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Aussenscreen des Moto Razr 40 Ultra: so gross wie das erste iPhone-Display

Lorenz Keller
15.6.2023

Das Motorola Razr 40 Ultra hat den bisher grössten Aussenscreen in einem kompakten Faltphone. Im ersten Hands-on zeigt sich: Das ist sinnvoll.

Die Zahl der Megapixel ist nicht mehr die Messgrösse im Kampf um Marktanteile bei den Faltphones. Sondern die Grösse des Aussenscreens. Versuchten die Hersteller eine Zeit lang mit immer höher auflösenden Kamerasensoren die Fans zu beeindrucken, gibt es nun ein Wettrennen bei den Aussenscreens der Faltphones.

Der kleine Aussenscreen ist vollwertig nutzbar

Das Aussendisplay bedeckt praktisch die gesamte Fläche des zusammengeklappten Smartphones. Dieser misst 3,6 Zoll mit einer Auflösung von 1056 × 1066 Pixeln. Zum Vergleich: Der Screen des ersten iPhones hatte 3,5 Zoll und eine Auflösung von 480 × 320 Pixel – natürlich in einem anderen Format. Der grosse Aussenscreen zeigt, wo Motorola hin will: Ich kann fast alle Apps nutzen und bedienen, ohne das Telefon aufzuklappen.

Motorola hat das Razr 40 Ultra Anfang Juni vorgestellt, ich konnte es nun kurz ausprobieren. Das ist noch kein finaler Alltagstest, sondern nur ein Hands-on. Zum Preis von knapp 1200 Franken oder Euro startet in diesen Tagen die Markteinführung. Im Artikel von Kollege Jan findest du übrigens alle technischen Details.

Das Erstaunliche: Es dauert eine halbe Stunde, bis ich das Moto Razr 40 Ultra das erste Mal aufklappe. Bis dann spiele ich nur mit dem Aussenscreen herum. Tippe ich den Bildschirm an, ist zuerst nur die Uhrzeit zu sehen. Das spart Akku. Nun swipe ich hoch und ein von Motorola speziell angepasster Startbildschirm erscheint. Hier lassen sich Kontakte oder Wetterdaten direkt aufstarten – und ich kann auch zu allen Apps wechseln.

Im Gegensatz zum Hauptscreen sehe ich aber nicht einfach alle Apps, die ich installiert habe. Ich kann selber wählen, welche mir angezeigt werden. Grundsätzlich hast du vollen Zugriff auf alle Android-Apps, die du auf dem Telefon installiert hast.

Was für mich nach dieser halben Stunde klar ist: Der Aussenscreen ist voll nutzbar. Ich kann problemlos navigieren und sogar Antworten auf Messages tippen. So erspart er mir in vielen Situationen das Aufklappen, wenn ich nur kurz etwas erledigen muss. Vorbildlich auch, dass sich Motorola so richtig Mühe gegeben hat. Das Amoled-Display hat eine 144-Hertz-Bildwiederholrate und ist bis 1100 Nits hell.

Meine Lieblingsfunktion der Klapptelefone ist, dass ich mit den Hauptkameras problemlos Selfies machen kann, weil das Display aussen als Sucher dient. Auf noch mehr Screenfläche lassen sich Fotos und Videos natürlich noch genauer komponieren. Da ist es aber auch doppelt schade, dass die 12-Megapixel-Hauptkamera und die 13-Megapixel-Weitwinkelkamera im ersten Augenschein nicht erstklassig wirken.

Heller Screen und knallige Farbe

Dafür überzeugt der Innenscreen: Das 6,9-Zoll-Amoled-Display löst mit 2640 × 1080 Pixeln auf, hat eine Bildwiederholfrequenz bis 165 Hertz und gute 1400 Nits maximale Helligkeit. Im schummrigen Licht der Testlocation habe ich schnell vergessen, dass ich hier ein faltbares Telefon in den Händen halte. Der Falz ist kaum spürbar und nur sichtbar, wenn das Gerät extra schräg gehalten wird, um die Spiegelungen in der Klappkante zu sehen.

Beim Aussenscreen hat Motorola für den Moment die Konkurrenz überholt. Es bleiben aber noch wichtige Fragen für die Langzeit-Tests offen: Einerseits wie gut die Kamera wirklich ist oder wie lange der Akku hält. Mit 3800 mAh ist dieser nicht gerade gross, Oppo bietet im minimal dickeren Find N2 Flip beispielsweise 4300 mAh.

Und auch die Frage nach dem Verhältnis von Preis und Leistung des Gesamtpaketes stellt sich: Schliesslich zahlst du einen Flaggschiff-Preis, bekommst aber nur den Qualcomm 8+ Gen 1, der vor einem Jahr bereits auf den Markt kam. Und das Smartphone ist nur gemäss iP52-Standard wasserabweisend. Tropfwasser ist kein Problem, ganz ins Wasser fallen sollte es aber nicht.

Die Sparversion hat nur einen Mini-Bildschirm

Wer weniger Geld ausgeben will, kann sich das Razr 40 ohne Ultra kaufen, das für 890 Franken oder Euro erhältlich ist. Der grösste Unterschied ist der Aussenscreen, der nur 1,5 Zoll misst und die wichtigsten Benachrichtigungen anzeigt. Damit ist dieses Display kleiner als bei allen anderen aktuell erhältlichen Klapptelefonen. Ob das Sinn macht, müssen alle selbst entscheiden.

Auch sonst hat Motorola überall ein bisschen gespart: Der Prozessor ist mit dem Qualcomm Snapdragon 7 Gen 1 etwas schwächer, es gibt nur 128 statt 256 GB Speicher als Basis und es kommen andere Kamerasensoren zum Einsatz.

Das günstige Razr hat auch Vorteile: Der Akku ist mit 4200 mAh grösser. Und es gibt ebenfalls eine Variante mit Rückseite aus veganem Leder. Die sieht schick aus, ist sehr griffig und schützt das Gerät so gut, dass du das Razr 40 nicht unbedingt in einer Hülle verstecken musst.

Insgesamt wirkt das normale Razr 40 aber höchstens wie ein Trostpreis. Wer sich ein Klapptelefon leistet, dem sei das Ultra mit grossem Aussenscreen empfohlen. Damit kannst du die Möglichkeiten dieser Smartphone-Kategorie auch wirklich nutzen.

Titelfoto: Lorenz Keller

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