Produkttest

Navee ST3 Pro im Test: gut gefedert über Stock und Stein

20 Kilometer über Asphalt, Feldwege und Pflastersteine: Mit dem neuen Navee ST3 Pro fahre ich um den Greifensee – ein Härtetest mit schöner Aussicht.

Seezugang, kaum verbaute Ufer, grosse Naturschutzgebiete und ein Motorbootverbot: Der Greifensee im Kanton Zürich ist ein Kleinod, das während der Ferien und an Wochenenden gut besucht ist. Eine rund 20 Kilometer lange Strecke führt um das Gewässer – ideal für einen intensiven E-Scooter-Test. Ich mache mich von einem Parkplatz in Niederuster auf den Weg.

Mit dem neuen Navee ST3 Pro fahre ich einmal rund um den Greifensee.
Mit dem neuen Navee ST3 Pro fahre ich einmal rund um den Greifensee.

Mit Power den See entlang düsen

Etwas über 25 Kilogramm bringt der Navee ST3 Pro auf die Waage. Das ist gerade so die Grenze, dass ich ihn in den Kofferraum laden, in den ÖV mitnehmen oder eine Treppe hochtragen kann. Viel leichter sind vergleichbare Konkurrenzmodelle nicht: Der Egret Ey! 2 wiegt zwei Kilogramm weniger, der Xiaomi 4 Ultra ein Kilogramm. Der kürzlich getestete Segway ZT3 Pro D dagegen ist mit 30 Kilogramm wuchtiger und schwerer.

Da ich den Scooter von zu Hause aus nutze, ihn aber auch für einen schnellen Spotwechsel beim Angeln mitnehme, ist mir wichtig, dass ich ihn tragen kann. Trotzdem nimmt der ST3 Pro weniger Platz in Anspruch als ein Velo. Ich wuchte ihn aus dem Kofferraum – und die Fahrt rund um den Greifensee geht los.

Der erste Abschnitt rund um Niederuster ist asphaltiert und flach – ideal, um den Navee-Scooter kennenzulernen. Ich merke, dass er je nach Modus unterschiedlich beschleunigt. Der Standardmodus ist gemütlich: Der 500-Watt-Motor beschleunigt den ST3 Pro gemächlich bis zur erlaubten Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h. Mir gefällt der Sportmodus besser – dabei nutzt der Scooter die kurzzeitig mögliche Spitzenleistung von 1350 Watt und erreicht schneller die Topgeschwindigkeit. Im Test hat der Scooter, mit 100 Kilogramm beladen, eine Steigung von 18 Prozent geschafft.

Die Bedienung des Blinkers links unter der Glocke liegt genau am richtigen Ort.
Die Bedienung des Blinkers links unter der Glocke liegt genau am richtigen Ort.

Ich kann die Beschleunigung mit dem sensitiven Gashebel gut selbst steuern. Bei anderen Modellen ist es deutlich schwieriger, die Leistung mit dem Finger zu dosieren. Dass sich Navee Gedanken über die Ergonomie gemacht hat, zeigt auch der Schalter für den Blinker: Er liegt genau dort, wo ich mit dem Daumen der linken Hand intuitiv hingreife. So kann ich nach einem Schulterblick problemlos eine Familie mit Veloanhänger überholen und das einfach mit dem Blinker ankündigen. Das ist auf dieser Strecke wichtig, da die Tempounterschiede gross sind. Die Gümmeler auf dem Rennvelo kommen gefühlt mit doppelt so hoher Geschwindigkeit angeschossen.

Die App ist notwendig und nützlich

Das Znüni an der Schifflände Niederuster fällt leider ins Wasser – dort ist Grossbaustelle: Im Herbst 2025 soll ein neues Restaurant mit Kiosk eröffnen. Ich nutze die Pause, um mir die App von Navee anzuschauen. Um die komme ich nicht herum, da ich sie zur erstmaligen Aktivierung des Scooters brauche und dafür ein Konto erstellen muss.

An der Schifflände in Niederuster mache ich etwas Pause.
An der Schifflände in Niederuster mache ich etwas Pause.

