Produkttest

AOC Porsche Design PD27: Stylish, aber teuer

Kevin Hofer
21.12.2020

AOC überlässt beim neuen Monitor den Look Porsche Design. Das Resultat: Ein etwas teurer, dafür stylisher AOC Porsche Design PD27.

Eine schicke, schwarze Kartonschachtel steht bei mir im Hauseingang. Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen. Da drin steckt das Testsample des PD27. Im Vorfeld durfte ich mir bereits ein Video zum neuen Wurf von AOC und Porsche Design anschauen. Selbstverständlich mit extra viel Marketing-Blabla. An das kann ich mich auch gar nicht mehr erinnern. Geblieben ist mir von dem Video einzig das Design des Monitors, das dieselben Gefühle wie die schnittigen Boliden aus Stuttgart auslösen soll. Okay, sehr wahrscheinlich ist doch etwas vom Marketing-Bla hängen geblieben. Dennoch: Das Teil sieht echt geil aus. Und ich steh weder auf Porsche noch sonst auf Autos.

Design und Lieferumfang

Statt in herkömmlichen Styropor gehüllt liegt der bereits vormontierte Monitor samtig weich in stylischem, anthrazitfarbenen Polyethylen-Schaumstoff. Oben drauf ist eine schwarze Kartonschachtel mit Porsche-Design- und Agon-Logos. Die beiden Hersteller machen bereits bei der Verpackung klar: Hier kommt was Exklusives. Das Auspackerlebnis geht bei der Kartonschachtel weiter. Einmal geöffnet liegt ein speziell für den Monitor designter USB-Stick auf einem schwarzen Deckblatt. Unter diesem befindet sich in kleineren schwarzen Schachteln der weitere Lieferumfang.

Spannend, wie die Hersteller das Spezielle am Auspacken zelebrieren. Es wird tatsächlich zum Erlebnis. Nicht, dass das neu wäre. Beinahe alle Hersteller wollen das Auspacken zum Erlebnis machen und dabei die Exklusivität ihrer Produkte hervorheben. Apple ist König darin. Meistens finde ich das überflüssig und gar peinlich. Beim PD27 lasse ich mich dennoch davon einlullen. Spätestens als ich die völlig übertriebene Fernbedienung auspacke, ist es um mich geschehen. Das Design des Controllers orientiert sich an der Mittelkonsole der Sportwagen aus Stuttgart. Für den Controller eines Monitors lächerlich, aber deshalb schon wieder unendlich geil.

Mit dem Controller lassen sich das OSD bedienen und die drei wichtigsten Profile auf Knopfdruck aktivieren.
Mit dem Controller lassen sich das OSD bedienen und die drei wichtigsten Profile auf Knopfdruck aktivieren.

Weniger geil finde ich den Klotz, den ich dann auspacke: Das Netzteil ist extern und mit 16×7×4 Zentimeter riesig.

Nicht gerade stylish: Das Netzteil ist extern.
Nicht gerade stylish: Das Netzteil ist extern.

Das hatte wohl im Monitor selbst keinen Platz mehr. Schade, ein Carrera hat seinen Motor doch im Heck und nicht extern. Der gesamte Lieferumfang auf einen Blick:

  • USB-Laufwerk im Fancy Design
  • OSD-Controller im lächerlichen Fancy Design
  • Setup-Anleitung und weiterer Papierkram im Fancy Design
  • Externes Netzteil im Klotz-Design
  • HDMI-, DisplayPort- und USB-Kabel (jeweils 1,8 m)
  • Lautsprecherkabel für die integrierten Speakers

Vor lauter Krimskrams vergesse ich beinahe das Wichtigste: den Monitor. Blickfang ist der metallene Standfuss, der an einen Überrollkäfig erinnert. Die 1000R-Krümmung wiederum nimmt die runde Formsprache von Porsche auf und das beinahe randlos Design auf drei Seiten lässt das Teil schnittig erscheinen. Ich finde das Design absolut gelungen. Es erinnert mich tatsächlich an einen Sportwagen aus dem Hause Porsche.

Der Standfuss hat was von einem Überrollkäfig. Möglichkeiten zum Kabelmanagement gibt’s jedoch nicht.
Der Standfuss hat was von einem Überrollkäfig. Möglichkeiten zum Kabelmanagement gibt’s jedoch nicht.

Monitor und Standfuss sind sehr gut verarbeitet. Nichts wackelt oder knarzt. Der Rahmen besteht zwar aus Kunststoff, er sieht und fühlt sich jedoch nicht so an. Unten an der Front ist er in gebürstetem Aluminium Look gehalten. Der Monitor selbst lässt sich in der Höhe verstellen, neigen und schwenken. Ergonomisch ist alles top. Ausser, dass sich die Kabel nicht wirklich verstecken lassen.

Der Überrollkäfig-Standfuss hat aber auch seine Schattenseite: Mit etwa 32,5 Zentimetern ist er verdammt tief. Auf einem schmalen Pult wirst du wohl keinen Platz für den PD27 finden.

