Produkttest

TV-Sound, der die Wände zum Wackeln bringt: Sennheiser Ambeo Plus

Seit diesem Herbst ist die Ambeo-Familie komplett. Mini, Plus und Max. Die Mini ist der Kompromiss fürs kleine Wohnzimmer und die Max für Sound-Enthusiasten gedacht – dachte ich. Bei mir im Test ist die Ambeo Plus – und stellte sich als der absolute Sweetspot für mein Wohnzimmer heraus.

Im September durfte ich an der IFA die komplette Sennheiser-Soundbar-Familie unter die Lupe nehmen. Die Demo der Mini überzeugte mich in dem rund 25 Quadratmeter grossen Raum vollends. Und die 2019er Ambeo, die jetzt Ambeo Max heisst, kommt in Outdoor-Kinos und grossen Sälen zum Einsatz.

Nur: Wer kauft die Sennheiser Ambeo Plus? Sie befindet sich irgendwo in der Mitte. Weder Fisch noch Vogel, könnte man meinen.

Zudem schlägt sie mit stolzen 1239 Franken zu Buche. In diesem Preissegment bekommst du ein durchaus brauchbares 5.1-Surround-Set mit Subwoofer. Auch die Ambeo Plus bringt, was es braucht: Tollen Sound, Dolby Atmos, DTS:X, Sony 360 Reality Audio und ein Design, das sich in jedem Wohnzimmer dezent in die Umgebung einfügt. Das Ganze ohne den Hassle der Kabel und Schrauben eines Surround-Systems.

Optik: Verschmilzt mit jedem Wohnzimmer

Die Ambeo Plus beherbergt insgesamt neun Treiber – 400 Watt liefern sie insgesamt. Sieben der neun Treiber sind 50-mm-Breitbänder. Zwei weitere sind Subwoofer. Diese haben jeweils zehn Zentimeter Durchmesser. Beide sind «upfiring», also nach oben gerichtet und jeweils ganz aussen angebracht. Daneben befinden sich jeweils zwei der sieben Breitband-Treiber. Die übrigen drei befinden sich in der Mitte der Soundbar.

Diesen mittleren Teil der Ambeo Plus hat Sennheiser mit einem Stoffüberzug bespannt. Unterhalb befindet sich ein Kunststoffsockel, der mit einem dezenten Branding versehen ist. Auf der Oberseite findest du links und rechts ein Kunststoffgitter. Das Design ist gut durchdacht, alle wichtigen Tasten sind dezent angebracht, aber gut erreichbar. Mir gefallen die geschwungenen Kanten – sie verhindern, dass die Soundbar zu klobig wirkt.

Konnektivität: Was auch immer du willst

Das Wichtigste vorneweg: Standardmässig kommt die Soundbar solo. Du kannst natürlich einen Subwoofer dazu bestellen. Diesen kannst du wahlweise über den sogenannten «Pre out Sub» per Kabel anschliessen – oder über Bluetooth. Für diese Möglichkeit habe ich mich in diesem Test entschieden. Wenn ich mich schon für eine Soundbar entscheide, dann versuche ich die «Kabellosigkeit» so weit zu treiben, wie es geht.

Der Pferdefuss an der Geschichte: Die beiden anderen HDMI-Ports an der Ambeo Plus unterstützen nur HMDI 2.0. Wenn du also zum Beispiel noch eine Spielkonsole hast, etwa eine Xbox Series X oder eine PS 5, musst du auf 4K/120-Hertz-Passthrough-Unterstützung beim Zocken verzichten.

Last but not least gibt es noch einen USB- und einen Ethernet-Anschluss – letzterer lässt sich fürs leichtere Setup an den Router hängen. Ich hatte allerdings keine Probleme, die Bar per WLAN einzurichten.

Apropos kabellos: Die Sennheiser Ambeo Plus unterstützt Bluetooth 5.0, AirPlay 2, Google Chromecast, Spotify Connect und Tidal Connect. Heisst also: Sie funktioniert auch als Lautsprecher für Musik.

Performance: Du wirst fündig, egal was du suchst

Grundsätzlich kannst du die Soundbar über die Sennheiser Smart Control App steuern. Ich habe sie im Test genutzt, um den Sound zu kalibrieren. Dabei sendet die Ambeo Plus drei Minuten lang Signale aus und misst den Standard-Geräuschpegel, die baulichen Gegebenheiten und mögliche Hindernisse, die nahe an der Soundbar stehen.

