Produkttest

Roborock Saros Z70: Was taugt der erste Saugroboter mit Greifarm?

Lorenz Keller
23.8.2025

Der Roborock Saros Z70 hat einen integrierten Greifarm, der während des Putzens Socken, Finken oder Taschentücher wegräumt. Das ist technisch faszinierend – aber leider unausgereift.

Vor dem Saugroboter liegt ein Hausschuh. Die Spannung steigt. Was macht der Roborock Saros Z70? Der Roboter scheint nachzudenken, positioniert sich dann nochmals neu. Plötzlich öffnet sich die Klappe oben auf dem runden Gerät. Langsam fährt ein Greifarm heraus. Er packt den Hausschuh im Zeitlupentempo, hebt ihn an und fährt damit zur definierten Ablagezone. Dort setzt er ihn sanft ab – und macht sich wieder an die Putzarbeit.

Der Roborock Saros Z70 ist der erste Saugroboter mit einem Greifarm, der Hindernisse wegräumen kann. Wie das geht – und wie gut das funktioniert, siehst du oben im Video. Hier gehe ich auf die Details ein und schaue mir die sonstigen Features des Roboters an. Der Greifarm ist nur ein spektakuläres Extra, primär soll das Gerät die Böden reinigen.

So funktioniert der Greifarm

Standardmässig ist der Greifarm des Saros Z70 nicht aktiviert. Das muss ich nach der Installation in den Einstellungen erledigen. Ich kann wählen, ob der Roboter die Bereiche, die er aufräumt, nachreinigen soll und ob er die Gegenstände selber sortiert oder ob ich jeweils in der App auswählen will, was er damit machen soll.

Für die Sortierung wähle ich auf der Karte zwei Bereiche in der Wohnung. In den einen stellt er die gefundenen Schuhe, in den anderen alles andere. Roborock liefert sogar einen kleinen Kübel mit, den ich als Depot nutzen kann. Theoretisch eine gute Idee – aber nur theoretisch, wie wir noch sehen werden.

Als Spielerei kann ich den Roboterarm manuell über die App bedienen. Blödsinn sollte ich damit aber nicht machen, der Greifer zwickt ganz schön, wie ich beim Test an meinem Finger feststelle.

Kein Blödsinn mit dem Greifarm, der packt ordentlich zu.
Kein Blödsinn mit dem Greifarm, der packt ordentlich zu.
Quelle: Valentina Sproge-Werndli

Das kann der Greifarm theoretisch – und das praktisch

Drei Kategorien von Gegenständen erkennt der Z70 laut Hersteller: Stoffe wie Socken oder Staubtücher, Papierkugeln und Schuhe. Roborock verspricht, dass es kontinuierlich Updates für den Greifarm geben wird. Momentan kann ich aber nur das testen, was verfügbar ist.

Und das ist in doppelter Hinsicht ernüchternd: Der Anwendungsbereich ist stark eingeschränkt. Was bei mir am ehesten herumliegt, nämlich Katzenspielzeug, erkennt der Roboter nur in Ausnahmefällen und lässt es liegen.

Socken, Tücher oder Schuhe erkennt er zwar meist korrekt, was ich in der App überprüfen kann. Doch viel zu oft kann er die Sachen nicht greifen. Gerade Staubtücher hat er bei mir im Test kein einziges Mal zu fassen gekriegt. Socken und Schuhe funktionieren besser.

Schuhe kann der Roboter gut greifen und transportieren.
Schuhe kann der Roboter gut greifen und transportieren.
Quelle: Lorenz Keller

Doch hat er einen Gegenstand mal gepackt, heisst das noch lange nicht, dass er ihn korrekt am vorgesehenen Ort ablegt. Hausschuhe stehen deutlich neben der Ablagezone, manchmal irgendwo im Raum. Auch die Socken landen nur in wenigen Fällen im Behälter. Doppelt blöd: Legt er sie davor ab, kommt der Roboter mit dem nächsten Gegenstand nicht mehr heran.