Der Standfuss ragt enorm weit vor und hinter das Display.
Der Standfuss ragt enorm weit vor und hinter das Display.

Ausstattung und Performance

Der PD27 kostet beinahe 800 Franken. Das Design alleine rechtfertigt diesen hohen Preis nicht. Da muss der Monitor auch mit Specs überzeugen. Die lassen sich tatsächlich sehen:

  • Auflösung, Grösse und Seitenverhältnis: 2560x1440 (WQHD) auf 27 Zoll im 16:9 Format
  • Curved: 1000R Krümmung
  • Bildschirmtechnologie: VA
  • Bildwiederholrate: 240 Hz
  • Reaktionszeit (grau zu grau): 0,5 ms
  • Helligkeit: 550 cd/m2
  • VESA DisplayHDR 400
  • Farbraumabdeckung: sRGB 119
  • Freesync Premium Pro, Freesync 2

Mit diesen Eigenschaften ist der PD27 mit dem Samsung Odyssey G7 vergleichbar. Bei der Helligkeit liefert der AOC etwas mehr, dafür ist der Samsung DisplayHDR 600 zertifiziert. Samsung bietet zudem G-Sync, dafür hat der AOC-Monitor die tiefere Reaktionszeit mit 0,5 ms.

Beleuchtungsorgie: RGB hinten, RGB unten und dann auch noch der Projektor, der dir...
Beleuchtungsorgie: RGB hinten, RGB unten und dann auch noch der Projektor, der dir...
...das Porsche-Design-Logo oder das Agon-Logo projiziert.
...das Porsche-Design-Logo oder das Agon-Logo projiziert.

Ebenfalls mit an Board sind zwei 5-Watt-Stereolautsprecher mit DTS zertifiziertem Sound sowie zwei USB-3.2-Anschlüsse, zwei HDMI 2.0-Schnittstellen und zweimal Displayport 1.4. USB-C fehlt. Bei der Beleuchtung haben sich Porsche Design und AOC etwas Besonderes einfallen lassen: Ein Projektor unterhalb des Standfusses projiziert das Porsche-Design- oder Agon-Logo. Ebenfalls im Standfuss befinden sich RGB LED, die sich über das OSD konfigurieren lassen. Vorne unterhalb des Displays hat es nochmal eine RGB-Leiste.

Display und Bildqualität

Zunächst mache ich mir mit dem Eizo-Monitortest ein Bild von der Qualität. Wie bei einem Monitor in dieser Preisklasse zu erwarten, stelle ich keine Pixelfehler fest, das Bild ist homogen, die Farbabstände sind differenziert und der Verlauf ist gleichmässig.

Die 1000R-Krümmung ist zu Beginn gewöhnungsbedürftig. Für einen 27-Zoll-Monitor ist sie extrem. Da ich den G7 von Samsung in 27 Zoll an meiner Testbench habe, bin ich mir das gewohnt. Persönlich finde ich diese Krümmung genial. Das liegt daran, dass ich sehr nahe am Monitor sitze und deshalb auf ein weites Sichtfeld angewiesen bin. Ist das bei dir anders, solltest du dir einen allfälligen Kauf zweimal überlegen.

Die 1000R-Krümmung dürfte für viele ein Killerkriterium bei einem 27-Zoll-Monitor sein.
Die 1000R-Krümmung dürfte für viele ein Killerkriterium bei einem 27-Zoll-Monitor sein.

Mit dem x-rite i1Display Pro Kolorimeter vermesse ich den PD27. Ich stelle fest: Der Monitor ist relativ gleichmässig ausgeleuchtet. Den hellsten Wert messe ich in der Monitormitte. Gegen unten fällt die Helligkeit ab. Die versprochenen 550 Nits erreicht er jedoch auch bei den hellsten Einstellungen im OSD nicht. Das liegt daran, dass er diesen Maximalwert nur für den Bruchteil einer Sekunde erreichen muss. Mit meiner Testmethode kann ich das nicht vermessen.

Die Nit-Werte in neun Zonen.
Die Nit-Werte in neun Zonen.

Bei der Farbraumabdeckung vermag der PD27 zu überzeugen. Er erreicht zwar die vom Hersteller angegebenen Werte nicht, kommt ihnen aber sehr nahe. Fairerweise muss ich sagen, dass ich noch bei keinem Monitor die angegebenen Werte gekommen bin. Das liegt an der Testmethode: Die Hersteller ermitteln die Werte im Labor, ich im Büro. Für ein 240-Hz-VA-Panel sind die Werte sehr gut und auch als ambitionierter, nicht professioneller Designer wirst du am Display deine Freude haben.

  • 99,7 Prozent sRGB
  • 82,6 Prozent Adobe RGB
  • 87,7 Prozent DCI P3

Beim statischen Kontrast messe ich gute 2040:1. Backlight Bleeding ist in den Ecken vorhanden, für ein VA-Panel aber nicht aussergewöhnlich. Im Alltag nehme ich es nicht wahr, nur beim Testbild.

