

TomTom Touch Cardio: Aller Anfang ist schwer
Tracker über dem Tattoo: Melanie hat sich das TomTom Touch Cardio umgeschnallt und einen Monat lang beobachtet, was das Gerät kann und wie es sich bewährt. Ihre Erkenntnisse, inklusive Unfall und einer durchschnittlichen Schlafzeit von über zehn Stunden.
«Lest die Bedienungsanleitung!»
Wer liest schon eine Betriebsanleitung von irgendwelchen Smart Devices? Melanie nicht. Denn sie macht das so, wie der grosse Teil der Menschen: Sie drückt mal wild drauf los, hofft, dass die intuitive Bedienung irgendwie Sinn ergibt und kommt so zum Ziel. «Mit dieser Methode bin ich beim TomTom arg auf die Schnauze gefallen», sagt sie. Denn das Gerät ist zumindest im Setup nicht besonders nutzerfreundlich.
Sie nimmt die Betriebsanleitung hervor, sucht einen Guide für das Setup. Sie lacht.
«Zieh dir das mal rein. Da steht irgendwas von Verstrahlung und Beeinträchtigung von Funksignalen», sagt sie mir.
Tatsächlich steht auf Seite 26 der Betriebsanleitung etwas, das wohl in der ungelesenen Betriebsanleitung der meisten Tracker steht.
Dieses Gerät erzeugt, verwendet und strahlt Hochfrequenzenergie aus und kann den Funkverkehr stören, wenn es nicht gemäss den Anweisungen installiert und verwendet wird.
Während den Ferien in Bangkok, die Melanie kurz nach Testbeginn antritt, bleibt das TomTom zu Hause. Weil ihr Handy müsse sie auch in den Flugmodus setzen. Da wolle sie kein Risiko eingehen. «Ich bin mir zwar ziemlich sicher, dass die Tracker im Flugzeug harmlos sind, aber ich geh doch lieber in die Ferien, als abzustürzen», sagt sie mit einem Lachen.
Die Testerin beschliesst schnell, dass das Setup mit dem Handy wohl gehe, aber sie sich lieber auf die Version mit dem PC verlasse. Geht schneller. Und sie rät dazu, die Betriebsanleitung zu lesen, auch wenn das komplett an ihrer normalen Arbeitsweise mit Geräten zum Privatgebrauch vorbeigeht.
Die Auswertung beim Unfall
Der Monat mit dem TomTom ist ein abenteuerlicher. Melanie geht in die Ferien, die Zeit wird der Testzeit nicht angerechnet. Und sie baut einen Unfall. Als sie eines Sonntags auf einem Drift-Dreirad mit hoher Geschwindigkeit einen Berg hinunterrast, stürzt sie.
Die Folge: Melanie langweilt sich. Sonst geht die Deutsche im digitec Shop rund 20 000 Schritte pro Tag, redet mit unzähligen Kunden und hat auch ein Privatleben. Jetzt ist sie krankgeschrieben, hockt zu Hause rum, weil alles schmerzt.
«Eine gute Gelegenheit also, einfach mal alle Funktionen des Trackers durchzudrücken», meint sie.
Wieder genesen: Melanie testet nach ihrem Unfall weiter«Generell, die App hat Macken», sagt sie. Die Pendlerin habe den Award für «du hast deine Anzahl Schritte heute erreicht» mitten während einer Zugfahrt erhalten. «Ich hatte mich minutenlang nicht mehr bewegt und dann meinte mein Handy auf einmal, dass ich irgendwohin gegangen sei.»
- Die Synchronisation mit dem Smartphone funktioniert mal gut, mal gar nicht
- Das TomTom Touch Cardio meint, Melanie schläft, wenn sie es auszieht
- Die App mosert die ganze Zeit mit Warnhinweisen herum, dass sie eine Bluetooth-Verbindung haben will, wenn Bluetooth am Smartphone manuell ausgeschaltet ist
Das sei vor allem frustrierend, weil die App massiv Potenzial habe.
Die App mit Potenzial
Weisst du, ob die Kurve, die den Pulsschlag detailliert und nicht nur mit Tagesdurchschnitt analysiert, vorher schon da war? Lass es uns in den Kommentaren wissen.
Konkurrenz in einem Jahr
Trotz all dem Abenteuer in ihrem Leben und einem Gerät, das sie nicht vom Hocker haut, mag sie das Gerät nicht komplett abschreiben. Klar, das Setup war etwas anstrengend im Vergleich mit der Konkurrenz und die Funktionen sind softwareseitig nur halbwegs da, tauchen ab und verschwinden irgendwo in den Tiefen der App, aber der Reiz ist da. Genau wie das Verständnis seitens des Herstellers.
Kaufen würde sich Melanie das TomTom Touch Cardio nicht. Noch nicht. Wenn sie vom Gerät erzählt, dann wechseln sich die Emotionen ab. Frust und Optimismus. Sie mag die Idee des Geräts und seiner Apps mehr als die Ausführung. Da die App aber regelmässig Updates erfährt, lautet ihr Urteil wie folgt: «In einem Jahr wird TomTom wohl grossartig sein. Bis dahin können Nutzer bei der Entwicklung zusehen.»
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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.
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