Produkttest

Nothing Phone (1) im Test: Das Glühwürmchen unter den Smartphones

Das Nothing Phone (1) sticht mit seiner transparenten und blinkenden Rückseite aus der Masse der Smartphones hervor. Davon abgesehen erweist es sich als gelungenes Mittelklasse-Modell.

Die Hardware bei Smartphones lässt sich kaum noch signifikant verbessern. Da erscheint es nur logisch, dass Nothing bei seinem ersten Smartphone vor allem mit dem Design für Aufmerksamkeit sorgt. Die Ausstattung gibt darüber hinaus keinen Anlass zur Kritik, aber das Kamerasystem bietet noch Verbesserungspotential.

Blinkende Rückseite: das Glyph Interface

In den Einstellungen stehen zehn Leuchtmuster für Anrufe und Benachrichtigungen zur Auswahl. Du kannst auch verschiedenen Kontakten unterschiedliche Muster zuweisen. Zudem kannst du aktivieren, dass das Phone (1) exklusiv auf Glyph-Benachrichtigungen umstellt, sobald du es auf sein Display legst. Den unteren LED-Streifen kannst du außerdem beim Aufladen als Anzeige des Akkustands nutzen.

Nothing OS ohne Bloatware

Trotzden bin ich mit dem neuen OS sehr zufrieden. Es setzt optisch mit der Dot-Matrix eigene Akzente bei einem insgesamt zurückhaltenden Design. Auch bei der Benutzeroberfläche ist, wie bei der Hardware von Nothing, weniger beim Design mehr. Dazu kommt der komplette Verzicht auf nervige Bloatware. Nur die von Google vorgeschriebenen Apps sind mit Android 12 vorinstalliert. Die Kamera- und die Rekorder-App sind die einzigen eigenen Entwicklungen.

Das Phone (1) soll drei Jahre Android-Updates und vier Jahre lang Sicherheitsaktualisierungen erhalten. Das ist in Ordnung, aber nicht das langfristigste Versprechen unter den Android-Geräten.

Eine Dualkamera ist genug

Das Nothing Phone (1) verfügt über zwei Kameras auf der Rückseite. Das erscheint inzwischen wenig, ist aber für die meisten Motive völlig ausreichend. Hinter beiden Kameras befindet sich ein 50-Megapixel-Sensor. Unterschiede zwischen der Haupt- und der Ultraweitwinkelkamera gibt es bei der Blende, der Sensorgröße und der Pixelgröße:

  • Hauptkamera: f/1,9, 1/1,56 Zoll, 1,0 µm
  • Ultraweitwinkelkamera: f/2,2, 1/2,79 Zoll, 0,64 µm

Beste Smartphone-Kamera! Daran gibt es nach diesem niedlichen Foto von Bürohund Polly keine Zweifel. Ich habe trotzdem noch weitere Bilder gemacht, um mich nicht nur auf die gute Darstellung von Tierhaaren zu stützen.

Hinter natürliche Farbwiedergabe und hohe Detailgenauigkeit kann ich nach diesem Foto beim Phone (1) einen Haken setzen. Bei genauer Betrachtung lässt sich allerdings eine Tendenz zu Unschärfe in den Ecken erkennen.

Starke Kontraste sind für die Kamera des Phone (1) kein Problem. Die HDR-Software gleicht die Unterschiede zwischen schattigen und sonnigen Bereichen gut aus.

Die Ultraweitwinkelkamera, die Hauptkamera und der in der Kamera-App angebotene zweifache Zoom im Perspektivenvergleich. Theoretisch bietet das Phone (1) sogar einen 20-fachen Digitalzoom, der ist aber bereits bei zehnfacher Vergrößerung so schlecht, dass du ihn dir gar nicht anzuschauen brauchst.

Bei der Aufnahme der Ultraweitwinkelkamera fällt zudem wieder eine Unschärfe auf – in der oberen rechten Ecke. Sie lässt sich auch nicht damit erklären, dass die Bäume sich im Vordergrund befinden und der Hintergrund scharf gestellt wäre. In anderen Bereichen sind die Blätter im Vordergrund schärfer.

Das Nothing Phone (1) blendet bei Dunkelheit einen Halbmond im Sucherbild ein. Mit einem Klick auf diesen aktivierst du den Nachtmodus. Dieser erhöht die durchschnittliche Detailgenauigkeit der Automatik nicht, sorgt aber für stärker erhellte Bilder und etwas besser abgestimmte Kontraste in sehr hellen Bereichen. Andere Nachtmodi bekommen das aber besser hin. Zum Beispiel erwarte ich, dass die Zielanzeige auf der S-Bahn auf der Brücke lesbar ist.

Die Hauptkamera des Nothing Phone (1) sortiert sich zwischen gut bis sehr gut ein. Die Ultraweitwinkelkamera und die Frontkamera ziehen die Gesamtbewertung beim Fotografieren allerdings herunter.

Mehr Hardware ist nicht nötig

Mit seiner Ausstattung kann und will das Nothing Phone (1) gar nicht mit den schnell doppelt so teuren Top-Smartphones mithalten. Muss es auch nicht, es lässt trotzdem nichts vermissen.

Das 6,55 Zoll große OLED-Display ist bei Sonnenschein hell genug. Die maximale Bildwiederholrate von 120 Hertz entspricht der von Top-Modellen und die Auflösung von 2400 × 1080 Pixeln sorgt für ein scharfes Bild. Der Fingerabdrucksensor unter dem Display entsperrt das Phone (1) zuverlässig.

Wie sich das Phone (1) bei Geekbench 5 im Vergleich mit anderen guten Mittelklasse-Smartphones schlägt, siehst du in folgender Tabelle:

Mit dem 4500-mAh-Akku des Phone (1) komme ich gut über den Tag. Mit dem nicht im Lieferumfang enthaltenen 45-Watt-Netzteil, das Nothing optional anbietet, ist es nicht superschnell, aber sehr zügig geladen. Eine halbe Stunde, wie bei anderen Smartphones reicht nicht, aber mit etwa einer Stunde Ladezeit bekommst du die Batterie gefüllt.

Der interne Speicher des Nothing Phone (1) ist 128 oder 256 Gigabyte groß und lässt sich nicht mit einer microSD-Karte erweitern. Dafür kannst du zwei SIM-Karten in das Smartphone einlegen.

Erfrischender Neuling mit Optimierungsbedarf beim Kamerasystem

Design ist immer Geschmackssache. Das gilt auch für das Nothing Phone (1). Ich freue michüber die Abwechslung, die es in die Masse der Smartphones bringt. Das Glyph Interface wirst du lieben oder hassen. Das aufgeräumte Nothing OS ist für mich bisher ein großer Pluspunkt.

28 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Galaxus.de. 


Smartphone
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Produkttest

Unsere Expertinnen und Experten testen Produkte und deren Anwendungen. Unabhängig und neutral.

Alle anzeigen

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Produkttest

    Das Nothing Phone (3) rückt im Test den Top-Smartphones auf die Pelle

    von Jan Johannsen

  • Produkttest

    CMF Phone 2 Pro im Test: jetzt mit NFC und drei Kameras

    von Jan Johannsen

  • Produkttest

    Nothing Phone (2a) im Test: Auffallen für wenig Geld

    von Jan Johannsen