Praktisch ist, dass ich über die App den Scooter elektronisch sperren kann – ein zusätzlicher Diebstahlschutz in Ergänzung zu einem Schloss. Nutzt du ein iPhone, lässt sich der Standort des ST3 Pro über die «Find my»-Anwendung orten.

Als Spezialfunktion kann ich über die App die zwei LED-Streifen aktivieren, die an der Seite des Trittbretts angebracht sind. Vier Animationen und verschiedene Farben sind wählbar. Die LEDs leuchten, sobald auch das Licht eingeschaltet ist. Standardmässig sind sie deaktiviert.

Über die App kann ich die LED-Streifen aktivieren und verändern.
Über die App kann ich die LED-Streifen aktivieren und verändern.

Allerdings fehlt mir auch ein Menüpunkt in der Navee-App: Ich kann das Licht vorne und hinten nicht dauerhaft aktivieren, sodass es sofort leuchtet, wenn ich den Scooter einschalte. Das funktioniert nur fürs Rücklicht – was mir nichts nützt, da in der Schweiz bei E-Bikes und E-Scootern das Licht immer eingeschaltet sein muss. Ich muss daran denken, das Licht jeweils manuell einzuschalten.

  • Hintergrund

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Gut gefedert über Kopfsteinpflaster und Schotter

Mit den richtigen Einstellungen geht die Fahrt auf dem Seeweg weiter. In Greifensee folgt der erste Härtetest: Ich mache einen kurzen Abstecher zum Schloss – und muss dabei über holpriges Kopfsteinpflaster fahren.

Holpriges Kopfsteinpflaster vor dem Schloss Greifensee.
Holpriges Kopfsteinpflaster vor dem Schloss Greifensee.

Hier merke ich zum ersten Mal, wie gut die Federung des ST3 Pro ist. Der Hersteller setzt auf eine Aufhängung mit Dämpfern, die Stösse ausgezeichnet ausgleicht. Natürlich spüre ich das Kopfsteinpflaster, doch es ist erträglich, und ich kann problemlos mit 20 km/h darüberfahren.

Der Navee gehört zu den am besten gefederten E-Scootern in diesem Preisbereich. Das zeigt er kurze Zeit später erneut, als ich von der asphaltierten Strecke auf einen Feldweg abbiege, quer durchs Naturschutzgebiet am Glattwehr vorbei.

Die Dämpfer an den Rädern federn alle Unebenheiten heraus.
Die Dämpfer an den Rädern federn alle Unebenheiten heraus.

Der teilweise unebene Kiesweg fordert der Federung alles ab. Angenehm ist, dass ich auf dem Trittbrett mit dem Untergrund mitwippe, da es über die zwei Dämpferarme mit den Rädern verbunden ist. So lassen sich ein paar Kilometer abseits der Strasse gut bewältigen. Ich kann – wenn nötig – sogar eine kurze Strecke quer über eine Wiese fahren, alles kein Problem.

Zwischendurch geniesse ich die Aussicht auf dem Inseli-Steg samt Plattform mitten im Schilf und lese ein paar Informationen zu den Pfahlbauten. Viel Zeit für Pause habe ich nicht, denn als Nächstes steht ein Bremstest auf dem Programm. Ich drücke die Scheibenbremse am Hinterrad vollständig durch. Trotz schottrigem Untergrund blockiert das Hinterrad dabei kaum, und ich schlittere nicht über das Kies. Das verdanke ich dem eABS, das in solchen Situationen die Bremskraft reguliert.

Vom zweiten elektronischen System merke ich nichts: Die Traktionskontrolle TCS soll dafür sorgen, dass beim Anfahren das Rad nicht durchdreht. Zumindest bei meinem Gewicht verliert das Rad nicht die Haftung – der Motor hat dafür nicht genug Kraft.

Zwischendurch kurz die Aussicht auf den See geniessen.
Zwischendurch kurz die Aussicht auf den See geniessen.

Zum Zmittag der Preisvergleich

Nach der Hälfte der Seeumrundung entdecke ich ein Restaurant mit schöner Terrasse direkt am Weg. Ich esse im «Zum Hutmacher» eine kleine Stärkung – sehr empfehlenswert.