Zu guter Letzt gibt es noch die Ambeo-Taste. Ist Ambeo aktiviert, soll die Bar für eine 3D-Audio-Performance sorgen, auch wenn der Content, den du dir anschaust, keine Atmos-Unterstützung bietet.

Der externe Subwoofer? Lieber nur im Eigenheim

Wenn du diesen Text bis hierher gelesen hast, dann wird dir meine Begeisterung stellenweise schon aufgefallen sein. Hier mache ich sie nun offenkundig: Was die Sennheiser Ambeo Plus aus einem Bar-Design heraus zu leisten vermag, ist schlichtweg grossartig. Ja, dieses Kompliment hat sie in dieser Deutlichkeit verdient.

Vom ersten Einstecken an verändert sie das Filmeschauen. Selbst Steinalt-Schmonzetten mit mässigem Sound klingen stark. Per Zufall ist am ersten Testtag ein «Agatha Christie»-Abend geplant. Selbst beim 1964er Krimi «Vier Frauen und ein Mord» ist der Effekt der Soundbar zu hören – die Bar rockt also nicht nur durch Dolby-Vision-Support. Dialoge sind klarer, es sind mehr Details zu hören und die Klangfülle wird breiter.

Aber auch ohne den Subwoofer ist der Bass ein Erlebnis, ohne die nötige Präzision vermissen zu lassen. Das Soundbett wird trotz der Intensität des Basses nicht verzerrt. Ich bin gar der Meinung, dass der Subwoofer nicht unbedingt notwendig ist. Schon gar nicht, wenn es Nachbarn gibt, auf die du Rücksicht nehmen solltest. Zudem sparst du einen Batzen Geld, wenn du dich auf die Soundbar beschränkst.

Auch bei den höheren Frequenzen überzeugt die Ambeo Plus. Leise Geräusche kann sie
gut in den Vordergrund rücken – ohne an der Lautstärke ebenjener etwas zu ändern. Es gelingt ihr nur durch die Betonung und dem präzisen Herausschälen des Tons. Das gleiche gilt für Dialoge, vor allem, wenn der oben erwähnte Dialog-Modus aktiviert ist. Alles ist knackig und präzise.

Tipp: Bei nativem Atmos-Content würde ich den Ambeo-Effekt deaktivieren. Er verstärkt den Effekt von Dolby Atmos zwar noch mehr, jedoch etwas zulasten der Präzision. Vor allem die Dialoge erhalten so etwas zu viel Hall. Bei Inhalten ohne Atmos ist die Ambeo-Funktion jedoch ein grosser Gewinn. Durch die spezielle Ambeo-Taste auf der Fernbedienung lässt sich die Funktion in Sekundenschnelle ein- und ausschalten.

Fazit: Sie ist ihr Geld wert – auch ohne Subwoofer

Die Sennheiser Ambeo Plus ist eine super Soundbar. Sie vermochte mich in Filme und Serien hineinzuziehen wie noch kaum eine andere. Die Klangfülle, der Detailreichtum, die Präzision und die Bässe werden sauber und zuverlässig orchestriert. Zudem gefällt mir die Ambeo-Funktion, die bei älteren Inhalten ebenfalls ein gutes Surround-Erlebnis liefert.

Ausserdem ist die Verarbeitung erstklassig. Sie passt gut in grössere Wohnzimmer. Meins ist circa 25 Quadratmeter gross, die Bar würde aber auch locker 40 schaffen. Vor allem dann, wenn du lieber auf einen externen Subwoofer verzichten möchtest. Ist der Raum kleiner, könnte auch die Ambeo Mini reichen – den Beweis dafür hat sie aber noch nicht erbracht, dafür braucht es einen ausführlichen Test.

Der Subwoofer liefert ebenfalls eine erstklassige Leistung ab. Jedoch dürfte dieser fürs durchschnittliche Wohnzimmer fast Overkill sein.

Titelbild: Florian Bodoky

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Seit ich herausgefunden habe, wie man bei der ISDN-Card beide Telefonkanäle für eine grössere Bandbreite aktivieren kann, bastle ich an digitalen Netzwerken herum. Seit ich sprechen kann, an analogen. Wahl-Winterthurer mit rotblauem Herzen.


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