Convention Centres ist klein. Nur ein paar Hundert passen rein. Und das, obwohl Apple zum ersten Mal seit fast 30 Jahren an einer Keynote spricht, die der Konzern nicht selbst organisiert hat. Es geht um die Privatsphäre aus der Sicht der Konzerne und die Leitfrage lautet: Was wollen Konsumenten wirklich?

Spoiler: Wissen wir am Ende immer noch nicht, aber der Weg dahin war spannend.

Um zu verstehen, wie diese Konstellation auf der Bühne zustandegekommen ist, müssen wir einen Blick ins Verständnis des Themas «Privatsphäre» der einzelnen Teilnehmer werfen. Dazu müssen wir auch ihre Pläne für die Privatsphäre ihrer User ansehen. Denn Facebook ist die wohl grössten Datenschleuder unserer Zeit, Apple hält stur dagegen und die Federal Trade Commission dümpelt hinterher. Irgendwie. Und dann ist da noch Procter and Gamble

Facebook: «The Future is Private»

As I think about the future of the internet, I believe a privacy-focused communications platform will become even more important than today's open platforms.
Mark Zuckerberg, CEO Facebook, März 2019

Aber nur bei Selbsterkenntnis belässt Zuckerberg es nicht. Er blickt in die Zukunft und die Restrukturierung Facebooks. Natürlich soll das Öffentliche bleiben. Aber der Fokus werde verlegt. Zuvorderst stehe da Messaging, das privat und verschlüsselt sein soll. Zuckerberg gibt an, dass sogar Facebook selbst keinen Einblick in die Messages haben soll, die du anderen schickst.

End-to-end encryption prevents anyone -- including us -- from seeing what people share on our services.
Mark Zuckerberg, CEO Facebook, März 2019
Upholding this principle may mean that our services will get blocked in some countries, or that we won't be able to enter others anytime soon.
Mark Zuckerberg, CEO Facebook, März 2019

Gleichzeitig soll es aber möglich sein, dass du deine Nächsten in allen Apps Facebooks – also vor allem Facebook, WhatsApp und Instagram – finden sollst. Die Services werden also trotzdem miteinander reden und Daten unter sich austauschen.

Am Ende seines Posts gibt Zuckerberg zu, dass viele seiner Pläne noch in den Kinderschuhen stecken und dass die Realisierung in den kommenden Jahren angegangen wird.

Apple: «Privacy is a Human Right»

Privacy is a fundamental human right. At Apple, it’s also one of our core values.
Apple.com, Januar 2020

Da Apple als Kommunikationsstrategie Diskussionen und ausschweifende Statements vermeidet, sondern die Menschheit im Wesentlichen über ihren neuesten Coup informiert, ist dieser Abschnitt etwas kürzer und eigentlich eine Liste von Massnahmen, die Apple bereits umgesetzt hat.

Dass die Privatsphäre und der Schutz selbiger von Apple gerne nicht nur in ihrer Software und dem Datenmanagement praktiziert wird, sondern auch marketingtechnisch ausgeschlachtet wird, zeit das Event an der CES. Apple war seit 1992 nicht mehr an einem öffentlichen Event präsent und hat gesprochen. Damals hat Apple den Newton präsentiert,

Procter & Gamble: Aktivismus als Unternehmensziel

Selbst wenn Procter & Gamble nicht mit so vielen Daten um sich schmeissen kann wie Apple und Facebook es könnten, so bewegt sich das Unternehmen in deiner Intimsphäre. Der Trend ist aber klar: Alles wird smarter und vernetzter. Wenn sich Procter & Gamble frühzeitig Gedanken zur Zukunft des Datenschutzes macht und präventiv agiert, so könnten sich gewisse Probleme gar nicht erst auftun.

Die Federal Trade Commission: Der Kampf gegen die Gesetzlosigkeit im Internet

Dass dieses dingfest machen in einer gesunden Demokratie mit Unschuldsvermutung vor der Gräueltat illegal ist, entgeht der Regierung in der Diskussion.

Die Keynote: Geplänkel mit guten Zitaten

Einzig Jane Horvath, Chief Privacy Officer bei Apple, macht starke Statements, die in Clipshows gut daherkommen. Sie spricht sich in unmissverständlicher Deutlichkeit gegen eine Hintertür in Verschlüsselungsalgorithmen aus.

«Das Problem der Kinderschändung und des Terrorismus wird durch Hintertüren nicht gelöst», sagt sie.

Zu Recht. Denn angenommen, Apple baut eine Hintetür ein. Die Polizeibehörden können nun auf die iCloud-Daten der User zugreifen, sofern denn ein berechtigter Verdacht auf eine Schandtat besteht. Das passiert dann zwei oder drei mal öffentlich und die Verbrecher verwenden künftig nur noch Android Phones. Oder Dark Matter Katims. Oder Dumbphones. Oder Brieftauben. Fakt ist: die ahndenden Behörden werden immer einen Schritt hinter den Verbrechern zurückliegen.

Da Apple die Privatsphäre als Menschenrecht wahrnimmt und damit einen wichtigen Schritt tut, wehrt sich der Konzern aus Cupertino gegen dieses Spiel des Verlierens.

Ansonsten: Die Redenden reden an die Wände der anderen Redner, das Publikum hört zwar zu, macht aber keinen besonders beeindruckten Eindruck. Apple gewinnt natürlich, denn sie haben sich bisher für keinen grösseren Skandal zu entschuldigen.

Derweil auf Twitter

Gleichzeitig spricht FTC-Kommissarin Rebecca Slaughter ein wichtiges Zitat aus: Wer stellt sicher, dass die Unternehmen tatsächlich so mit unseren Daten umgehen, wie sie sagen?

Manuel Wenger bringt das Wort Audits ins Spiel. Unabhängige bekommen Zugang zu allen Datenverwertungsmechanismen und deren unterliegenden Protokollen erhalten. Sie sollen sicherstellen, dass den Usern keine Lügenmärli aufgetischt werden.

Merci, Manuel, dafür, dass du der spannendste Teil der Keynote warst.

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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