Kleines Zmittag im «Zum Hutmacher»: Das Tatar war ausgezeichnet.
Kleines Zmittag im «Zum Hutmacher»: Das Tatar war ausgezeichnet.

Dabei schaue ich mir den Navee im Konkurrenzvergleich an. Der offizielle Verkaufspreis des ST3 Pro beträgt 799 Franken. Für einen Scooter mit dieser Leistung und einer Federung auf beiden Achsen ist das ein fairer Preis. Allerdings ist ein Vergleich schwierig: Es gibt günstigere Modelle wie den Xiaomi 5 Max – dieser ist schlechter gefedert. Der ähnlich teure Segway ZT3 Pro D hat mehr Bodenfreiheit, federt ähnlich gut, ist aber deutlich grösser und schwerer. Direkt vergleichbar ist beispielsweise der Egret Ey! 2, der etwas mehr kostet.

Kleiner Tipp: Zum Verkaufsstart gibt es bei uns eine Aktion mit 100 Franken Rabatt – das macht das Modell nochmals etwas attraktiver. Insgesamt bietet Navee auf jeden Fall ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Nach 20 Kilometern die Reichweiten-Auswertung

Die letzten paar Kilometer absolviere ich ohne Stopp – auch wenn beispielsweise die Naturstation Silberweide mit dem Erlebnispfad durchaus einen Halt wert wäre.

Aber es ist Zeit, die Runde um den Greifensee abzuschliessen und auszuwerten. Ich habe in etwas mehr als einer Stunde Fahrzeit total 21,3 Kilometer zurückgelegt, es bleibt eine Akkuladung von 30 Prozent. Sprich: Mit vollem Akku komme ich im Sportmodus bei starker Belastung 30 Kilometer weit. Das ist deutlich entfernt von den angegebenen 75 Kilometern Reichweite.

Nach 20 Kilometern über Stock und Stein braucht der Scooter eine Reinigung.
Nach 20 Kilometern über Stock und Stein braucht der Scooter eine Reinigung.

Auf der Webseite des Herstellers wird klar, dass dieser Wert nur bei einem Tempo von 15 km/h, auf gerader Strecke und mit 75 Kilogramm Beladung gilt. Im Sportmodus spricht Navee von 55 Kilometern, das ist im Alltag sicher realistischer. Doch auch diese Zahl hat der ST3 Pro im Test nicht erreicht. Damit ist Navee nicht allein, auch beim Segway ZT3 Pro D habe ich diese Diskrepanz im Alltag festgestellt.

Trotzdem bin ich nach der Rundfahrt zufrieden. Die junge Marke Navee hat einen ausgezeichneten E-Scooter mit einer überzeugenden Federung auf den Markt gebracht. Für längere Strecken ideal.

Fazit

Viel Federung, fairer Preis

Der Navee ST3 Pro überzeugt mit umfassender Ausstattung, überdurchschnittlich guter Federung und einem attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis. Er steckt Kopfsteinpflaster ebenso weg wie harte Bremsmanöver.

Vor allem auf längeren Strecken kann der E-Scooter seine Stärken ausspielen. Allerdings ist die Reichweite bei hoher Belastung mit rund 30 Kilometern nicht besonders gross. Auch die App bietet noch Potenzial für Verbesserungen.

Pro

  • ausgezeichnete Federung auf beiden Achsen
  • leistungsstarker Motor
  • witzige LED-Streifen an der Seite
  • gute Bremsen
  • stabile Bauweise

Contra

  • mittelmässige Reichweite
  • muss mit App aktiviert werden
  • kein Standlicht einstellbar
Navee ST3 PRO (20 km/h, 75 km, 500 W)
E-Scooter
Neu
CHF689.–

Navee ST3 PRO

20 km/h, 75 km, 500 W

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Gadgets sind meine Passion – egal ob man sie für Homeoffice, Haushalt, Smart Home, Sport oder Vergnügen braucht. Oder natürlich auch fürs grosse Hobby neben der Familie, nämlich fürs Angeln.


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