Leider trifft der Roboter nicht immer den vorher definierten Ablageort, hier der extra von Roborock mitgelieferte Behälter.
Leider trifft der Roboter nicht immer den vorher definierten Ablageort, hier der extra von Roborock mitgelieferte Behälter.
Quelle: Lorenz Keller

Im Video siehst du, dass der Z70 nur zwei von fünf Gegenständen erkannt und richtig platziert hat. In einem weiteren grossen Versuch hat er vier von sieben Schuhen zwar wegtransportiert, aber nur zwei sind im Ablagebereich gelandet. Kein einziges Stoffstück hat den Weg in den Behälter gefunden, immerhin zwei hat der Roborock daneben abgelegt. Drei von fünf Socken und Tüchern konnte er gar nicht packen. Beim Katzenspielzeug hat der Roboter nur eines von sechs Testobjekten als transportwürdig erachtet – und einen halben Meter neben der Ablage deponiert.

Der Greifarm ist also technisch faszinierend. Im Testalltag bringt er mir aber kaum einen Zusatznutzen. Da ist es effizienter, die Wohnung selber kurz aufzuräumen.

Bringt der Greifarm Nachteile mit sich?

Auf den ersten Blick habe ich keine Nachteile. Der Z70 kommt mit allen heute üblichen Features, er klettert sogar wie die anderen Topmodelle der Marke über zwei bis drei Zentimeter hohe Schwellen.

Der Roboter ist nur acht Zentimeter hoch – das ist gleich hoch oder gar ein Zentimeter weniger als bei vielen Konkurrenten. Rund 10 Prozent des Innenraums werden durch den Greifarm belegt, einen grossen Einfluss auf die Kapazität von Staubbehälter oder Akku hat das aber nicht.

Soweit, so gut. Doch was sich dann im Test herausstellt: Mit eingeschalteter Armfunktion braucht der Roboter massiv länger für die Reinigung. Für zwei Zimmer mit total 35 Quadratmetern Reinigungsfläche benötigte der Z70 72 Minuten – unter anderem, weil er versucht hat, eine Kugelbahn für Katzen wegzuräumen, was angesichts der Grösse völlig aussichtslos war.

Der Roboter will vergeblich die Kugelbahn greifen, was viel Zeit kostet.
Der Roboter will vergeblich die Kugelbahn greifen, was viel Zeit kostet.
Quelle: Lorenz Keller

Bei mir hat er in der normal aufgeräumten Wohnung jeweils rund doppelt so lange gebraucht wie andere Modelle, die ebenfalls Hindernisse erkennen, diese aber einfach umfahren und nicht noch wegräumen wollen. Sprich: Pro Quadratmeter sind es plötzlich fast zwei Minuten im Schnitt statt maximal einer Minute.

Der Z70 ist auch einfach ein Saugroboter

Vor lauter Greifarm geht fast vergessen, dass das neue Modell von Roborock ja primär ein Saugroboter ist, also den Boden möglichst gut reinigen soll.

Der Saros Z70 kann dabei durchaus mit den aktuellen Topmodellen mithalten. So navigiert er schnell und präzise – wenn er sich aufs Reinigen konzentrieren kann. Das zeigt sich beispielsweise bei der Installation: Sie dauert 13 Minuten. Kein Bestwert, aber die schnellste Zeit für einen Roborock.

Die Zimmereinteilung erfasst der Saros Z70 ausgezeichnet. Ich muss nur noch das halboffene Büro und den Flur abtrennen. Auch hier wieder: Kein Modell von Roborock hat das bisher so gut hingekriegt.

Links die Karte direkt nach dem Scannen, rechts die Objekterkennung, die sehr gut funktioniert.
Links die Karte direkt nach dem Scannen, rechts die Objekterkennung, die sehr gut funktioniert.
Quelle: Lorenz Keller

Eine Premiere gibt es auch noch: Zum ersten Mal scannt ein Saugroboter nicht einfach durch das Glas der geschlossenen Balkontüren und vermutet dort einen weiteren Raum, sondern ordnet diesen Bereich mit «Wintergarten» fast zutreffend als ausserhalb des Wohnbereichs ein. Das konnte bisher kein Konkurrent.

Der Roboter hat eine hohe Saugkraft und eine Bürste, in der sich keine Haare verfangen. Fürs Wischen nutzt er zwei runde, sich drehende Mopps. Die kann er in der Basisstation abwerfen, wenn sie nicht benötigt werden. Zudem hebt der Z70 je nach Reinigungsaufgabe das Chassis, die Mopps und/oder die Bürsten an. Ein Mopp und die Seitenbürste sind zudem ausfahrbar, um Kanten und Ecken zu reinigen.

