Produkttest

Canon PowerShot V1 im Hands-on: kompetente Kompaktkamera

Mit einer neuen Modellserie sorgt Canon für frischen Wind auf dem Markt der kleinen Vlogging-Kameras. Die PowerShot V1 macht vieles richtig.

In den Nullerjahren war Canons G-Serie die Speerspitze der Kompaktkameras: 1-Zoll-Sensoren, hohe Lichtstärke, überlegenes Bedienkonzept. Dann kam das Smartphone, der Markt implodierte und Canon überliess Sony quasi die Alleinherrschaft über das Segment.

Jetzt ist Canon zurück: Die 879 Franken teure PowerShot V1 fühlt sich an wie die spirituelle Nachfolgerin der G-Serie. Wie der Name vermuten lässt, hat die Kamera einen anderen Fokus als das Original – V steht für «Video». Kein Wunder, denn die Vlogging-Zielgruppe wächst und wächst. Doch auch wenn du eine kompakte Fotokamera suchst, ist die V1 einen Blick wert.

Gute Ergonomie, leider kein Sucher

Für eine so kleine Kamera liegt die V1 gut in der Hand. Das liegt am Griff auf der Vorder- und am Daumenpad auf der Rückseite. Auch mit der Bedienung komme ich gut klar, wobei sich das kleine Daumenrad fummelig anfühlt. Für den ISO-Wert vermisse ich ausserdem einen dedizierten Knopf. Ich kann ihn mittels Quick-Menü verstellen, dafür brauche ich aber mehrere Schritte.

Als grösste Schwäche der kleinen Canon-Kamera empfinde ich den fehlenden Sucher und das mittelmässige Display. In der Sonne lässt es sich relativ schwer ablesen. Es ist weniger hell und weniger gross als ein modernes Smartphone-Display. So macht das Fotografieren und Filmen bei schönem Wetter weniger Spass als mit meinem iPhone 16 Pro.

Grosser Sensor, weites Objektiv

Als Herzstück verbaut Canon in der V1 einen 1,4-Zoll-Sensor. Dieser hat einen Crop-Faktor von 2,0 – also etwa die gleiche Fläche wie Micro Four Thirds, aber im 3:2-Verhältnis. Das ist sehr gut für eine kompakte Kamera und schlägt sich positiv auf Dynamikumfang und Rauschverhalten nieder.

Ich kann die Bildqualität der Canon PowerShot V1 bisher nur beschränkt beurteilen, da sich zum Testzeitpunkt die RAW-Dateien noch nicht öffnen lassen. Die JPGs machen einen guten Eindruck. Erwarte keine Details auf Vollformat-Niveau, aber mehr als mit einem Smartphone. Insbesondere produziert der grössere Sensor der V1 auch bei hohen Empfindlichkeiten noch brauchbare Resultate, während Fotos aus meinem iPhone 16 Pro mies aussehen.

Dreistufiger Bildstabilisator, super Autofokus

Ein guter Bildstabilisator ist essenziell, wenn du dich selber filmen willst. Die Canon V1 stabilisiert das Bild einerseits optisch, andererseits kannst du das Bild zusätzlich digital beruhigen. Für letzteres gibt es zwei Stufen. Die erste beschneidet das Video nur wenig – zoome ich ganz raus, passe ich noch immer gut aufs Bild. Auf der zweiten Stufe wird es mühsam und ich muss den Arm ganz ausstrecken.

Ausschliesslich Positives habe ich vom Autofokus zu berichten. Er erfasst Gesichter, Augen und verschiedene Objekte – schnell, entscheidungsfreudig und zuverlässig. Canon hat in den letzten Jahren zu Branchenprimus Sony aufgeschlossen und setzt sein gutes Dual-Pixel-System auch in der V1 ein. Ich kann keine Schwachstellen ausmachen.

Fazit

Sehr gute Immer-dabei-Kamera

Die Canon PowerShot V1 konzentriert sich auf die Dinge, die eine gute Kompaktkamera ausmachen: grosser Sensor, durchdachte Ergonomie und die richtigen Features. Zu letzteren gehören der zuverlässige Autofokus, der eingebaute ND-Filter und die Kombination aus optischem und elektronischem Bildstabilisator.

Als Immer-dabei-Kamera für Vlogging macht die V1 alles richtig. Sie passt in eine Jackentasche und bietet eine deutlich bessere Videoqualität als ein Smartphone – vor allem in suboptimalen Lichtverhältnissen. Das Objektiv mit seinem Zoom-Bereich von 16-50 mm ist vielseitig, wenn auch nicht besonders lichtstark. Beim Fotografieren fehlen mir ein Sucher oder ein helleres Display. Ansonsten fühlt sich die V1 an wie eine moderne Version der Canon G-Serie.

Unter dem Strich bringt Canon neues Leben in das Segment zwischen Smartphone und Systemkamera. Die Canon PowerShot V1 bringt die Konkurrenz endlich wieder in Zugzwang: Sie übertrumpft die Sony ZV-1 II, die einen kleineren Sensor und keinen optischen Bildstabilisator hat. Einziger Wermutstropfen dürfte für viele der Preis sein. Für wenig mehr gibt es auch die Sony ZV-E10 II oder die neue Canon R50V. Die sind allerdings grösser und eignen sich mit den Kit-Objektiven nicht ganz so gut für Vlogging.

Pro

  • solide Bildqualität
  • zuverlässiger Autofokus
  • gute Ergonomie
  • optischer Bildstabilisator
  • vielseitiges Objektiv
  • eingebauter ND-Filter

Contra

  • nicht ganz günstig
  • kein Sucher
  • mittelmässiges Display

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Mein Fingerabdruck verändert sich regelmässig so stark, dass mein MacBook ihn nicht mehr erkennt. Der Grund: Wenn ich nicht gerade vor einem Bildschirm oder hinter einer Kamera hänge, dann an meinen Fingerspitzen in einer Felswand.


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