

Bragi Dash - Ein Kopfhörer fürs Fitnessstudio, nicht für den Alltag

Kabel sind out. 3.5mm-Klinkenstecker sind out. Die Kopfhörer des 21. Jahrhunderts sind kabellos und dienen nicht nur dem Konsum von Musik. Sie sind gleichzeitig Fitness-Tracker und steuern das Handy. Und da die Zukunft hier ist, habe ich die Pioniere der Wireless Headphones – die Bragi Dash – getestet.
Kopfhörer sind wieder teuer. Sie haben wieder Prestige und sind Gesprächsthema unter Leuten, die sich nicht mit Impedanz und der ewigen Frage «In-Ear oder Muschel?» beschäftigen. Denn mit dem Verschwinden der Kabel, die Kopfhörer mit dem Handy verbinden und dem Verschwinden des 3.5mm-Klinkensteckers beim iPhone 7, ist Revolution angesagt. Weg mit dem Alten, her mit dem Neuen.
Ferner hat The Dash 4GB integrierter Speicher, der für Musik genutzt werden kann. Das dürfte vor allem Schwimmern zu gute kommen, da sie wohl kaum das Handy auf sich tragen werden, wenn sie trainieren. Ach ja, The Dash ist bis zu einem Meter wasserdicht.
Die Sensoren an der Unterseite der Dash messen allerlei BiodatenDiese ganze Hardware wird von einem 100mAh Lithium-Ionen-Akku pro Ohr betrieben, was etwa vier Stunden ununterbrochenen Musik- und Messgenuss bietet. Plusminus. Vier Stunden sind zwar nicht besonders lang, aber abgesehen von Marathon-Läufern wird wohl kaum jemand vier Stunden am Stück trainieren. Ich sicher nicht.
Die Software
Die Verbindung der Ohrhörer mit dem Handy ist einfach und wird von der Anleitung gut illustriert. Zudem erklärt mir die Stimme im Ohr, wie ich vorzugehen habe. The Dash verwendet Bluetooth Low Energy, einen energiesparenderen Bluetooth-Modus.
Die Bragi App ist übersichtlich und intuitiv bedienbarNach einigen Versuchen, weil alles neu ist, klappt das wunderbar und mit den Worten «I am now connected to your music library» sagt mir Frau Dash, dass ich nun Musik hören kann.
Velofahren:
- Puls
- Dauer der Trainings
- Umdrehungen pro Minute
- Distanz
- Geschwindigkeit
Schwimmen:
- Puls
- Dauer des Trainings
- Atemzüge
- Geschwommene Längen
Laufen:
- Puls
- Schritte
- Distanz
- Dauer des Trainings
- Verbrannte Kalorien
Velofahren mit Kalorienzählen geht nicht. Schwimmen mit Kalorien geht nicht. Für Trainierende, die vor allem via Kalorienzählen Gewicht verlieren wollen, sind die Messdaten in zwei Dritteln nutzlos. Ich selbst würde auch gerne sehen, wie viele Kalorien ich beim Radeln verbrenne. Geht nicht. Enttäuschend.
Einfacher oder vor allem individueller wäre es, wenn ich die Messdaten selbst bestimmen könnte, also ein individuelles Mess-Set zusammenstellen könnte. Zum Beispiel ein Training, das Kalorien, Umdrehungen und Atemzüge misst. Weil wenn The Dash all diese Daten schon messen kann, warum erhalten Nutzern dann nicht die Option, diese Messdaten nach ihren persönlichen Vorzügen zu sammeln?
Musik nur drinnen
Die Kritiker im Internet sind sich einig: Der Musikkonsum mit dem Bragi Dash ist frustrierend. User Ronny1975 schreibt auf unserer Produktseite:
Die BT Verbindung ist leider nicht immer gut Musik kommt abgehackt an wenn das Telefon in der Hosentasche ist. Daran sollte der Hersteller noch arbeiten
Als Referenz: Ich habe mein Handy in der Regel in der linken Hosentasche. Der Musik-Empfänger der Dash ist im rechten Kopfhörer untergebracht. Die Distanz, die das Bluetooth-Signal überwinden muss, liegt bei etwa einem Meter. Dass dies nicht ohne Probleme im Freien funktioniert, ist ein Totschlag-Argument für einen Outdoor-Kopfhörer.
Fakt ist, dass so lange eine direkte Sichtlinie zwischen Handy und Kopfhörern besteht, funktioniert die Verbindung auch über mehrere Meter. Seltsam ist nur, dass Schwimmen, Velofahren und Laufen nicht typische Indoor-Aktivitäten sind.
Die Suche nach den genauen Messdaten
The Dash selbst ist nicht mit so vielen Apps kompatibel wie die Konkurrenz auf dem Markt, aber über zwei Ecken habe ich meine Daten auch in andere Apps gekriegt, die nicht direkt mit der Bragi-App kommunizieren können. Ich habe kurzerhand eine weitere App dazwischengeschaltet und gut war.
Auswertung ohne Kurve
Bei der Datenauswertung über Zeit muss ich auf andere Apps zugreifen. Denn die Bragi-App selbst bietet keine offensichtlich auffindbare statistische Auswertung. Also keine Kurve und kein Zeitstrahl. Alles, was die Bragi-App bietet, ist ein Eintrag pro Workout.
Review der Workouts ist bestenfalls spartanischDer Auswertungsbildschirm ist nur eine statische Ausgabe des TrainingsbildschirmsDennoch ist es möglich, diese Kurven zu erhalten. Aber halt nicht in der Bragi-App. Google Fit bietet diese Kurven an. Die Kombination aus Bragi-App, Google Fit und MyFitnessPal bringt ein recht komplettes Bild meiner Ernährung, meines Gewichts und meines Trainings über Zeit. Dass die Bragi-App das nicht schafft, ist schwach.
Ein guter Anfang
Die Bragi Dash sind solide verarbeitet und versprechen viel. Die edlen Geräte sitzen gut im Ohr und das Case wirkt stabil. Wenn Bragi hardwaretechnisch weiterhin auf solch stabile Verarbeitung, starke Akkus und die Bedienung via Touch-Oberflächen setzt, könnte das Unternehmen sich als eine der besten Hersteller von kabellosen Kopfhörern etablieren.
Die Bragi Dash sind für Indoor-Sportler gemacht, denn das Bluetooth-Feld benötigt Reflektionsflächen, um ohne grosse Unterbrechungen zu funktionieren. Für Trainings im Studio sind die Dash also perfekt. Outdoor-Sportler müssen mit Unterbrechungen rechnen, wenn sie das Telefon nicht am Oberarm tragen. Als Alltagskopfhörer kann ich die Dash aber nicht empfehlen. Dazu ist der Empfang mit Sender in der Hosentasche zu schwach.
Zu Analysezwecken empfehle ich, ein anderes Tool zu verwenden, das Dinge wie Kurven auswerten kann. Dank der offenen Standards von Google Fit und der Android-Plattform im Allgemeinen ist das aber kein Problem und so kannst du dir die Analysemöglichkeiten suchen, die dir am besten zusagen.
Kabellose Kopfhörer mit Zusatzfunktionen haben Zukunft und Bragi legt mit dem Dash einen soliden Prototypen vor. Die Dash haben einige Kinderkrankheiten, aber wenn Bragi das Modell weiterentwickelt, dürften wir ein extrem gutes Gerät erhalten.
Das Schlussurteil: Bragis The Dash ist fast grossartig. Aber nur fast.


Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.
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