Backlight Bleeding beim PD27: Fotografiert in dunklem Raum mit ISO 640, f/1.6 und 1/30s
Backlight Bleeding beim PD27: Fotografiert in dunklem Raum mit ISO 640, f/1.6 und 1/30s

Für Gamer mit Nvidia-Grafikkarten mag das fehlende G-Sync ein Problem sein. Obwohl der Monitor nicht als G-Sync kompatibel ausgewiesen ist, konnte ich G-Sync dennoch aktivieren. Meine Testgames liefen damit einwandfrei und ich hatte kein Screen Tearing.

Der PD27 ist HDR400 zertifiziert. Da es sich dabei um die Einstiegsstufe für HDR-fähige Monitore handelt, erwarte ich nicht allzu viel von der HDR-Funktionalität. Tatsächlich ist die Qualität des HDR in Ordnung, die Farben wirken kräftiger, aber einen grosser Sprung gegenüber ausgeschaltetem HDR kann ich nicht feststellen.

Dank der Bildwiederholrate von 240 Hz ist das Bild sehr flüssig. Ich kann keine Schlieren feststellen. Um von der hohen Antwortzeit von 0,5 ms zu profitieren, muss ich den Boost-Mode in den Overdrive-Einstellungen aktivieren. Ist dieser jedoch aktiv, dunkelt sich das Bild automatisch ab und ich sehe meine Gegner in den Games nicht mehr richtig. Stelle ich Overdrive auf Hoch ist das kein Problem mehr. Für mich, der nicht kompetitiv spielt, reicht das vollkommen aus. Ich kann mir vorstellen, dass das für Pro-Gamer, bei denen es tatsächlich auf Millisekunden ankommt, ein No-Go ist.

Audio

Die zwei 5-Watt-Lautsprecher liefern bessere Soundqualität als die meisten anderen eingebauten Display-Lautsprecher, die ich bis jetzt gehört habe. Sind sie gut? Nein, jedenfalls nicht für meine Ansprüche. Einen Film möchte ich mir damit nicht anschauen, geschweige denn Musik hören. Für das gelegentliche Youtube-Video ist die Qualität aber passabel.

Etwas nervig ist der Boot-Up-Sound, wenn ich den Monitor anstelle. Glücklicherweise lässt sich der übers OSD deaktivieren.

Geiles OSD

Das OSD erreichst du über Druck auf den Joystick hinten rechts am Monitor. Persönlich bin ich kein Fan von Joysticks zum Einstellen. Der vom PD27 ist jedoch derart ergonomisch gestaltet, dass es mich überhaupt nicht stört. Das OSD kannst du ebenfalls mit dem mitgelieferten Controller steuern.

Beim ersten Öffnen des OSD bin ich positiv überrascht. Der Look ist neu und frisch. Endlich etwas Abwechslung von den Öden OSDs. Da können sich alle eine Scheibe abschneiden.

Das wohl schönste OSD, das ich je gesehen habe.
Das wohl schönste OSD, das ich je gesehen habe.

Das OSD verfügt über acht Hauptpunkte: OSD Setup, Extras, Light FX, Audio, Farbeinstellungen, Bildeinstellungen, Helligkeit und Game-Einstellungen. Unter diesen Punkten stehen jeweils eine Menge weiterer Einstellungsmöglichkeiten zur Verfügung. Auf die gehe ich nicht im Detail ein. Einfach so viel: Egal ob RGB, Logo-Projektor oder Farb- und Game-Einstellungen, das OSD lässt keine Wünsche offen.

Fazit: Guter Monitor, bei dem du fürs Design drauf legst

Der PD27 macht fast alles gut, aber nichts ausgezeichnet. Abgesehen vom Design, wenn es denn deinen Geschmack trifft.

Seine Farbgenauigkeit ist gut, aber nicht gut genug für Profis.

Seine Performance beim Gamen ist gut, aber nicht gut genug für Profis.

Seine Performance bei HDR ist okay, ich stelle jedoch nicht wirklich einen grossen Unterschied zu SDR fest.

Du siehst worauf es hinausläuft: Der PD27 ist vor allem etwas für Gelegenheitsgamer oder ambitionierte, nicht professionelle Designer/Grafiker, die sich in das Design des Teils verliebt haben.

Den Look musst du tatsächlich lieben: Mit knapp 800 Franken kostet der PD27 nämlich eine Stange Geld. Der G7 von Samsung bietet ähnliche Specs und kostet rund 150 Franken weniger (Stand: 16.12.2020). Wenn du so viel Geld für einen Monitor ausgeben willst, kriegst du einen guten Monitor der nichts falsch macht, aber auch nichts 100 Prozent richtig.

AOC PD27 (2560 x 1440 Pixel, 27")
Monitor
Energielabel G

AOC PD27

2560 x 1440 Pixel, 27"

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Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.


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