Canon EOS-1D X Mark III: Ein Maschinengewehr ist langsamer

Canon zeigt eine neue Kamera. Die Canon EOS-1D X Mark III ist schwer, gross und verdammt schnell.
Je länger die CES in Las Vegas dauert, desto produktlastiger wird sie. Nachdem all die Diskussionen zu Frauen, Sex und Privatsphäre ausgestanden sind, gehen die Menschen mit dem unhandlichen Badge in Las Vegas in die Ausstellungshallen und stellen sich Lärm und dem fröhlichen sich-gegenseitig-anrempeln.
In der grossen Haupthalle geben sich die ganz Grossen aus aller Welt die Klinke in die Hand. Samsung zeigt Laptops neben LG, die mit einem gebogenen OLED-Wall Eindruck machen. Hinten plätschert Sony daher mit dem Auto Vision-S und dem Ecto-1 aus Ghostbusters.
Weit weniger Eindruck schindet Canon auf den ersten Blick. Gleich nebenan macht Nikon mit Models und Modeschau auf sich aufmerksam, aber bei Canon ist da ein Tresen mit Kameras und Objektiven. Davor steht die Fachpresse, dahinter Fotografen aus aller Welt, die über ihre Lieblings-Canons erzählen.
Irgendwo zwischen EOS-R und EOS Rebel liegt ein Brocken von einer Kamera mit dem umständlichen Namen Canon EOS-1D X Mark III. Das kannst du in keiner Sprache anständig aussprechen.
Wenn du fotografierst oder filmst, dann werfe einen ganz guten Blick auf die Kamera. Echt. Das einzige, was wir bereuen, ist, dass wir nur wenige Minuten Zeit hatten vor der grossen Keynote.
Ratatatatatata
Bevor der Fotograf aus Puerto Rico erkennt, dass Videoproduzentin Stephanie Tresch und ich einigermassen etwas von Kameras verstehen, will er uns etwas zeigen. «Drück auf den AF-ON-Knopf hinten, dann bleib auf dem Auflöser».
Die Kamera legt los. Ohne Zeitverzögerung macht sie Aufnahme um Aufnahme. Bis zu 20 Bilder pro Sekunde liegen drin. In Raw und JPG. Und als ob das nicht schon cool genug wäre, das Kraftpaket, das mit Objektiv doch erstaunlich schwer in der Hand liegt, bringt in diesem Modus über 1000 Bilder in Serie. Dann, vermuten wir, muss der Computer in der Kamera mal etwas rechnen.
Denn wenn du fünf Sekunden lang 100 Bilder schiesst, dann kannst du diese sofort ansehen. Keine Meldung von wegen «Please Wait...» auf dem Display. Das liegt am neuen Prozessor, den Canon in der EOS-1D X III verbaut hat. Der Digic X – ausgeschrieben «Digital Imaging Integrated Circuit» – leistet so viel, dass Canon ihr Konzept der zwei Prozessoren neu überdacht hat. Statt zwei CPUs hast du in der 1D X nur noch einen, der dafür aber massiv mehr leistet. Canon geht sogar so weit und nennt die Kamera «The Ultimate EOS».
Der Digic X ist bis zu 3.1mal schneller als sein Vorgänger in der Einzelbildverarbeitung und bis zu 380mal schneller in der Serienbildaufnahme.
Videoseitig prügelt Canon auf den Prozessor an. Da liegt 4k mit 60fps auf einen 20MP-Sensor drin. Unbegrenzt. Klingt jetzt nicht so nach viel und etwas nach «Kennen wir doch schon», weshalb ich hier den Absatz kurz halte. Dieses Feature muss getestet werden.
Apropos: Das Klicken beim Auslösen einer DSLR ist doch nach wie vor etwas, das sehr zufriedenstellend ist.
Ja, aber… für wen?
Am Stand sind Videoproduzentin Stephanie Tresch und ich uns nicht einig. Für wen ist die Canon EOS-1D X III gedacht?
Mein erster Gedanke: Sportfotografie. Das Serienfeuer der Kamera kann den Penalty von A bis Z durchschiessen.
Ihr Gedanke: Studiofotografie. Das Gewicht der Kamera schreit nach einem Stativ. Obwohl der Body selbst recht leicht ist, macht das Objektiv viel Gewicht an die Kamera.
Aber wir sind uns einig: Die EOS-1D X III ist ein Biest. Ein sehr beeindruckendes Biest, das Canon nach dem PR-Debakel um die EOS-R zu neuem Ruhm verhelfen könnte. Die Kamera ist ab Mitte Februar 2020 im Handel. Und um der Frage in der Kommentarspalte vorzubeugen: Wir wissen nicht, wann die Kamera bei digitec angeboten wird.


Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.