Mit dem ausfahrbaren Mopp putzt der Z70 die Kanten und Ecken.
Mit dem ausfahrbaren Mopp putzt der Z70 die Kanten und Ecken.
Quelle: Lorenz Keller

Die Mopps und auch die Dockingstation werden mit 80 Grad heissem Wasser gewaschen und danach mit 55 Grad warmer Luft getrocknet. Eine passende Reinigungslösung dosiert das System je nach Einstellung automatisch – aus einem Tank mit 590 ml Kapazität.

Die Reinigungsleistung ist insgesamt ausgezeichnet und auf dem Niveau der anderen Roborock-Topmodelle wie dem Qrevo Curv.

Erfreulich ist auch die Lautstärke. Trotz hoher Saugkraft bleibt er mit 61 Dezibel bei der normalen Reinigung unter dem Durchschnitt.

Preis – und Perspektive

Knapp 1700 Franken kostet der Saros Z70 laut der offiziellen Preisempfehlung. Bei uns im Shop wird er zumindest zum Start 200 Franken günstiger angeboten. Damit ist er zum Testzeitpunkt der teuerste Saugroboter in unserem Sortiment.

Das ist ein Problem, denn er putzt insgesamt kaum besser als andere Topmodelle. Nehmen wir die interne Konkurrenz: Der Roborock Saros 10 und der Qrevo Curv erbringen ähnlich gute Reinigungsleistungen, sind aber deutlich günstiger.

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Der Aufpreis für den Greifarm ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht gerechtfertigt – auch wenn er technisch faszinierend ist. Es gibt natürlich ein gewisses Entwicklungspotenzial. So will der Hersteller die Zahl der erkennbaren und wegräumbaren Gegenstände vergrössern. Auch dürfte sich die Präzision mit Updates erhöhen. Aber: Für den Test ist das nicht relevant, ich kann nur ausprobieren, was bereits funktioniert.

Die Frage ist auch, ob Roborock die richtige Anwendung für die Hardware programmiert hat. Vielleicht wäre es sinnvoller gewesen, zuerst mit dem Greifarm ein anderes alltägliches Problem zu lösen. Um den Saugroboter sinnvoll zu nutzen, öffne ich in der Wohnung jeweils alle Türen. Hinter den Türen allerdings bleibt Staub und Schmutz zurück, dort kommt der Roboter nicht hin. Mit dem Greifarm könnte er aber vielleicht die Tür bewegen, dahinter reinigen – und dann die Tür wieder zurückstossen. Das wäre für mich viel eher ein Grund, den hohen Preis zu rechtfertigen.

Fazit

Faszinierender Greifarm – aber nicht ausgereift

Für die Reinigungsleistung erhält der Saros Z70 vier bis fünf Sterne. Der Saugroboter reinigt gründlich und gut. Zudem ist er mit allen Extras ausgerüstet, er klettert sogar über zwei bis drei Zentimeter hohe Schwellen.

Die Besonderheit des Z70, für die du einen kräftigen Aufpreis zahlst, ist der integrierte Greifarm. Der Roboter kann damit Schuhe, Textilien oder Papierkugeln wegräumen – in der Theorie. In der Praxis ist die Funktion zum Testzeitpunkt nicht ausreichend ausgereift. Zu viele Gegenstände bleiben liegen, zu ungenau ist das Gerät beim Ablegen der Dinge an den vorgesehenen Orten. Zudem brauchen diese zusätzlichen Funktionen viel zu viel Zeit.

Pro

  • faszinierende Greifarmtechnik
  • Schuhe werden recht gut weggeräumt
  • ausgezeichnete Putzleistung
  • Greifarm beeinträchtigt andere Features nicht

Contra

  • Greifarm im Alltag nicht sinnvoll nutzbar
  • hoher Preis
  • günstigere, gleich gute Alternativen
  • mit Greifarm erhöhte Reinigungszeit
Roborock Saros Z70 (Saugwischroboter)
Staubsauger Roboter
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CHF1499.–

Roborock Saros Z70

Saugwischroboter

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